Lockruf der außerirdischen Superzivilisationen
Seite 3: Kosmische Synchronisation
- Lockruf der außerirdischen Superzivilisationen
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Superzivilisationen könnten aber auch energiereiche Neutrinostrahlen zum Synchronisieren interstellarer Zeitzonen einsetzen.
Falls eine fortgeschrittene, über die Milchstraße verteilte Zivilisation diese Methode nutzt, um ihre weit voneinander entfernten Instrumente zu synchronisieren, besteht eine echte Chance, solche Signale zu entdecken.
John Learned
"Synchronisation" ist in SETI-Kreisen ohnehin das neue Zauberwort. Manche Wissenschaftler glauben, dass High-tech-Aliens Gravitationswellen - sie gelten als Wellen in der Raumzeit und wurden bislang nur indirekt nachgewiesen - zur interstellaren Kommunikation und als Zeitmarker instrumentalisieren. Andere Wissenschaftler spekulieren offen darüber, ob Aliens die Kontaktaufnahme womöglich absichtlich erschweren, um die planetare Spreu vom kosmischen Weizen zu trennen. Wer ihre kryptischen Nachrichten entschlüsselte, hätte seine intellektuelle Reife bewiesen und wäre im intergalaktischen Klub der Besten willkommen.
Vielleicht aber funken und lasern Superzivilisationen schlichtweg nur zu ganz bestimmten kosmischen Anlässen. Beispielsweise könnten sie den Tod eines Sterns, eine Supernova, nutzen, um Ort und Zeit zwischen dem Sender und Empfänger zu synchronisieren. Bei einer Supernova nimmt die Leuchtkraft des sterbenden Sterns millionen- bis milliardenfach zu. Für einige Tage leuchtet er so strahlend hell wie eine ganze Galaxie. Wie ein Leuchtturm zöge ein solches Ereignis alle Aufmerksamkeit auf sich.
Einige Zivilisationen könnten die Nova als Zeitmarker nutzen, ihre Radioteleskope kurz in die entgegengesetzte Richtung drehen und eine Botschaft funken. Weg von der Supernova - hin zu den Sternsystemen dahinter, wo die Astronomen jener Welten das kosmische Schauspiel ebenfalls studieren müssten. Sie würden zuerst das Licht des sterbenden Sterns sehen und kurze Zeit später die interstellare Post im Schlepptau auflesen. Noch diskutieren irdische Radioastronomen über die Supernova-Variante. Anwendung gefunden hat sie zum Leidwesen mitteilungsbedürftiger Aliens bei uns allerdings noch nicht. Hierzu Frank Drake: "Das ist schon eine gute Idee, die sich leicht realisieren ließe. Aber ernsthafte Anstrengungen in diese Richtung haben wir noch nicht unternommen."
Lunare Träume
Sicher ist, dass sich die SETI-Aktivitäten in den nächsten Dekaden von Mutter Erde weg immer weiter in den Orbit hinein bis hin zum Mond und darüber hinaus verlagern. Schon in den 1970er-Jahren schwebten die ersten SETI-Vordenker in lunaren Sphären und träumten von großen Radioteleskopen auf der erdabgewandten Seite des Mondes.
Hier, fernab aller irdischen Radio- und Lichtemissionen, könnte für SETI das Paradies sein, glaubt Drake. "Ich persönlich halte die Rückseite des Mondes für den wünschenswertesten Ort im Weltraum, an dem ein neues, grandioses Teleskop stehen soll."
Heute favorisiert SETI eher finanzierbare Ideen wie die Lunar-LOFAR-Mission, die auf einer europäischen Machbarkeitsstudie beruht und in 14 Jahren Realität sein könnte. Sie sieht eine im Verbund operierende Anlage von 33 kleinen Antennen vor, die sich auf ein 32 Kilometer großes Areal in der Nähe des Südpols verteilen.
