Macron lobt "perfekt durchgeführten" Angriff auf Syrien

Seite 2: Die Nato will in Syrien mitreden

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Macrons Aussage verdeutlicht auch, dass der Militärschlag der drei Nato-Länder in der strategischen Bedeutung und Ausrichtung weit über das "Giftgasproblem" hinausgeht.

Der unterstellte Giftgasangriff war ein Anlass. Politisch ging es darum, kräftig auf den Nahost-Tisch zu hauen, um deutlich zu machen, dass man bei der Zukunft Syriens mitreden wird, wenn es sein muss mit eigenen direkten militärischen Interventionen, nicht nur über Milizen-Proxies. Pläne ohne Einbeziehung der Interessen des Westens, ohne die Nato, gehen nicht, heißt die Botschaft.

Dazu passt, dass Macron gestern diplomatische Ideen auftischte, deren Konkurrenz zur Astana-Konferenz unübersehbar ist. Nachdem die Genfer Gespräche deutlich an Relevanz verloren hatten, weil sich die Oppositionellen stur an ihre Forderung hielten, dass Baschar al-Assad gehen müsse, war Astana die internationale Zusammenkunft, auf deren Ergebnisse geachtet wurde, die Deeskalationszonen sind ein Beispiel dafür.

Putin hatte Astana gegen die Genfer Gespräche ausgezeichnet, in dem er rühmte, dass dort die Nationen zusammenkämen, die tatsächlich Einfluss in Syrien hätten: Russland, Iran und die Türkei, die USA waren auch eingeladen, spielten aber auf der offenen Bühne mehr oder weniger die Rolle des Zaungastes.

Gestern kündigte Macron an, dass er schon lange die Idee zu einer großen Konferenz habe, wo auch Iran und Saudi-Arabien am Tisch sitzen. Als die Journalisten darauf drängten, wie schwer es zu realisieren sei, dass der Kronprinz als Vertreter der sunnitischen Regionalmacht am selben Tisch mit einem iranischen Vertreter sitzen werde, schraubte Macron seine Ambitionen etwas zurück und sprach davon, dass er auf jeden Fall mit türkischen und iranischen Vertretern verhandeln wolle. Man müsse sprechen. Im Hintergrund dieser Initiative steht Macrons Absicht, das Nuklear-Abkommen mit Iran aufrechtzuerhalten.

"Unser Ziel ist es, den sunnitischen und schiitischen Islam an einen Tisch zu bringen. Frankreich hat seit Beginn eine Rolle in der internationalen Gemeinschaft: Weiterhin mit allen Teilnehmern zu sprechen und im Nichteinverständnis mit den USA zu sein, was die Abmachung mit Iran angeht."

Ein langsamer Regime Change

Wie Macron im Interview veranschaulichte, verweigert sich die offizielle Position des Westens, wie Trump und die USA gleich nach dem Angriff auch erklärten, selbstverständlich dem Vorwurf mit dem Reizwort "Regime change". Man setzt dennoch auf langfristige Veränderungen an der Führungsspitze in Damaskus, wie Macron sehr deutlich machte.

Man sei langfristig auf eine friedliche Lösung in Syrien ausgerichtet, so Macrons Antwort auf die Frage, wie der Militärschlag zu mehr Frieden beitrage. Das "Regime" habe jetzt gemerkt, dass es sich nicht alles erlauben dürfe; mit den Angriffen seien die Resolutionen zu Syrien neu belebt worden - und die sähen einen Übergang vor ("Transition"), eine neue Verfassung, Reformen und, so deutete Macron vernehmbar an, eine neue Regierung.

Zu schließen ist daraus, dass man einiges tun wird, um Assad nicht als glänzenden Sieger aussehen zu lassen. Zumindest sieht so die Rechnung ohne die andere Seite aus.