Marios eigenes Holi Festival der Farben

Seite 2: Kartendeck statt RPG-Taktik

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Trotz der Verbesserungen verringert das Spielkartensystem ebenso wie bei "Sticker Star" den aus anderen "Paper-Mario"- und "Mario & Luigi"-Games gewohnten Rollenspielanteil. Viele Gebiete haben zahlreiche Gegner, die einen bestimmten Kartentyp erfordern. Normale Sprünge auf stachelige Gegner schaden nur dem Helden, sodass die entsprechenden Karten für diese Kämpfe nutzlos sind. Fliegende Kontrahenten weichen dagegen Hammerschlägen gekonnt aus. Schließlich gibt es gestapelte Gegner, die aus fünf oder zehn Einzelgegner bestehen. Gegen solche Stacks helfen nur Serienangriffe, während starke Einzelattacken jeweils nur einen Gegner aus dem Stapel beseitigen.

So kann es trotz der großzügigen Obergrenze von 99 Karten passieren, dass gegen Ender einer Zone eine bestimmte Kartensorte ausgeht. Das vermittelt dem Spieler das Gefühl, dass Zusammenstellen des perfekten Decks wichtig ist, als die Auswahl der passenden Attacken für die jeweiligen Gegner. Wer Sammelkartenspiele liebt, wird diesen Aspekt vermutlich sogar schätzen, aber klassische Rollenspieler werden in ihrem Repertoire eingeschränkt. Immerhin darf der Spieler während des Kampfs zufällig ausgewählte Karten nachkaufen und so sein Repertoire ergänzen.

Einen schönen Dreh bringt ein wichtiges, aber gekonnt spärlich eingesetztes Rätselelement: An einigen Stellen muss der Spieler Teile des Hintergrunds ausschneiden und damit verborgene Wege öffnen. Manche Landschaften bieten zudem verborgene Platzhalter für Spielkarten. Schneidet der Spieler diese Stellen aus und setzt das passende "Dings" dort ein, hilft er beispielsweise einem Segelschiff gegen die Flaute oder aktiviert einen erloschenen Leuchtturm.

Seine wahre Stärke zeigt "Paper Mario: Color Splash" im Lauf der Zeit: Es ist der bisher vielseitigste Titel der Serie. Viele Zonen brechen das typische Spielprinzip auf. So muss Mario beispielsweise in einem verlassenen Hotel Geister-Toads zu einer gemütlichen Teerunde verhelfen, indem er erkennt, was sie zu erledigen haben, bevor sie ihren Frieden finden. An einer anderen Stelle deutet der Spieler die Logbucheinträge eines Kapitäns, um ein Schiff zu einer Schatzinsel zu steuern.

Gelegentlich muss der Klempner etwas geraderücken.

Das Inselreich bietet einen Wechsel zwischen der normalen und einer Geisterwelt, bei denen sich Änderungen in der einen auch auf die anderen auswirkt, aber unterschiedliche Hindernisse das Vorankommen nur in einer Welt erlaubt. So muss Mario beispielsweise in der Geisterwelt einen Eingang freilegen, um in der normalen weiterzukommen. Dort kann er dann eine Brücke bauen, die er auch in der Geisterwelt überqueren kann.

Auch eine Hommage an das klassische Jump-and-Run fehlt nicht: Mario springt in ein altes Videospielset an einem Röhrenfernseher, dessen Welt an die 8-bit-Zeiten erinnert. Hier darf Mario gegen und über Blöcke springen und trifft pixelige Gumbas und Koopas. Gleichzeitig belebt die Passage ein spielerisches Element aus dem Wii-Titel "Super Paper Mario" wieder: Durch Knopfdruck wechselt die Perspektive in eine 3D-Ansicht, die versteckte Objekte, Eingänge und Wege zeigt.

Viel Abwechslung, wenig Rollenspiel

Unter dem Strich ist "Paper Mario Sticker Star" der bisher abwechslungsreichste Titel der Serie. Es bietet angenehm dosierte Rätsel und wunderschöne Settings. Die Einbindung des Tablets ist ebenfalls gelungen. Das erneute Besuchen der meisten Zonen ist wie bei Nintendo-Spielen gewohnt optional und vor allem etwas für diejenigen, die auch den letzten weißen Flecken einfärben wollen. Außerdem gibt es ein virtuelles Museum, das Kartenspenden mit einer Bildergalerie belohnt und vollständig eingefärbte Gebiete mit einer stetig wachsenden Musikauswahl.

Beim erneuten Besuch der frühen Zonen besiegt Mario schwache Gegner durch einmalige Sprünge oder Hammerschläge ohne Kampfarena.

Leider trübt der Sammelkartenaspekt das klare Rollenspielvergnügen. Zum einen fehlen manchmal die perfekten Karten, sodass der Spieler sich behelfen muss. Zum anderen gibt es gegen Ende viele mächtige Angriffe für wenig Spielgeld zu kaufen, und Boni wie die Schnick-Schnack-Schnuck-Arenen sind ein steter Quell neuer Münzen.

Trotz der kleinen Abstriche macht das Spiel durchweg Spaß und schafft es bis zum Schluss, immer wieder mit neuen Ideen zu überraschen. Kurz nach der Ankündigung der kommenden Nintendo-Konsole rechtfertigt es kaum den Kauf einer Wii U, aber wer sie bereits im Wohnzimmer hat, findet in "Paper Mario Sticker Star" ein umfangreiches, abwechslungsreiches und vor allem schönes Spiel - und eins der letzten Highlights für die Wii U.

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