Ein anderes ebenfalls finanzierbares Projekt, möglicherweise sogar die billigste lunare Variante, sieht die Entsendung eines Mondorbiters vor, der mit einem besonders leistungsfähigen Radioteleskop bestückt ist. In einem bisher weitgehend unbekannten Entwurf namens Radiomoon schlägt der unverwüstliche Claudio Maccone vor, eine Forschungssonde in eine aquätoriale Umlaufbahn um den Mond zu entlassen, die nach Ankunft eine ausschwenkbare 3-Meter-Antenne in Position bringt. Befindet sich diese auf der Rückseite, sammelt sie fleißig Daten, taucht sie ins Sichtfeld ein, sendet sie die gespeicherten Bits und Bytes direkt zur Erde. Mit etwas größerem finanziellem Aufwand ließe sich dieses Modell zu einem Interferometer ausweiten. Zwei oder mehr Sonden würden hinter dem Mond im Verbund operieren und eine davon die Informationen von der Erde zugewandten Seite Richtung Basisstation schicken.
Aber auch die Vertreter der klassischen, sprich optischen Astronomie und damit theoretisch auch die OSETI-Forscher, die nach außerirdischen intelligenten Lasersignalen spähen, kämen auf der Rückseite des Erdsatelliten voll auf ihre Kosten, weil dort keine Atmosphäre respektive Ionosphäre stört und jedwede Form irdischer Lichtverschmutzung fehlt.
Einige Wissenschaftler verweisen darauf, dass es auf dem Mond im Vergleich zur Erde noch einfacher sei, Beobachtungen durchzuführen. Vor allem sei es leichter, dort eine Armada von Fernrohren zu installieren und zu einem optischen Interferometer zusammenzuschließen.
Denkbar wäre es, auf dem Mond - verteilt auf einem Areal von einem Kilometer Größe - Hunderte kleine Teleskope mit jeweils einem Durchmesser von zirka einen Meter zu platzieren. Zusammengeschaltet zu einem Interferometer würde eine solche Fernrohrflotte die Leistungsfähigkeit eines Riesenfernrohrs mit einem Durchmesser von einem Kilometer erreichen.
Quo vadis, SETI?
Den Mond längst hinter sich gelassen haben vor allem jene SETI-Anhänger, die im besten Star-Trek‘schen Sinn in Raumbereiche vorgedrungen sind, die noch nie zuvor ein Auge derart genau studiert hat. Von Optimismus und Science-Fiction-Fantasien beseelt, nahmen bis dato gut ein Dutzend unverbesserliche SETI-Idealisten das Sonnensystem mit hochmodernen Sternwarten Photon für Photon unter die Lupe, um außerirdische Artefakte, Alien-Sonden, Weltraummüll und interstellare Raumschiffe ausfindig zu machen.
Zehn weitere Projekte widmeten sich starken Infrarotquellen und suchten nach sogenannten Dyson-Sphären, mit denen Superzivilisationen Sterne ummanteln und deren Energie direkt anzapfen könnten. Doch die Fahndung nach dem von Megakulturen produzierten Energiemüll endete erfolglos.
Dies jedoch könnte sich alsbald ändern. Denn angesichts der neuen Suchstrategien, des stetig besser werdenden Instrumentariums und eingedenk des nimmer endenden Ideenflusses der SETI-Macher, könnte sich der Homo sapiens schon bald ins Stammbuch der Extraterrestrischen eintragen. Für den heute ältesten SETI-Aktivisten jedenfalls, mit dem einst alles begann, ist der erste Kontakt nur noch eine Frage der Zeit. "Die größte Entdeckung ist nicht leicht zu machen", sagt Frank Drake. "Wir haben das Ziel noch nicht erreicht, es ist jedoch in greifbare Nähe gerückt."
Näheres Infos zu aktuellen SETICon II
Youtube- Video: "What If - Signale aus dem Weltraum" - Doku-Szenarium eines fiktiven SETI-Kontakts.
Der vierte Teil der SETA-Serie mit dem Titel "Dyson-Sphären und Superzivilisationen im Fadenkreuz" folgt in der nächsten Woche
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