Linksfraktion aufgelöst: So formiert sich das Wagenknecht-Lager neu

Seite 2: Kritik an "Redeverbot" für Wagenknecht in der Linken

Bei ihren Anhängern sorgt das bis heute für Verbitterung: "Statt sich hinter Sahra, einer der beliebtesten Politikerinnen Deutschlands, zu stellen, distanzierte man sich von ihr und erteilte ihr faktisch ein Redeverbot", hieß es in einer Erklärung des Karl-Liebknecht-Kreises Brandenburg. Rund die Hälfte der Mitglieder dieses Gremiums erklärten mit dem entsprechenden Papier unlängst ihren Austritt aus der Partei.

Solche Schritte planen Anhänger Wagenknechts an mehreren Orten. Auch in Baden-Württemberg wollen Mitglieder und Funktionäre die Linke verlassen. Einzelne solcher Erklärungen seien bei der Partei schon eingegangen, erfuhr Telepolis aus dem Landesverband. Eine weitere Gruppe um eine ehemalige Bundestagsabgeordnete plane derzeit den Austritt, der medienwirksam inszeniert werden soll.

Um Ein- und Austritte ist ein regelrechter PR-Kampf entbrannt. Die FAZ berichtete, die Linke habe seit dem Austritt von Sahra Wagenknecht und ihren Anhängern aus der Partei deutlich mehr Mitglieder gewonnen als verloren. Das gehe aus vorläufigen Zahlen der Parteizentrale hervor. Demnach gab es seit dem Wagenknecht-Austritt am 23. Oktober mehr als 2100 Eintritte. Allein in der vorletzten Woche seien es 538 gewesen. Unter den Neumitgliedern befinden sich offenbar viele Aktivisten.

Wagenknecht-Anhänger treffen sich

Anhänger von Wagenknecht kamen indes auf einem Kongress des Netzwerks "Was tun?" in Frankfurt am Main zusammen. Dort debattierten auch Parteimitglieder über den Kurs und die Zukunftsaussichten der Partei Die Linke. Anwesend waren unter anderem die BSW-Mitglieder Klaus Ernst und Andrej Hunko.

Hunko diagnostizierte dabei einen gestiegenen Entfremdungsprozess von der Partei Die Linke, legte aber Wert auf die Feststellung, dass er nicht nach Frankfurt gekommen sei, um neue Mitglieder für das aus dem BSW entstehende Parteiprojekt zu rekrutieren.

Andreas Grünwald aus Hamburg, einer der Initiatoren des "Was tun"-Kongresses, kritisierte, dass aus seiner Sicht "friedenspolitische Positionen, wie sie sich aus dem Erfurter Programm ableiten, weiter verwässert wurden". Darüber habe auch eine Kompromissformulierung zum Krieg im Nahen Osten nicht hinwegtäuschen können.

Neben der Friedensfrage – das wurde in Frankfurt deutlich – will auch die Kritik an der Parteiführung in der sozialen Frage nicht verstummen. Die von Wagenknecht wiederholt vorgebrachten Vorwürfe, die Partei Die Linke vertrete nur noch die Interessen urbaner Eliten und fahre einen linksliberalen Kurs, wurde sichtbar von vielen Mitgliedern an der Basis geteilt.

Allerdings werden dort auch versöhnliche Töne laut. Der Rechtsanwalt Niels-Olaf Lüders vom "Karl-Liebknecht-Kreis Brandenburg" erklärte, dass die Frage nach einem Austritt aus der Linkspartei emotional behaftet sei. Auch brachte Lüders seinen Respekt vor denen zum Ausdruck, die trotz Differenzen weiter in Linken aktiv sein wollen.

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