Malaysia: Indoktrinierung digital
Muslimische Partei will ihre Mitglieder von Internet abhängig machen
Die Partei Islam SeMalaysia (PAS) hat einen ehrgeizigen Plan zur Vernetzung ihrer 800.000 Mitglieder. Er sieht vor, sie vom Empfang der Nachrichten anderer Medien abzukoppeln und vom Internet abhängig zu machen. In der ersten Stufe werden die Vertretungen der Partei in den Bezirken und Regionen Malaysias mit Computern beliefert. Als nächste werden die religiösen Lehrer und einflussreichen Dorfältesten im Hinterland dran sein. Außerdem sollen die Parteiführer auf allen Ebenen mit individuellen Internetadressen ausgestattet werden. Ziel ist es, die Gedanken aller Malaien zu erobern und die Cyberspace-Schlacht mit den konkurrierenden Parteien/Blöcken - der Regierungspartei UMNO und Barisan Nasional (BN) - für sich zu entscheiden.
Das offizielle Print-Organ der oppositionellen PAS, Harakah, ist gleichzeitig auch eine populäre Website. Die Site, die angeblich 200.000 mal am Tag aufgerufen wird, enthält auch ein Fernsehprogramm, in dem die Reden von PAS-Führern gezeigt werden. Ihr Chefredakteur, Zulkofli Sulong, sagte, das Web-Fernsehen sei neu hinzugekommen, nachdem die Regierung die Veröffentlichung der Druckversion von Harakah eingeschränkt habe, von zweimal pro Woche auf zweimal im Monat. Mit einem Etat von 20.000 Ringgit - rund 12.000 Mark - ist das Internet-TV mit nur zwei Vollzeitkräften eine günstige zusätzliche Attraktion für harakahdaily.com. Mit dieser Site hofft die PAS auch, dass von ihr der Eindruck entsteht, sie sei auf dem Gebiet der Informationstechnologien progressiv, da sie die erste Partei Malaysias ist, die ein Webfernsehen besitzt. Die Webseite ist jedoch nicht die einzige im Cyberspace.
Die PAS-Führer erkannten frühzeitig das Potenzial des Internet, um die Menschen unter Umgehung der normalen Medien zu erreichen. Der Präsident der PAS, Datuk Fadzil Noor, sagte, die Parteimitglieder sollten sich nicht über den Mangel an Berichterstattung in den Medien beschweren, sondern die Informationsverbreitung mittels der Websites nutzen. Mit Webfernsehen, Internetradio und Online-Reden könne man die Menschen schnell und unzensiert erreichen.
"Das Wichtigste ist, wir können nicht nur die Malaysier hier, sondern auch im Ausland erreichen. Sogar Ausländer, die sich für unseren Kampf interessieren, werden uns nun besser verstehen", sagte er weiter und fuhr fort: "Hoffentlich bis zum Jahr 2004 wird die PAS ihre virtuellen Foren und ein PAS-Intranet im ganzen Land fertiggestellt haben. Dann brauchen unsere Mitglieder und Anhänger überhaupt nicht mehr auf herkömmliche Medien zurückzugreifen."