MH17: Niederländische Regierung will Geheimdokumente zum Fall nicht freigeben
Seite 2: "Wir brauchen die Radarbilder nicht mehr, wir haben mehr als genug Beweise"
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Die russische Zeitung Novaya Gazeta hat mit dem verantwortlichen niederländischen Staatsanwalt Fred Westerbeke kürzlich über die Untersuchung gesprochen. Die Zeitung hat ein eigenes Interesse, denn sie glaubt, den für den Transport des Buk-Systems verantwortlichen "Khmuriy" identifiziert zu haben. Es soll sich um den russischen Generalmajor Sergey Dubinskiy handeln, es sei aber nicht sicher, ob er 2014 noch dem Militär angehörte. Identifiziert wurde er für die Zeitung durch Sergey Tiunov, einem anderen russischen Ex-Offizier.
Westerbeke hält die Zügel in der Hand, insoweit sind seine Ausführungen interessanter. Er versicherte, die Ermittlungen würden weitergehen und schließlich die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Wann das sein wird, verriet er nicht, was darauf hindeutet, dass man nicht sehr weit über die Erkenntnisse des vorläufigen Berichts hinausgekommen ist. Man wisse, dass das Buk-System aus Russland in die Ostukraine zur vermuteten Abschussstelle in Snezhnoye gebracht und von dort aus wieder nach Russland "geschmuggelt" worden sei. Namen derer, von denen man sich sicher sei, an dem Abschuss mitgewirkt zu haben, wollte er nicht nennen. Strafrechtlich gehe es darum, wer den Knopf gedrückt hat, wer den Befehl gegeben und wer den Transport genehmigt hat. Dazu benötige man aber noch Zeit. Die Ermittlungen würden auch dadurch behindert, dass man nicht Zeugen vor Ort befragen könne. Auf die Frage, ob man deswegen mit den Behörden der "Volksrepubliken" gesprochen habe, antwortete Westerbeke: "Wir erkennen diese Strukturen nicht an."
Westerbeke wies die Version des russischen Rüstungskonzerns Almaz-Antey zurück. Er hatte eine Test durchgeführt und behauptet, die Rakete sei von Zaroshchenskoye abgeschossen worden, das damals von ukrainischen Soldaten kontrolliert worden war. Man habe die Daten berücksichtigt und auch einen ähnlichen Test gemacht, aber wirklich wichtig seien die Zeugenaussagen, die die Buk gesehen haben. Aber es gebe viele Daten und auch viele Märchen. Zu den russischen Radardaten nahm er nicht wirklich Stellung. Die ziemlich spät gelieferten Daten sollen nach russischen Angaben zeigen, dass keine Rakete von Snezhnoye abgefeuert wurde, weil man dies auf dem Radar sehen müsste. Westerbeke verweist allerdings nur auf den vorläufigen Bericht, der vor der Übergabe der Radardaten veröffentlicht wurde, für den man viele Beweise, Augenzeugen, Fotos, Videos und Satellitenaufnahmen ausgewertet habe, die zeigen, dass die Rakete von Snezhnoye abgeschossen wurde. Zu den russischen Daten wollte er nichts weiter sagen, nur dass sie einbezogen werden.
We no longer need anything about the radars! We have more than enough evidence and proof of what had happened. Imagine: you have eyewitnesses of a crime where one individual shot another. And you have video records and photos of the perpetrator buying the gun. And he discussed all this on the phone. And you have every bit of proof. So, what’s the point in looking for and investigating other guns in the city, and keep asking oneself, "Where are the radar data?"
Westerbeke
Dass alle ukrainischen Radarstationen just an diesem Tag nicht arbeiteten, habe man vielfach überprüft. Sie seien tatsächlich repariert worden. Aber wieder meinte er, es werde den Radardaten zu viel Bedeutung beigemessen, viel wichtiger seien die Zeugenaussagen. Man müsse auch nicht nach anderen Buk-Systemen in der Region suchen. Man habe auch Einsicht in die amerikanischen geheimen Satellitenaufnahmen erhalten bzw. einer seiner Mitarbeiten habe sie einsehen können. Westerbeke versuchte auch hier die Bedeutung herunterzuspielen, offenbar zeigten sie nichts oder das Falsche: "Selbst die US-Satelliten können nicht alles sehen. Und an dem Tag war es bedeckt." Er könne aber nicht darüber sprechen, was auf den Bildern zu sehen war, die er selbst gar nicht vorliegen hatte. Der Bericht seines Mitarbeiters sei aber in die Ermittlung einbezogen worden. Dieses "winzige Teil" würde die Beweise stärken, dass die Rakete von Snezhnoye abgeschossen wurde.
Zur Ukraine sagte er, das Land müsse an der Untersuchung beteiligt sein, weil das Verbrechen auf dessen Territorium stattfand. Die Ukrainer hätten sie auch nie enttäuscht: "Sie geben uns alles, wonach wir fragen, sie vergessen, verbergen und manipulieren nichts."