Krieg in der Ukraine: Griechisches Alexandroupolis als Drehkreuz für die Nato
Hafen seit der Sperrung von Bosporus und Dardanellen durch die Türkei wichtiger. Waffenlieferungen für Kiew sorgen für Konflikte
Die nordöstliche griechische Hafenstadt Alexandroupolis nahe der türkischen Grenze ist zum Hub für Lieferungen von Waffen und Militärtechnik an die Ukraine und deren Nato-Nachbarstaaten geworden. Die Sperrung des Bosporus und der Dardanellen für Kriegsschiffe aller Schwarzmeer-Anrainer macht den Hafen von Alexandroupolis in der Regel auch für die Nato zur Endstation.
Dass der Hafen auch für den Krieg in der Ukraine eine bedeutendere Rolle spielt, ist in Griechenland durchaus bekannt und sorgt für Konflikte. So haben sich etwa Eisenbahnarbeiter geweigert, ihre Arbeit in Alexandroupolis zu verrichten, um die Verbringung von Panzern in das ukrainische Kriegsgebiet zu verhindern.
Dennoch schicken die USA über Alexandroupolis Rüstungsgüter nach Bulgarien, Polen und Rumänien, um die Ostflanke des Nordatlantikpaktes zu verstärken. Details der einzelnen Lieferungen sind in der Regel nicht öffentlich.
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Griechenland selbst hat in Reaktion auf den russischen Angriff mindestens sechsmal Waffen in die Ukraine geliefert. Darunter befinden sich auch Rüstungsgüter aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR.
Laut der griechischen Zeitung Kathimerini wurden über den griechischen Hafen auch Lieferungen von Gefechtsfahrzeugen an die Ukraine abgewickelt, die Australien zur Verfügung gestellt hatte.
Nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben die USA den nuklearbetriebenen Flugzeugträger USS Harry S. Truman nach Alexandroupolis verlegt.
Ausbau des Hafens schon unter linksgerichteter Syriza-Regierung
Dazu gesellte sich der französische nuklearbetriebene Flugzeugträger Charles de Gaulle, der nach dem 24. Februar ins Mittelmeer verlegt wurde. Die Charles de Gaulle nahm auch an den Feierlichkeiten zum griechischen Unabhängigkeitstag am 25. März teil. Französische Rafalle-Jets hoben vom Flugzeugträger ab und überflogen bei der Militärparade zum Unabhängigkeitstag die Hauptstadt Athen.
Der Hafen von Alexandroupolis wurde bereits unter der linksgerichteten Syriza-Regierung zum Stützpunkt für US-Streitkräfte ausgebaut. 2018 gab die damalige Links-rechts-Koalition in Athen auch grünes Licht für neue Stützpunkte für die USA in Aktio, Andravida, Kalamata – und eben in Alexandroupolis.
Diese ergänzen die bestehenden Militärbasen in Larissa und Souda auf der Insel Kreta. Der Luftwaffenstützpunkt Larissa wird derzeit weiter ausgebaut. Von Andravida aus sollen US-Drohnen operieren.
Ende 2021 hatte sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan über die Aufwertung der griechischen Militärbasen besorgt gezeigt. Damals wurde auch aus dem Kreml Kritik laut. Die russische Regierung, vertreten durch den Kremlsprecher Dmitri Peskow, klagte im griechischen Privatsender ANT1:
Der heikle Punkt ist einfach erklärt. Sie haben immer mehr Nato-Soldaten, US-amerikanische Soldaten auf Ihrem Territorium. Sie transferieren Hunderte und Tausende von militärischen Ausrüstungseinheiten durch Alexandroupolis und so weiter und so fort. Sie eröffnen neue Einrichtungen für die Nato.
Gleichzeitig markiert uns die Nato als Feind und bezeichnet das Hauptziel des Bündnisses darin, Russland abzuschrecken. Das macht uns also nervös, Sie müssen uns verstehen.
Dmitri Peskow
Teile des Interviews wurden von der russischen Nachrichtenagentur Tass veröffentlicht. Dabei wurde von russischer Seite der Zusammenhang zwischen dem Ausbau des Hafens von Alexandroupolis und dem Nato-Beitritt der Ukraine betont. Nicht schlüssig beantworten konnte der Sprecher die Frage des ANT1-Journalisten, warum Russland der Türkei moderne S-400 Raketensysteme liefert, was wiederum die griechische Seite in Sorge versetzt.