Linksfraktion aufgelöst: So formiert sich das Wagenknecht-Lager neu
Seite 3: Das sind die neuen Basisstrukturen um das Wagenknecht-Projekt
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In einem Beitrag für Telepolis wies Peter Nowak allerdings auch auf die Probleme der neuen Formation um Wagenknecht hin. Bei dem Kongress in Frankfurt am Main sei am vergangenen Wochenende Unruhe spürbar gewesen. "Dort drängten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine stärkere Einbindung der Basis", so Nowak.
Viele hatten auf einen schnellen Eintritt gehofft. Dass sie vielleicht einen linken Flügel einer Partei der wirtschaftlichen Vernunft bilden werden, darin müssen sie sich erst gewöhnen. Es gibt auch schon Stimmen, die vor einem zu schnellen Austritt aus der Linkspartei warnen, bevor die ideologischen Grundlagen der neuen Formation überhaupt klar sind. Auf der Tagung waren auch Stimmen zu hören, die darauf drängten, in der Linken zu bleiben.
Peter Nowak, Telepolis
Diese Kritiker stellten sich die Frage, ob sie in der Linkspartei womöglich doch mehr Gehör fänden als in der neuen Formation. "Die Wagenknecht-Dämmerung hat zumindest bei deren linken Anhängern schon eingesetzt", so Nowaks Eindruck.
Vor dem ersten Parteitag des "Bündnis Sahra Wagenknecht" im kommenden Januar jedenfalls haben sich mit dem "Was tun?"-Bündnis und "Karl-Liebknecht-Kreisen" erste Unterstützerstrukturen gegründet.
Schon die Namensgebung lässt erkennen: Hier finden sich orthodoxe Linke zusammen. "Was tun?" – das ist der Titel einer Schrift von Lenin aus dem Jahr 1902. Darin begründet Lenin die Theorie der "Avantgarde des Proletariats" und schreibt über die Zusammenarbeit von Bildungsbürgertum und Arbeiterklasse in sozialistischen Parteien.
Das Netzwerk hatte sich im Mai noch unter der Fahne der Linkspartei in Hannover konstituiert. Dabei zentral: die Friedensfrage.
In Zeiten des Krieges gibt es nichts Wichtigeres als Frieden. Mit Erschrecken nehmen wir daher zur Kenntnis, wie die größte friedenspolitische Kundgebung seit Jahrzehnten, die am 25. Februar 2023 in Berlin stattfand, auch in linken Kreisen als "rechtsoffen" diffamiert wurde.
Erklärung zum Kongress "Was tun? DIE LINKE in Zeiten des Krieges", 6. Mai 2023, Hannover
Auch die "Karl-Liebknecht-Kreise in Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen stehen dem neuen Wagenknecht-Projekt nahe. Zugleich erfüllen sie eine Scharnierfunktion zwischen der neuen Formation und der Basis der Linkspartei.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht, Lenin und Liebknecht? Es ist ein seltsam anmutendes Sammelsurium noch loser Strukturen, das sich da bildet. Ob die mögliche Partei um die ehemalige Linken-Politikerin der alten Linken aus West und Ost eine neue politische Heimat bietet? Die Hoffnung scheint an der Basis zu bestehen.
Lenin jedenfalls hatte seinem Aufsatz "Was tun" einst ein Zitat Ferdinand Lassalles aus einem Brief an Karl Marx vorangestellt. Erst "Parteikämpfe", heißt es da, gäben einer Partei Kraft und Leben. Der größte Beweis der Schwäche einer Partei sei hingegen "das Verschwimmen derselben und die Abstumpfung der markierten Differenzen".
In dieser Hinsicht zumindest sind die Linke und das Wagenknecht-Bündnis gleichermaßen avantgardistisch.
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