Maidanmorde: Drei Beteiligte gestehen

Seite 3: Noch keine Reaktionen in großen Medien

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Bislang fanden die öffentlichen Geständnisse jedoch noch keinen Widerhall in den großen Medien. Nur wenige Tage vor dem vierten Jahrestag des Maidanbeginns kämen solche Nachrichten in der Ukraine tatsächlich zur Unzeit.

Nicht nur für Micheil Saakaschwili, der dort derzeit einen offenen Machtkampf mit Präsident Petro Poroschenko führt und beklagt, dass mehrere seiner Vertrauten mittlerweile entführt, zusammengeschlagen und nach Georgien gebracht wurden. Sondern auch für die restliche ukrainische Politelite, die durch den Maidan und den folgenden verfassungswidrigen Machtwechsel an die politischen Schaltstellen kam. Der Massenmord vom 20. Februar war das Schlüsselereignis bei all dem.

Auch in westlichen Ländern erfahren die Enthüllungen der italienischen Reportage bislang keine Reaktionen. Der ukrainisch-kanadische Politikwissenschaftler Ivan Katchanovski betont auf Anfrage von Telepolis: "Es ist auffallend, dass solche explosiven öffentlichen Geständnisse vermeintlicher Scharfschützen und Organisatoren des Maidanmassakers von den Regierungen und fast allen Medien im Westen und in der Ukraine ignoriert werden."

Doch genauso würden ja auch schon lange mehr als 100 Aussagen von damals Verwundeten sowie fast 100 weitere öffentliche Zeugenaussagen ignoriert, die allesamt auf Schützen in Maidangebäuden hindeuten. Katchanovski sagt, die Informationen der vermeintlichen georgischen Schützen stimmen grundsätzlich mit den bislang bekannten Beweisen und Indizien zu dem Massenmord überein, die auch im Kiewer Gerichtsprozess zu dem Blutbad bekannt wurden (Woher kamen die Todesschüsse?).

In seiner Studie habe er auch festgehalten, dass einer der unbekannten Heckenschützen, deren Funkkommunikation abgefangen wurde, russisch mit einem Kaukasusakzent gesprochen habe, so Katchanovski. Dies sei in dieser Zusammenstellung verschiedener Aufnahmen des Tages auch zu hören. Mit der Identität einzelner Schützen habe der Forscher sich in seiner Studie aber nicht beschäftigt. Er könne die Informationen der Georgier nicht näher verifizieren, dies müssten Ermittler, Regierungsoffizielle und Journalisten tun.