Marsch auf Hamburg

Seite 2: Phantasien über "Lügen-Tsunami gegen HoGeSa-Islamisierungsgegner"

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Derweil zeichnete Alexander Heumann, Rechtsanwalt und Chef der "Patriotischen Plattform" in Nordrhein-Westfalen, für einen "Außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss" verantwortlich. In jener "Patriotischen Plattform" sammeln sich die Anhänger eines deutlich weit rechts stehenden Flügels der AfD.

Jener "Außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss" will die Ausschreitungen in Köln nun "zutreffend, "neutral" und "objektiv" in den Blick nehmen. Denn in zahlreichen rechten und hooliganistischen Zirkeln, Portalen und Gruppen in sozialen Netzwerken geistert der Vorwurf umher, nicht die gewaltbereiten und Gewalt suchenden Hooligans hätten die Randale angezettelt, sondern sie seien provoziert worden und das Ganze sei eine Inszenierung gewesen, um die "friedlich demonstrierenden Islamisierungsgegner von HoGeSa" sowie die gesamte "islamkritische" Szene zu verteufeln, wie es bei dem rassistischen, extrem islamfeindlichen Portal "Politically Incorrekt" (PI) bezeichnenderweise hieß.

Auf der dubiosen und verschwörungstheoretischen Seite "Netzplanet" will man angeblich beweisen, dass "Linkskriminelle" maßgeblich für die Krawalle verantwortlich seien. Bei PI wird in ähnlicher Weise von einem "Lügen-Tsunami gegen HoGeSa-Islamisierungsgegner" phantasiert, wobei zuvor jedoch noch dessen ungeachtet auf dem Blog das "Wunder von Köln" bejubelt wurde, weil "echte Männer, die ihr Gesicht für unser deutsches Vaterland gezeigt haben", demonstriert hätten.

Köln, so PI weiter, sei wohl eine Art Auslöser für neue "Montags-Demonstrationen" gewesen, die diesmal jedoch den Sturz der multikulturellen und angeblich islamhörigen Bundesrepublik einleiten würden. PI versteht sich übrigens als solidarisch mit Israel und den Juden. Dass ein Teilnehmer des HoGeSa-Aufmarsches in Köln dem Magazin "Vice" wegen des T-Shirts seiner Lebensgefährtin mit dem Aufdruck "Auschwitz University — Est. 1941" dank freudschem Versprecher erstaunlich offen in die Kamera sagte, er habe "nichts gegen Judenfeindlichkeit", sorgt kaum für Irritationen in jenen Kreisen rund um PI.

In der Fußballfanszene regt sich Widerstand

Die "Königsblaue Hilfe" stellte fest, man werde Vertretern der HoGeSa bei rechtlichen Problemen nicht helfen. Wer "Schalker Ideale" lebe, der könne sich dieser Gruppe "nur gedanklich in den Weg stellen". Man sei gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Das "Bündnis Aktiver Fußball Fans" (BAFF) zeigte sich über die Ereignisse in Köln "entsetzt" und erklärte, dort habe "einer der größten neonazistischen Aufmärsche der letzten 10 Jahre in Deutschland" stattgefunden - obschon sich die HoGeSa aus einem Kreis von Hooligans rekrutiert hätten, "die seit Jahren anti-rassistische Fußballfans aufgrund deren Engagements mit der Rechtfertigung 'Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik' terrorisieren". Geschehen ist dies unter anderem in Aachen, wo die linken "Aachen Ultras" (ACU) von Neonazis sowie rechtsgerichteten Hooligans und Ultras aus dem Stadion vertrieben wurden. Einige dieser Gegner sahen ACU-Vertreter am Sonntag in Köln, als sie die HoGeSa-Versammlung kritisch beobachteten.

Der Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat als erster Proficlub in Deutschland das Tragen und Zeigen von Kleidungsstücken mit dem Schriftzug HoGeSa oder "Hooligans gegen Salafisten" sowie dem Namen des quasi indirekten Vorläufers "GnuHonnters" (Die bösen Guten?) im Stadion verboten. "Insbesondere das gewaltverherrlichende Potenzial beider Verbindungen und der offen zur Schau gestellte, fremdenfeindliche Hintergrund der Verbindung 'Hooligans gegen Salafisten' lässt keinen Spielraum für eine Tolerierung dieser Symboliken bei Veranstaltungen von Fortuna Düsseldorf", hieß es in einer Stellungnahme des Vereins von Mittwoch.