McMaster will Truppen in Afghanistan aufstocken

Herbert Raymond "H. R." McMaster. Foto: Chief Mass Communication Specialist James E. Foehl, U.S. Navy

Taliban und IS sollen gemeinsam ein Massaker in der Provinz Sar-i Pul verübt haben

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Politico berichtet unter Berufung auf zwei Quellen aus dem Weißen Haus und der Administration, dass der Nationale Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster US-Präsident Donald Trump dazu bringen will, die Zahl der aktuell 8.400 US-Soldaten in Afghanistan aufzustocken. Vizepräsident Mike Pence, der den Politico-Informanten nach McMaster beim Überreden Trumps unterstützt, ließ über sein Büro ausrichten, er sehe sich als "ehrlichen Makler" und stehe lediglich "auf der Seite der Objektivität".

In Afghanistan führen die Amerikaner inzwischen seit 16 Jahren einen Krieg gegen paschtunische Taliban und andere Islamisten, der sie bis jetzt 2.257 Tote, 20.257 Verletzte und alleine zwischen 2003 und 2015 760 Milliarden Dollar Steuergeld kostete. Trump twitterte am Samstag zwar, man habe "wichtige Beschlüsse" zu Afghanistan gefasst - seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders bestätigte aber lediglich Gespräche und meinte, der Präsident werden seine Entscheidung erst dann verkünden, wenn er alle Optionen gründlich geprüft habe. Das wird Verteidigungsminister James Mattis zufolge heute Abend der Fall sein.

Offener Brief der Taliban

Die Taliban, die aktuell gut zehn Prozent Afghanistans kontrollieren, hatten Trump letzte Woche in einem offenen Brief zu einem vollständigen Abzug der US-Truppen aufgefordert und vor "kriegstreiberischen Politikern und Generälen" gewarnt, deren Ratschläge lediglich einen längeren Krieg, eine immer schwächere US-Wirtschaft und mehr tote Amerikaner zur Folge hätten. Auch der Einsatz privater Sicherheitsfirmen werde den USA nichts nützen, denn: "Wenn Sie den Krieg schon nicht mit professionellen US- und NATO-Truppen gewinnen, werden Sie ihn niemals mit Söldnern und unmoralischen Handlangern gewinnen."

Außerdem würden sich die Taliban im Falle einer Nichtbeachtung ihrer Aufforderung an die "Feinde" der USA wenden. Zunächst blieb offen, wer damit konkret gemeint war, und US-Medien spekulierten ohne große Rücksichtnahme auf die Zeitgeschichte und auf konfessionelle Unterschiede über Russland und den Iran - bis die UN-Mission in Afghanistan (Unama) gestern Berichte über ein Massaker im nordafghanischen Mirzaolang-Tal bestätigte, bei dem Taliban und Islamischer Staat (IS) gemeinsam 36 Menschen getötet haben sollen.

McMaster vs. Bannon

Der Vorstoß, die Truppen in Afghanistan aufzustocken, kommt kurz nach dem Abgang des Anti-Interventionisten Stephen K. Bannon. Übereinstimmenden Medienberichten nach hatte McMaster seit seiner Ernennung zum Nationalen Sicherheitsberater auf eine Ablösung Bannons hingearbeitet und wurde dabei unter anderem von Stabschef John Kelly, Fox-News-Besitzer Rupert Murdoch und Teilen des republikanischen Establishments unterstützt. Breitbart, wohin Bannon am Samstag zurückkehrte, hatte im Gegenzug McMaster vorgeworfen, dass er für einen Think Tank tätig war, der indirekt von George Soros finanziert wurde - worauf hin der CNN-Moderator Jake Tapper anregte, das FBI solle sich Bürger ansehen, die McMasters Entlassung fordern.

Dem entlassenen Ex-Kommunikationschef Anthony Scaramucci nach (der kein Unterstützer, sondern ein Gegner Bannons war), gibt es im Weißen Haus Kräfte, die nicht nur auf eine Entlassung von Trump-Mitarbeitern, sondern auf eine Entmachtung des Präsidenten selbst hinarbeiten. Wie dies vor sich gehen könnte, ließ Scaramucci offen. Tritt Trump - aus welchen Gründen auch immer - zurück oder wird er ermordet, (wie sich das die demokratische Politikerin Maria Chappelle-Nadal wünschte), übernimmt Vizepräsident Mike Pence das Amt. Danach, dass die Halbzeitwahlen im nächsten Jahr so ausfallen, dass die Republikaner Trump damit zum Rücktritt drängen könnten, sieht es derzeit nicht aus: Einer Erhebung des Portals FiveThirtyEight nach würden die Demokraten aktuell sogar fünf ihrer bislang 46 Senatssitze einbüßen.