"Make Rojava Green Again"

Seite 2: Baumschulen und Waldgärten helfen die Landschaft zu begrünen

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Seit die Öko-Revolution in Rojava begann, wird unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien und ohne Pestizide verstärkt Gemüse angebaut. Potentiale zur städtischen Gemüseversorgung bieten neben urbanem Gemüseanbau auf Brachflächen auch die Bepflanzung von Dachgärten. In der vom subtropischen Klima geprägten Region könnte zudem die Agroforstwirtschaft Mehrerträge von bis zu 30 Prozent erwirtschaften, wie zum Beispiel Pappeln kombiniert mit Weizen und anderem Getreide.

Die Baumwurzeln ziehen Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten nach oben, während abfallendes Laub Nährstoffe an die oberste Bodenschicht und damit an die dort wurzelnden Nutzpflanzen abgibt. Auf diese Weise entstünden über mehrere Jahre hinweg sich selbst erhaltende Waldgärten.

Im Kanton Cizire wurden zwei Gebiete vom Komitee für Naturschutz unter Schutz gestellt, darunter das Naturschutzgebiet Hayaka. Hier und in den Städten Cilaxa und Al Hasaka wurden 2016 bis 2017 rund 8000 Bäume gepflanzt. Am Sefan-Stausee sollen auf 14 Kilometern Länge rund um den See herum in den nächsten Jahren 100.000 Bäume gepflanzt werden.

Die Pflanzen hierfür liefern Baumschulen, die sich in Rojava zahlreich gründen und dabei helfen, das Land wieder zu begrünen. So soll die an das Wirtschaftsministerium gebundene Baumschule Roj in der Nähe von Derik die Stadt und ihre Umgebung wieder begrünen helfen - durch ans lokale Klima angepasste Baumarten wie Oliven, Granatäpfel, Walnuss, Feige, Haselnuss, aber auch Zypressen, Eichen und viele andere. In der Baumschule werden zum Beispiel Stecklinge für Olivenbäume geschnitten und gepflanzt.

Auch auf dem Gelände der internationalistischen Akademie wird seit Frühjahr 2018 eine Fläche von 5000 Quadratmetern mit tausenden Stecklingen und Setzlingen von Granatapfel, Weintrauben, Pistazien, Feigen, Aprikose, Apfel, Kirsche, Birnen, aber auch Oliven- und Eichenbäume bepflanzt. Sie versorgt das Naturschutzgebiet Hayaka als auch die Kommunen und Stadtverwaltungen mit Bäumen und anderen Pflanzen.

Die hohe Artenvielfalt soll die Naturschutzgebiete ökologisch aufwerten. Gleichzeitig wird an den Baumschulen mit Kreuzungen und alternativen Methoden in Wassernutzung, Düngung und Recycling experimentiert.

Städtepartnerschaften unterstützen den Wiederaufbau

Der deutsche Arzt Gerhard Trabert hat die Grenzregionen Türkei/Syrien, Rojava mehrfach bereist. Rojava sei ein gut organisiertes demokratisches Gebiet, berichtete er kürzlich im Bundestag vor dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Auf Grund des Embargos gebe es allerdings ernsthafte Probleme bei der Gesundheitsversorgung. Seit Beginn des Krieges seien 200.000 bis 300.000 Menschen aufgrund ungenügender medizinischer Behandlung gestorben. Die Drohung der Türkei, eine neue Militäroffensive im Norden Syriens zu starten, habe dazu geführt, dass sich viele Hilfsorganisationen aus Rojava zurückgezogen haben, so der Vorsitzende des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Infolgedessen werde sich die ohnehin schwierige Gesundheitsversorgung in der Region weiter verschlechtern.

Bereits seit einigen Jahren helfen deutsche Vereine beim Wiederaufbau in Rojava. Und es werden immer mehr. Im Frühjahr wurde die erste Städtepartnerschaft mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin ins Leben gerufen. Konkret wollen die Berliner bei der Wiederbegrünung der Stadt Derik mitwirken. Der Verein Städtefreundschaft Frankfurt - Kobane hilft seit 2014 beim Wiederaufbau der Stadt.

In diesem Sommer wurde eine Partnerschaft zwischen Kobane und Herford auf den Weg gebracht. Auch in Hannover bzw. in Oldenburg gibt es ein Interesse an einer Partnerschaft mit Afrin. Die Unterstützung von Rojava lohnt sich - nicht nur deshalb, weil sie dem Aufbau einer gerechten ökologischen Gesellschaft dient. Nebenbei hilft sie auch Fluchtursachen zu beseitigen.