Leck in Nord-Stream-Pipelines: Wer sprengte die Gasleitungen?

Seite 3: Welche möglichen Täter noch gehandelt werden

Die russische Seite schließt Sabotage ebenfalls nicht aus. "Jetzt kann keine Variante ausgeschlossen werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er sagte allerdings nichts dazu, ob die russische Regierung einen entsprechenden Verdacht hegt.

Der deutsche Ableger des Senders Russia Today hatte weniger Hemmungen. Die Ukraine könnte dafür verantwortlich sein, heißt es dort. In dem Bericht wird auf eine Meldung der Nachrichtenagentur RIA verwiesen.

Demnach hatte der russische Geheimdienst FSB kürzlich einen Anschlag auf eine Pipeline vereitelt, welche die Türkei und Südeuropa mit Erdgas versorgt. Hinter dieser vermeintlichen Sabotage habe der ukrainische Geheimdienst SBU gestanden, der mehrere Bürger Russlands für die Ausführung rekrutiert habe.

Überprüfen lässt sich diese Geschichte nicht. Selbst wenn sie stimmen sollte, wäre ein Anschlag auf die beiden Ostsee-Pipelines eine ganz andere Hausnummer. Die Lecks befinden sich immerhin in etwa 70 Metern Tiefe. Die dänische Marine hatte dazu erklärt, angesichts des technischen Aufwands käme nur ein staatlicher Akteur infrage.

Auch die Bundesregierung hatte gegenüber dem Tagesspiegel erklärt, ein Anschlag auf dem Meeresboden sei alles andere als trivial. Er müsste mit Spezialkräften ausgeführt werden oder mit einem U-Boot.

Die Nachdenkseiten brachten am Dienstag noch einen weiteren potenziellen Täter ins Spiel: Die USA. Diese hätten ein großes Interesse daran, russische Rohstofflieferungen nach Deutschland langfristig zu verhindern. Einmal um selbst Flüssiggas nach Europa liefern zu können und dann auch um die Energiepreise in Europa auf einem hohen Niveau zu halten; denn so würden deutsche Unternehmen ihre Produktion zunehmend in die USA verlagern.

Diese Argumentation hat eine gewisse Substanz – zumindest, wenn es um das Motiv geht. Denn die US-Regierung könnte versucht gewesen sein, die antirussische Phalanx stabil zu halten.

Und Deutschland könnte als Schwachstelle gegolten haben. Die Bundesregierung steht unter Druck, weil aufgrund der hohen Energiepreise wirtschaftliche Verwerfungen drohen. Zudem gingen bereits in verschiedenen Städten tausende Menschen auf die Straße – gegen hohe Energiepreise und für die Öffnung von Nord Stream 2.

Auch wenn das alles nur Spekulationen sind – wenn den Russen solche Taten zugetraut werden, muss man sie wohl auch der US-Regierung zutrauen. Schließlich hatte US-Präsident Biden im Februar damit gedroht, die Pipeline auch gegen den Willen der Deutschen stillzulegen. "Ich verspreche Ihnen, dass wir in der Lage sind, dies zu tun", hatte er auf eine Frage von Journalisten gesagt.

Eine US-Verantwortung hatte der US-amerikanische Außenminister Anthony Blinken verneint. Man könne noch nicht bestätigen, dass die Lecks das Ergebnis eines Angriffs oder von Sabotage seien. "Aber wenn sie bestätigt werden, ist dies offensichtlich nicht im Interesse von irgendjemandem", sagte er laut RIA gegenüber Reportern.

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