Deutschland im Stillstand: Wie Italien uns in Sachen Wachstum überholt hat

Wohnungsbau

Italien erlebt ein Wirtschaftswunder. Besonders mit seiner Bauwirtschaft hängt Italien Deutschland und Europa ab. Das sind die Gründe.

Mit schiefem Blick haben die Deutschen in den vergangenen Jahren oft auf die Südeuropäer geschaut. Hier sind wirtschaftliche Leistung und Wachstum – dort nicht. Diese Sichtweise hat sich inzwischen überlebt: Während die deutsche Wirtschaft stagnierte, wuchs etwa die italienische deutlich.

Italien übertrifft Deutschland: Wirtschaftswachstum trotz Pandemie

In den vergangenen vier Jahren habe sich Italien als die leistungsstärkste der großen europäischen Volkswirtschaften erwiesen, schreibt die Financial Times (FT). Das geht aus aktuellen Zahlen des italienischen Statistikamtes hervor.

Die Ökonomie des Landes hat sich demnach von der Pandemie erholt und in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 übertraf sie das Vor-Corona-Niveau (Q4 2019) um 4,2 Prozent. Verglichen mit anderen großen Volkswirtschaften Europas schnitt Italien damit am besten ab. Die Erholung ist etwa doppelt so gut wie in Frankreich und Großbritannien. Deutschland liegt mit seinem Nullwachstum deutlich zurück.

Deutschland hinkt hinterher: Nullwachstum im Vergleich zu Italien

Getragen wurde diese Entwicklung in Italien primär durch die Bauwirtschaft. Möglich machte sie aber ein Gesetz, mit dem den Italienern großzügige Steuererleichterungen für die Renovierung von Wohnungen gewährt wurden. Eingeführt wurde es 2020 und es sorgte dafür, dass die Investitionen in den Wohnungsbau um 30 Prozent stiegen.

Im Vergleich dazu betrug das Investitionswachstum in Frankreich im selben Zeitraum nur 4 Prozent und in Großbritannien 7 Prozent.

Deutschland im Rückstand: Einbruch der Investitionen im Wohnungsbau

In Deutschland brachen die Investitionen dagegen um fünf Prozent ein. Das zeigte sich besonders im vergangenen Jahr deutlich, als die Zahl der Baugenehmigungen auf den niedrigsten Wert seit 2012 sank. Steigende Zinsen, hohe Materialkosten und zahlreiche Vorschriften machen das Bauen wenig attraktiv.

Inzwischen liegen in Deutschland zahlreiche Vorschläge auf dem Tisch, wie das Bauen wieder günstiger werden könnte. Normen könnten vereinfacht werden, die Bundesregierung könnte bei den Bauzinsen unterstützen oder der soziale Wohnungsbau könnte stärker gefördert werden. Mit entsprechenden Anreizen könnte die Baukonjunktur angeschoben werden – doch bislang fehlt es am politischen Willen.

Bauwirtschaft als Motor für das Wirtschaftswachstum in Italien

Ökonomen bezeugen, dass dieses Rezept in Italien den Aufschwung ermöglicht hat. Der Bau habe im vierten Quartal des vergangenen Jahres 0,2 Prozent zum Wirtschaftswachstum beigetragen, sagte Nicola Nobile von Oxford Economics gegenüber FT. Das sei viel mehr als in anderen Ländern.

Bestätigt wird das auch durch Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat. In Spanien ging demnach die Bauproduktion im Dezember 2023 um 13 Prozent zurück. In Deutschland sank sie um sieben Prozent und in Frankreich blieb sie unverändert. In Italien stieg sie dagegen um 40 Prozent im Vergleich zu den vier Jahren zuvor.

Die Kehrseite der Medaille: Hohe Kosten für die staatliche Förderung in Italien

Der Wermutstropfen ist allerdings, dass die Baukonjunktur in Italien fast ausschließlich von der staatlichen Förderung abhängt – und die den Steuerzahler nicht billig zu stehen kommt. Allein im vergangenen Jahr betrug das Haushaltsdefizit knapp 7,2 Prozent des BIP. Anvisiert waren ursprünglich 5,3 Prozent.

Zurückzuführen war dieses Defizit nicht zuletzt auf die Bauförderung, betont Nobile. Die Kosten überstiegen die offiziellen Schätzungen immer wieder.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sie Regierung in Rom diesen Ausgabenposten schrittweise reduzieren möchte. Das hätte allerdings erhebliche Folgen für das BIP-Wachstum von Italien.

Verglichen mit dem Jahr 2000 ist die italienische Wirtschaft nur um neun Prozent gewachsen, schreibt die FT. Andere große Volkswirtschaften in Europa hätten in diesem Zeitraum dagegen um 30 bis 40 Prozent zugelegt.

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