Menschen im All: Kooperation oder Konkurrenz?
Seite 2: Bleibt der Aufbruch ins All stecken?
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Fest steht, dass ohne eine Erneuerung der über fünfzig Jahre alten Raketentriebwerke und einer Erhöhung des Laderaums in Raketen oder Raumschiffen der Aufbruch ins All steckenbleibt. Die Notwendigkeit hoher Investitionen, um eine Hochtechnologie auf das nächste Niveau zu heben, scheint auf der Hand zu liegen.
Dennoch stellt sich die Frage: Wie fliegen wir in den Kosmos. Und vor allem: Wer bestimmt, wer bei diesen Flügen und Aufenthalten dabei ist? Es müssen nicht unbedingt Menschen sein, deren biologische Systeme im All schwerer aufrechtzuerhalten sind.
Vor allem technologisch zeichnet sich eine Ausweitung der Weltraumwirtschaft ab. Maschinen, Roboter und KI wären eine kosteneffiziente Methode, Rohstoffe im All abzubauen. Doch die Science Fiction und mit ihr Visionäre aus der New-Space-Branche ersehnen sich Menschen auf Planeten und im Kosmos. Dahinter steckt viel Geld. Und dieses Geld wird nicht einfach so investiert werden – es wird mit dem Prestige einer ersten Marskolonie oder Minenarbeiter im Kuiper-Gürtel ausbezahlt werden. Davon abgesehen, dass ein lukratives Goldvorkommen auf einem Asteroiden die Entwertung dieses Edelmetalls auf dem blauen Heimatplaneten nach sich ziehen könnte. Wer von den Investoren möchte das? Cui bono?
Es bleibt die Frage: Wem gehört das All? Nach geltendem Weltraumrecht verhält es sich mit dem All ähnlich wie mit der Antarktis. Und doch: Wer auf der Hochsee fischt, darf den Fisch behalten. Nur die Küsten sind geschützt. Das wäre auch auf das All anzuwenden? Aber es scheint unbegrenzt. Ist im All Platz für jede Nation der Erde? Wer darf zuerst? Die Haudegen oder die Diplomaten, die Testpiloten oder die Geologen, die Männer oder die Frauen oder besser die Weder-Noch, die Soldaten oder die Ärzte? Man müsste miteinander sprechen …
Dierk Spreen schreibt in der Zeitschrift Raumfahrt Concret von einer Transglobalisierung seit Beginn der Raumfahrt. Das Bewusstsein, auf dem Raumschiff Erde Teil eines größeren Ganzen zu sein, trägt zu einer solchen Transglobalisierung bei. "Das impliziert eine Aufhebung der planetaren Fixierung, die im Kontext der Globalisierung ja noch erhalten bleibt. Andere Himmelskörper sowie künstliche Habitate erscheinen als mögliche Lebensräume für (nicht nur) Menschen", so Spreen.
Dieses Bewusstsein kommt genau wie die technologischen Fortschritte in der Raumfahrt nicht über Nacht, sondern entwickelt sich über lange Zeiträume. Die Weite des Weltalls sollte sich in den Plänen widerspiegeln, sprich: Langer Atem ist von Vorteil, wenn sich Menschen für den Zivilisationssprung ins All entscheiden. Die Geschichte der irdischen Raumfahrt zeigt, dass die Raumfahrer meist extrem ausgeglichene Menschen sind. Angesichts der ungewohnten Umgebung ein verständliches Auswahlkriterium. Und möglicherweise ein Garant, schlechte menschliche Verhältnisse doch nicht in den Kosmos zu exportieren?
Literatur:
Fischer, Joachim und Dierk Spreen (Hg.): Soziologie der Weltraumfahrt, Bielefeld 2014: transcript.
Marsiske, Hans-Arthur: Heimat Weltall. Wohin soll die Raumfahrt führen?, Frankfurt am Main 2005: edition suhrkamp. (Nur noch antiquarisch.)
Spreen, Dierk: Von der Globalisierung zur Transglobalisierung? In: Raumfahrt Concret Nr. 113 (3/2020), S. 44-47.
Vielleicht muss man das Raketenpferd von der anderen Seite aufsatteln?
Am 10. Dezember 2020 verabschiedete die Abgeordnetenkammer in Luxemburg zwei neue Gesetze: Convention of the Registration of Objects Launched into Outer Space (draft law n° 7270) und Law on Space Activities (draft law n° 7317). Letzteres Gesetz eröffnet laut Webseite einen rechtlichen Rahmen für die Autorisierung und Überwachung von Weltraumaktivitäten. Es soll ein sicheres Feld für Anbieter, Investoren und Unternehmer schaffen.
Wer aber gibt Luxemburg und dessen Parlament das Recht, zu bestimmen, wer in welchem Sektor des Weltraums welche Aktivitäten ausüben darf? Wird Luxemburg bald eine Space Patrol einrichten, die polizeiliche (oder gar militärische) Aufgaben im Raum zwischen der Erde und Alpha Centauri aufnehmen wird? Wäre es nicht angemessener, diese Fragen zumindest EU-weit zu diskutieren und ein gemeinsames Gesetz auf den Weg zu bringen? Im Bundestag wurden die luxemburgischen Gesetze wohl nicht besprochen, weil es eben luxemburgische Gesetze sind. Durch solche Gesetzgebung werden andere Raumfahrtnationen natürlich unter Druck gesetzt, nachzulegen.
Die Luxembourg Space Agency ist Mitglied bei der ESA und arbeitet in diversen Programmen mit, aber keines dieser Programme betrifft direkt den Rohstoffabbau im All. Space Safety könnte Missionen zu Asteroiden abdecken oder aber das General Support Technology Programme (GSTP), das den Austausch zwischen den Mitgliedsstaaten fördert und Technologie für den Einsatz im Space weiterentwickelt.
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