Land der Schmutzkübel - Ex-Kanzler Sebastian Kurz in Schwierigkeiten

Seite 2: Wie geht der Wahlkampf weiter?

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Aktuell schadet Kurz der ins Stottern geratene Motor seiner Selbstinszenierung noch kaum. Der traditionelle Hauptgegner der ÖVP, die SPÖ, bastelt noch an seiner Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner herum. Diese wirkt zwar längst ein wenig übercoached, trotzdem scheint sie das Parteiprogramm noch nicht genau zu kennen. Mehrmals musste sie zurückgepfiffen werden, wenn sie etwa meinte, die Vermögenssteuer sei für sie im Moment kein Thema. Nun, für die Partei soll es aber eines sein - oder vielleicht doch nicht? Die SPÖ scheint schlicht noch nicht zu wissen, wie und wo sie Kurz packen könnte, und deswegen scheint ihnen die Schlammschlacht, die zunehmend auf Kurz zurückfällt, ganz recht zu sein.

Zumal diese vom Ex-Bundeskanzler Kern, der sicherlich gewisse Revanche-Gelüste verspürt, mit ordentlich Verve geführt wird. Eine nicht unkomfortable Lage für die SPÖ, schließlich agiert der aus allen Parteiämtern ausgeschiedene Kern als Privatperson. Dies hat aber auch zur Folge, dass Kern die eine oder andere Spitze gegen seine Nachfolgerin Rendi-Wagner und die SPÖ ausfährt.

Vermutlich könnte gegen den Schmutzkübelsumpf eine ruhig Sachpolitik punkten und da wäre die zurückhaltende und skandalfreie Rendi-Wagner genau die richtige. Nur müsste man sich in der SPÖ dann irgendwann darauf einigen, was die Themen dieser Sachpolitik sind. Dies ist im heiß laufenden Medienboulevard nicht einfach, denn viele Sachthemen scheinen unterzugehen.

Wird es für Kurz reichen?

Dass Kurz am Ende lacht, wirkt Ende Juli etwas weniger wahrscheinlich, als es unmittelbar nach dem Misstrauensantrag wirkte. Denn auch in der eigenen Partei beginnt es allmählich leise zu rumoren. Zur ÖVP gehört bekanntlich die Obmann-Debatte wie der Kren zur Burenwurst.

Ein paar Hoppalas mehr und die Partei könnte wieder über sich selbst diskutieren. Die Erfolge des Heilsbringers Kurz wären dann so schnell vergessen, wie sie aufgetaucht sind. Der Widerstand gegen seine Person nimmt auch in konservativen Kreisen bereits Form an. Das nächste Enthüllungsbuch über Kurz (nach dem von Reinhold Mitterlehner, Vorgänger von Kurz als ÖVP-Bundesparteiobmann) ist bereits da.

Geschrieben hat es Helmut Brandstätter, der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung "Kurier". In dem Buch beschreibt Brandstätter eindrucksvoll, wie Kurz in Zusammenarbeit mit der FPÖ versuchte, die österreichischen Medien mit autoritären Maßnahmen unter Kontrolle zu bringen.

Die gewisse soziopathische Ader von Kurz wird dabei liebevoll porträtiert. Wie weiland Richard Nixon fragt sich der türkise Strahlemann nämlich angeblich dauernd, was er tun müsse, damit ein anderer Mensch ihn möge, oder - wenn dies nicht gelingt - wie man diese Person dann loswerden kann. Darüber hinaus belegt Brandstätter, der das Buch aus Sorge um Österreichs einfach "schreiben musste", dass konservative Menschen Moral immer nur dann für sich entdecken, wenn sie ihnen persönlich nutzt: Brandstätter gab bekannt, Kandidat der NEOS zu werden.

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