Melancholie über allen Weltmeeren

Up, Bustle and Out, "Master Session 2", eine Kombination aus Bristol-Elektronik und Kuba Jazz

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Schon eine seltsame Ehe, diese Verbindung aus schwerfälliger Bristol-Elektronik und dem Son aus Kuba, dieser eigentlich so leichtfüßigen Musik. Das scheint nicht zusammen zu passen, nicht zusammenzugehen und tut es dann doch, ganz überraschend, auf der neuen "Up, bustle and out"-Veröffentlichung, "Master Sessions 2".

Romantische Sehnsucht war es wohl, was die Jungs um Rupert Mould and D. "Ein" Fell vor zehn Jahren hinaus getrieben haben, zuerst nach Istanbul, Nordafrika, Bolivien und Andalusien, später dann auch in den Mittleren Osten und eben nun ein weiteres Mal nach Kuba.

"Master Sessions 2" ist in manchen Momenten, in denen es zu eindeutig nach Havanna oder Bristol klingt, wie ein Reise-Album voller Urlaubsfotos, ein wenig vorhersehbar und bekannt. Schließlich hat die Musik, die da zu hören ist, längst schon Eingang in den kollektiven (Klischee-)Bestand gefunden hat. Sobald die Musiker aber ihre eigenen Geschichten erzählen, sobald sich die Musik nicht zwischen der einen Quelle oder der anderen entscheiden kann, sondern hin und her schwankt, in sich unschlüssig und doch eindeutig, dann packt sie einen durch ihr unvermutetes Eigenleben. Dann setzt ein Dub-Rhythmus ein, schwerfällig und behäbig, ein TwoStep-Bläsersatz wird angedeutet und irgendwo dazwischen ergeben sich die Handvoll Kubaner vom Rebel Radio Orchester ihren Improvisationen.

Melancholie scheint der gemeinsame Nenner dieser Musik zu sein. Hat sie im nebelverhangenen Bristol vielleicht eine andere Quelle als im revolutionären Kuba, hier erscheint sie als die lingua franca aller Musik, als Schmerz, der alle verbindet, Ost und West, Elektronik und Tradition. Sehnsucht nach der Eindeutigkeit der Revolution und der Geschichte wird das wohl sein, nach dem Wirken Che Guevaras und den Weiten der Welt jenseits des britischen Inselreichs: "The UK no longer felt like an island, it felt like a single stepping stone in a series that was and is leading to a grander picture", heißt es dazu auf der Hompage des DJ-Kollektivs.