"Matrix" trifft "Da Vinci Code"

Seite 2: Ob der menschliche Wille frei ist oder doch fremdbestimmt?

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Stars hide your fires/ Let not light see my black and deep desires.

William Shakespeare, "Macbeth"

Auch hier geht es, wie in "Matrix" neben dem Spektakel um die Frage, inwieweit der menschliche Wille frei ist, oder wir alle doch fremdbestimmt sind, von den Genen, der Umgebung oder gar einem großen Puppenspieler, wie jener von Marion Cotillard gespielten zwielichtigen Wissenschaftlerin, die Michael Fassbenders Figur an Drähten zappeln lässt und in die Vergangenheit schickt.

Bild: © 2015 Twentieth Century Fox Film Corporation

Auf diesen ständigen und recht stressigen Wechsel der Weltzustände müsste der Held, ginge es mit rechten Dingen, also philosophisch zu, mit der Haltung eines "kybernetischen Ironikers" (Peter Sloterdijk) reagieren. Doch von einer Theorie der Ironie à la Hegel ist dieser Film weiter entfernt als die Erde vom Saturn.

Denn Callum meint es ernst, verwechselt bald Videogame mit dem richtigen Leben und fühlt sich auch diesseits der Matrix als Assassine: Nach dem Motto des postfaktischen Zeitalters "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" macht er nach seinen Vorstellungen Ordnung in der real world, und man bekommt einen Eindruck, wie es vermutlich grad Donald Trump geht.

Bald könnten aber die wahren Assassinen kommen, um das andere, hübschere, aber auch pathetischere Leitmotiv des Films - "Wir arbeiten im Dunkeln, um dem Licht zu dienen" - in die Tat umzusetzen, dem Callum nur halb die Treue hält.

Ein bisschen Bildung schadet keineswegs...

...and then is heard no more. It is a tale/ Told by an idiot, full of sound and fury,/ Signifying nothing.

William Shakespeare, "Macbeth"

Im Großen und Ganzen funktioniert der Film als das, was er vermutlich sein will: Popcorn-Unterhaltung und eine Kinoergänzung für die Fans des Spiels. Ein bisschen Bildung schadet dabei keineswegs, sonst wird man nicht alle komplexen Anspielungen und Wendungen der Story verstehen - ein bildungsbürgerliches Freizeitvergnügen ist dieser Film aber dennoch nicht.

"Assassin's Creed" ist kein Pendant zu "Da Vinci Code", dazu ist das alles dann doch ein bisschen zu vulgär und auch zu brutal... Aber vielleicht hat sich der Film nur auf einen Nebenstrang des Spielszenarios verirrt.

End Task? Abbrechen? Wiederholen?