London wählt (mehrheitlich nicht)

Geringe Wahlbeteiligung und Chaos bei der computerunterstützten Stimmenauszählung kennzeichnen Londoner Bürgermeisterwahl

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Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird London einen direkt gewählten Bürgermeister haben. Darüberhinaus wurde die Wahl durch den Favoriten und Ex-Labour-Politiker Ken Livingstone zu einer Denkzettel-Abgabe für die New Labour-Regierung.

Die New-Labour-Spitze hatte versucht, den damals Noch-Labour-Politiker Livingstone durch einen komplizierten und als undemokratisch gebrandmarkten Vorauswahlmodus von der Kandidatur abzuhalten. Nachdem Livingstone in der parteiinternen Vorauswahl tatsächlich gescheitert war, kandidierte er als Unabhängiger. Seine Kampagne unter dem Slogan "Ken for London" trug alle Merkmale eines medienbewussten Populismus. Wochenlang war "Ken" in einem offenem Doppeldeckerbus mit Hip-Hop-DJs in den Straßen Londons unterwegs.

Nach vorläufigen Resultaten wird Livingstone den Bürgermeisterposten zugesprochen erhalten. Laut BBC erhielt Livingstone 43% der Direktstimmen und wird nach Auszählung der Zweitstimmen über eine knappe Mehrheit verfügen. Die überwiegende Mehrheit der Londoner blieb allerdings zu Hause, die Wahlbeteiligung lag nur bei etwas über 30%. Das Endergebnis hätte eigentlich bereits heute um 10.00 Uhr GMT bekanntgegeben werden sollen. Doch die Einführung computerlesbarer Wahlkarten verzögerte die Auszählung, anstatt sie zu beschleunigen. Einige Stunden nach Schließung der Wahllokale brach das optische Erkennungssystem völlig zusammen. Staub und eine Vielzahl falsch ausgefüllter Karten wurden dafür verantwortlich gemacht. Sollten keine weiteren Crashes mehr auftreten, dann wird das offizielle Endergebnis zu Mittag bekannt sein. (siehe auch: Der "Rote Ken" kandidiert als Bürgermeister für London)