Krise der Solarindustrie: Wie Europa den Anschluss verliert
Europas Solarindustrie steht vor großen Problemen: Konkurrenz aus China, politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten bedrohen ihre Zukunft.
Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Meilenstein erreicht: Mehr als die Hälfte seines Stroms stammt aus erneuerbaren Energiequellen. Möglich wurde dies durch den Boom der Solarenergie: In der Bundesrepublik wurden mehr Solaranlagen installiert als in jedem anderen Land der Europäischen Union.
Meyer Burger: Symbol der Krise in der europäischen Solarindustrie
Doch trotz dieses Erfolgs stehen die deutschen und europäischen Hersteller von Solarmodulen vor großen Problemen. Meyer Burger, ein Schweizer Hersteller, steht exemplarisch für die Krise. Das Unternehmen stellt seine Produktion in Deutschland auf den Prüfstand. Doch nicht nur einzelne Unternehmen stecken in der Krise, sondern die gesamte Branche.
Bis Mitte Februar will Meyer Burger über die Zukunft seines Werkes im sächsischen Freiberg entscheiden. Es ist eine der größten Solarfabriken Europas. Von einer Schließung wären 500 Arbeitsplätze betroffen. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben den Schwerpunkt der Produktion in die USA verlagern.
Politische Maßnahmen: Wie kann Europa seine Solarindustrie retten?
Sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission könnten helfen. Seit mehr als einem Jahr wird in Berlin und Brüssel über entsprechende Maßnahmen diskutiert. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte bereits vor einem Jahr versprochen, die Branche zu unterstützen. Eine mit der Windenergie vergleichbare Förderung ist für die Solarindustrie bislang nicht in Sicht.
Der Rückzug der Solarindustrie aus Europa
Während die Politik zaudert, zieht sich die Solarindustrie aus Europa zurück. Das Dresdener Unternehmen Solarwatt hatte im vergangenen Jahr Entlassungen angekündigt. Von jedem zehnten Beschäftigten war dabei die Rede.
Wacker Chemie, Hersteller von Siliconen und Polysilicium für die Solarzellen, hat die Gewinnprognose gesenkt, berichtet die Finanzagentur Bloomberg.
In Norwegen hat Norsun AS im vergangenen Jahr die Produktion in einer wichtigen Waferfabrik eingestellt. In einer Erklärung des Unternehmens wird die große Menge billiger Solarmodule aus China dafür verantwortlich gemacht. Mit deren Preisen könnten europäische Hersteller nicht mithalten. In der Folge hätten sich große Lagerbestände gebildet, die nun die gesamte Lieferkette beeinträchtigten.
Europas Solarindustrie im Schatten Chinas
Die Marktsituation macht das Problem der Branche deutlich: Nur zwei Prozent der europäischen Solarnachfrage werden durch Produkte aus Europa gedeckt. Rund 90 Prozent der Komponenten kommen aus China.
Handelskriege: Die Umlenkung chinesischer Solarmodule nach Europa
Dass Europa mit chinesischen Solarmodulen geflutet wird, hängt auch mit Handelskriegen zusammen. Die USA haben ein Einfuhrverbot für chinesische Module verhangen. Auch Indien führte Handelsbeschränkungen ein. Die Folge davon war, dass die Module nach Europa umgeleitet wurden.
Produktionsbedingungen in Europa: Ein Hindernis für die Solarindustrie?
Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Die Produktionsbedingungen in Europa sind schlecht, betonten Branchenvertreter im Oktober bei einem Treffen in Madrid. Ein Grund dafür sind die hohen Energiepreise: Industriekunden zahlen in Europa etwa doppelt so viel wie in China. Hinzu kommen höhere Lohnkosten. Außerdem mangelt es an wettbewerbsfähigen Lieferketten.
Der Markt für Solaranlagen ist durch ein Überangebot gekennzeichnet, das die Preise drückt und die europäischen Hersteller unter Druck setzt. Daran dürfte sich in den nächsten Jahren wenig ändern, denn die USA fördern den Ausbau der Produktion im eigenen Land.
So gewährt die US-Regierung Steuergutschriften in Höhe von 30 Prozent der Kosten für den Bau oder die Modernisierung von Fabriken, die Komponenten für erneuerbare Energien herstellen. Das lockt europäische Hersteller wie Meyer Burger nach Nordamerika.
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