Leider doch kein Beat Surrender
Seite 3: "Bullshit is bullshit, it just goes by different names"
- Leider doch kein Beat Surrender
- "The world is your oyster, but the future`s a clam"
- "Bullshit is bullshit, it just goes by different names"
- "Walls come tumbling down"
- Der "Modfather"
- Auf einer Seite lesen
Das Jahr 1981 brachte der fanatischen Anhängerschaft der Band mit der Single "Absolute Beginners" ihre Hinwendung zu schwarzer Musik. Befeuert von dem englischen Funk- und Soul-Revival des gleichen Jahres, begann die letzte Phase der Jam. Im Frühjahr 1982 schoss mit der Single-Auskoppelung "Town Called Malice" (eine sarkastische und hinreißende Schilderung des Alltags in einer englischen Kleinstadt) das Album "The Gift" von Null auf Platz 1 in den britischen Charts, brachte der Band aber auch jene Brüche bei, die - wie sich herausstellte - nicht mehr zu kitten waren. Paul Weller hatte für dieses Album verschiedene Demoversionen aufgenommen, deren Qualität, wie er fand, die der Endversionen auf der LP übertraf, Foxton und Buckler waren hingegen mit der Ausrichtung auf schwarze Musik wohl nicht ganz so glücklich. Auch deuteten sich bereits leichte Verluste der Songschreibqualitäten Wellers an.
Musikalisch geriet das Album andeutungsweise zu einem stilististischen Potpourri aus Songs verschiedenen Musikrichtungen (Soul, Funk, Calypso, klassischer Pop, Power Pop), die insgesamt weniger Magnetismus untereinander entwickelten als bislang (eine Manie, die Weller später bei Style Council bis zum Exzess treiben würde). Auch textlich wurden Schwachpunkte sichtbar: Obwohl z. B. der Text von "Transglobal-Express" die damaligen politischen Vorstellungen Wellers vorbildlich transportierte, bedeutete er auch einen massiven Abfluss der wellerschen Kreativität. - Bei seiner Nachfolgeband Style Council gab es regelmäßig vertonte politische Manifeste zu hören, die von Mal zu Mal belangloser wurden: Z.B. "Internationalists" - "wohl für Altpunks zum Fäusteballen vor dem Tresen gedacht" (Dirk Scheuring) und "Right to go", zu welchem Hans Jochen Vogel auf jeder Juso-Disco wie ein wildgewordener Don-Kosake den Casatschok tanzen könnte. - Hinzu kam eine vier Monate währende Welt-Tournee, welche den von Stress geplagten Weller, der obendrein das Saufen aufgegeben hatte, nicht nur die musikalischen Limitationen der Drei-Mann-Band vor Augen führte, sondern ihn auch mit zunehmenden Erfolg mehr und mehr die Bürde eines Rockstardaseins aufzwang, welches er (bis dahin) nie führen wollte.
So entschloss sich Weller zum nachhaltigen Missvergnügen seiner beiden Bandkollegen, die damals erfolgreichste englische Band seit den Beatle am Höhepunkt ihres Erfolges aufzulösen. Welche Befreiung dieser Schritt für den damals 24jährigen bedeutet haben mag, lässt sich an der Euphorie der letzten Jam-Single "Beat Surrender" heraushören, mit welcher er es nicht nur schaffte, die Bibel zu paraphrasieren ("Bullshit is bullshit, it just goes by different names"), sondern die Fans ob der verschenkten Zukunft von The Jam als Soulband in rasputinische Rasereien versetzte.