Krise im Wohnungsbau: Immer mehr Projekte werden storniert
Mehr Firmen legen im Wohnungsbau Projekte auf Eis. Stimmung in der Branche wird zunehmend negativ. Das ist die aktuelle Entwicklung.
Der Wohnungsbau in Deutschland kommt nicht vom Fleck. Immer mehr Unternehmen stornierten ihre Projekte, teilte das Münchner Ifo-Institut am Montag mit. Im September waren demnach 21,4 Prozent der Unternehmen betroffen, im Vormonat waren es nur 20,7 Prozent.
"Viele Projekte sind wegen der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Die Wohnungsknappheit dürfte sich dadurch in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Auch im Wohnungsbau würden die Klagen über mangelnde Aufträge immer lauter, so Wohlrabe. Inzwischen zeigten sich 46,6 Prozent der Unternehmen betroffen, nach 44,2 Prozent im August. "Das ist eine Verdreifachung innerhalb der letzten zwölf Monate", so Wohlrabe weiter.
Es bleibe abzuwarten, ob die auf dem Wohngipfel angekündigten Maßnahmen zu einer Belebung der Branche führen. "Die Rahmenbedingungen für den Neubau sind jedenfalls mehr als schwierig".
Insbesondere die Verknappung von Baumaterialien wie Stahl und Schnittholz hat die Kosten in die Höhe getrieben. Die Pandemie wirkte sich weltweit auf die Produktion aus, während geopolitische Spannungen die Lieferketten zusätzlich belasteten.
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Russland und die Ukraine waren vor dem Krieg wichtige Lieferanten von Baustahl. Westliche Sanktionen verbieten nun jedoch die Einfuhr von Stahl, Stahlprodukten und Eisen aus Russland.
Dies betrifft Produkte, die direkt oder indirekt aus Russland importiert werden. Importeure von Eisen- und Stahlerzeugnissen, die in einem Drittland verarbeitet wurden, müssen nachweisen, dass die verwendeten Materialien und Vorleistungen nicht aus Russland stammen. Andernfalls unterliegen auch diese Waren dem Importembargo.
Steigende Zinsen belasten zusätzlich den Wohnungsbau. Bei ifo Institut heißt es dazu:
Die Effektivzinssätze für Wohnungsbaukredite an private Haushalte mit einer Zinsbindung über fünf bis zehn Jahre sind seit dem Tiefpunkt der Niedrigzinsphase auf derzeit 3,81 Prozent geklettert und haben sich damit mehr als verdreifacht. Gleichzeitig sind die Baukosten für Wohngebäude seit Beginn der Pandemie um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das ifo-Geschäftsklima im Wohnungsbau auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991 gefallen ist. Die pessimistische Stimmung in der Branche ist nicht mehr zu übersehen.
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