Korruptionssumpf Fußball?

Neue Vorwürfe gegen Katar und Kaiserslautern und offene Fragen nach dem Hoeneß-Prozess

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Diese Woche teilte der Daily Telegraph mit, er verfüge über geleakte Dokumente, die nahe legen, dass der bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar amtierende Fifa-Vizepräsident Jack Austin Warner und dessen Söhne Daryan und Daryl kurz nach der Entscheidung insgesamt fast zwei Millionen US-Dollar überwiesen bekamen.

Auf den 71-jährigen Trinidader selbst sollen durch einen Geldtransfer an eine ihm gehörende Firma etwa 1,2 Millionen Dollar entfallen sein. Im Überweisungsvermerk werden als Gegenleistung "professionelle Dienste" aus den Jahren 2005 bis 2010 genannt. Ein Angestellter dieser Firma wurde angeblich zusätzlich mit 400.000 Dollar bedacht.

Das Geld stammte dem Telegraph-Bericht zufolge von der Firma Khalid Electrical and Mechanical Est (Kemco), die dem katarischen Fußballfunktionär Mohamed bin Hammam gehört, der damals noch Präsident des asiatischen Fußball-Verbands AFC war.

Woher die Zeitung die Informationen hat, ist nicht ganz klar. Möglicherweise stammen sie von einem von Warners Söhnen, die in Florida unter Hausarrest stehen und gegen die die US-Bundespolizei FBI wegen diverser Wirtschaftsdelikte ermittelt. Dabei soll auch die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar eine Rolle spielen.

Warner und bin Hammam wurden bereits im Mai 2011 wegen Stimmenkauf- und Bestechungsvorwürfen von ihren Funktionärsämtern suspendiert. Hintergrund war der Versuch bin Hammams, den amtierenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter zu entmachten und sich zu seinem Nachfolger wählen zu lassen. Darüber hinaus soll es auch beim Verkauf von Fernsehrechten, bei der WM-Ticketvergabe 2006 und bei der Vermietung von Gebäuden nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Katar, die Hintergrund für die Zahlung sein könnte, geriet nicht nur wegen der Korruptionsermittlungen in die Kritik: Das Emirat steht nämlich auch im Verdacht, in Syrien und in zahlreichen anderen Ländern salafistische Terroristen zu finanzieren. Außerdem wurden indische und nepalesische Arbeiter beim Bau der Stadien und anderer WM-Gebäude so schlecht behandelt, dass innerhalb von zwei Jahren etwa 800 starben.

Warner und bin Hammam schweigen bislang zu den Vorwürfen. Aus dem katarischen WM-Organisationskomittee heißt es lediglich, man habe "keine Kenntnis" von den im Daily Telegraph geschilderten Vorgängen.

Auch auf Fußballebenen unterhalb der Fifa gibt es neue Meldungen zu merkwürdigen Geschäften: So kritisiert beispielsweise der Bund der Steuerzahler in Rheinland-Pfalz, dass der 1. FC Kaiserslautern in den letzten Jahren mit insgesamt 100 Millionen Euro an öffentlichen Geldern subventioniert worden sein soll. So soll ihm die Stadt beispielsweise das Nachwuchszentrum "Fröhnerhof" für sechs Millionen Euro abgekauft und für 2,6 Millionern Euro zum Rückkauf angeboten haben. Und die jährliche Pacht des 2006 für 65 Millionen öffentlich erworbenen Fritz-Walter-Stadions soll gerade einmal die für die Kaufsumme fälligen Zinsen decken. Der Fußballclub kritisiert die Vorwürfe, die mittlerweile von der Kommunalaufsicht geprüft werden, als "populistisch".

Im Fall Hoeneß bleibt auch nach dem Ende des Strafverfahrens offen, woher der Fußballfunktionär das Geld für die Spekulationen hatte, bei denen er mindestens 28,5 Millionen Euro an Steuern hinterzog. "Welche Rolle spielte Adidas?", fragt sich deshalb die schweizerische Handelszeitung und wundert sich, warum das deutsche Gericht die Angaben zum Startkapital und zu den Bürgschaften für die Spekulationen des FC-Bayern-Managers nicht näher untersuchte - auch deshalb, weil Adidas kurz nach Beginn der Geschäfte als Gesellschafter der FC Bayern AG aufgenommen wurde.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutet, dass die "Verspätung" bei der Einreichung der Dokumente keine Schlamperei, sondern bewusste Taktik gewesen sein könnte, die das Gericht dazu bringen sollte, sich diese nicht genauer anzusehen. Und die Taz fragt sich, was Hoeneß im Mai 2013 eine Stunde lang in der Graubündner Kantonalbank machte.

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