Mehr Treibhausgase
Seite 2: Starke Erwärmung
- Mehr Treibhausgase
- Starke Erwärmung
- Auf einer Seite lesen
Wir hatten ja bereits letzte Woche von der Analyse der Weltmeteorologieorganisation WMO berichtet, wonach die globale Temperatur im vergangenen Jahr rund 1,1 Grad Celsius über dem Niveau des vorindustriellen Zeitalters lag.
In dieser Ausgabe der Wochenschau reichen wir die Grafiken der globalen Temperatur-Anomalie nach, die von verschiedenen Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Methoden erarbeitet worden.
Die Abbildungen zeigen zum einen, dass die Forscher mit ihren unterschiedlichen statistischen Ansätzen zu sehr ähnlichen Ergebnissen kommen. (Eben das ist ein wesentliche Bestandteil des wissenschaftlichen Prinzips: Dass die Ergebnisse reproduzierbar sind.) Außerdem kann man an ihnen ganz gut ablesen, dass es (natürlich) vollkommen unerheblich ist, auf welche Referenzperiode sich bezogen wird.
Die globale Temperatur wird nämlich gewöhnlich als Abweichung von einem Mittelwert dargestellt. Dafür wird über eine 30-Jahre-Periode gemittelt, die dann die Nulllinie bildet. Mal wird die Periode 1951 bis 1980 genommen, oft 1961 bis 1990, seit neuestem auch 1981 bis 2010 oder die Jahre 1900 bis 2000. Auf Form und Verlauf des Grafen hat das keinerlei Einfluss, wie der Vergleich der verschiedenen Abbildungen zeigt.
Und was hat es mit dieser Abweichung, dieser Temperatur-Anomalie auf sich? Zum einen ist es in den Klimawissenschaften und vermutlich auch in anderen Naturwissenschaften üblich, dass lieber Anomalien als die absoluten Werte betrachtet werden, wenn es vor allem um die Veränderungen geht.
Die werden dann anschaulicher und sind im Falle des globalen Klimas der eigentlich interessante Wert. Die Änderung der Lufttemperatur - gemessen wird in zwei Meter über dem Boden - ist ein wichtiger Indikator für die im Klimasystem zusätzlich gespeicherte Wärmeenergie.
Ein anderer Grund, weshalb statt der absoluten Werte die Anomalien, das heißt die Abweichungen von einem Mittelwert betrachtet werden ist folgender: Die Temperatur ist ehr vielen lokalen Faktoren unterworfen, so dass schon wenige Kilometer Abstand zwischen zwei Stationen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Die Messtationen sind also nur für ein relativ kleines Gebiet repräsentativ.
Anders sieht es hingegen aus, wenn man die Veränderung der Temperatur über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel ein Jahr, beobachtet werden. Dann ist diese meist - sofern lokale Einflüsse wie der Hitzeinseleffekt der Städte ausgeschlossen werden können - in einem Umkreis von vielen hundert Kilometern sehr ähnlich erfolgt. Mithilfe der Veränderung, der Abweichung vom stationsspezifischen Referenzwert, lassen sich also regionale Trends besser erfassen.
Insbesondere ist es dann nicht mehr wichtig, dass die Messreihen die ganze Beobachtungsperiode umfassen. Es reicht aus, dass immer irgendwo in der untersuchten Region gemessen wurde. In Europa und in Nordamerika, wo es schon relativ früh sehr hohe Stationsdichten gegeben hat und von wo auch viele sehr lange Zeitreihen vorliegen, ist das nicht ganz so wichtig.
In anderen Weltgegenden spielt das jedoch eine große Rolle, weshalb Wissenschaftler in den letzten Jahrzehnten viel Gehirnschmalz darauf verwendet haben, um die Aussagekraft der Messreihen zu interpretieren und fehlerhafte Messungen auszusortieren, wo sie nicht zu korrigieren waren. Wer sich für die statistischen Dteails interessiert wird unter anderem beim Goddard Institute for Space Studies der NASA (GISS) fündig.
Erneuerbare immer günstiger
Und zu guter letzt die gute Nachricht der Woche: Die Internationale Agentur für Erneuerbaare Energieträger IRENA geht davon aus, dass bis 2020 Wind- und Solarstrom sich weiter kräftig verbilligen.
Derzeit würden die mittleren Gestehungskosten für Strom aus neuen Windkraft- und Solaranlagen bei sechs bzw. zehn US-Cent pro Kilowattstunde (4,9 bzw. 8,1 Euro-Cent pro Kilowattstunde) liegen. Für an Land (onshore) erzeugten Windstrom lägen die Gestehungskosten derzeit in der Regel bei vier US-Cents pro Kilowattstunde, für Strom aus neuen fossil befeuerten Kraftwerken hingegen zwischen fünf und 17 US-Cent pro Kilowattstunde.
Der Bericht geht davon aus, dass sich der Preis für Solarstrom in den nächsten zwei Jahren noch einmal halbieren wird. Neue Kapazitäten mit erneuerbaren Energieträgern zu erreichten, sei nicht nur sinnvoll für die Umwelt. Es werde auch zur ökonomisch einzig nahe liegende Lösung.