Meteorologen ziehen Bilanz

Wieder geht ein Jahr voller Wetterrekorde zu Ende, inzwischen gibt es keinen Zweifel mehr, dass wir uns bereits mitten im Klimawandel befinden

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Das alte Jahr ist noch nicht ganz ausgelaufen, aber bei der Weltmeteorologieorganisation WMO wagt man schon einmal einen Rückblick. Das Jahr 2006 rangiert hier auf Platz sechs der Hitliste der wärmsten Jahre. Das hört sich zunächst nicht dramatisch an. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass die anderen fünf Jahre alle in den Zeitraum seit 1999 fallen, wird deutlich, dass kein Grund zur Entwarnung vorliegt. Die Kurve der globalen Temperatur zeigt vielmehr, dass wir inzwischen mitten im Klimawandel stecken. Seit Ende der 1970er Jahre hat sich der Temperaturanstieg deutlich beschleunigt und beträgt jetzt 0,18 Grad Celsius pro Dekade. Mit 14,42 Grad Celsius war 2006 nur sehr geringfügig kühler als die Vorjahre und ist von diesen, wie die Fehlerbalken zeigen, statistisch nicht signifikant zu unterscheiden.

Über den ganzen Globus und das ganze Jahr gemittelte Temperatur der bodennahen Luft. Zu besseren Übersichtlichkeit werden die absoluten Daten als Abweichungen vom Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 ausgedrückt. Gezeigt werden auch die Fehlerbalken, die die Ungenauigkeiten aufgrund von Messfehlern und fehlenden Daten ausdrücken.

Man könnte es also auch so sehen, dass sich das Klima ein wenig „ausruht“, bevor es weiter aufwärts geht. Überhaupt hat der Anstieg eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Treppenfunktion, was angesichts des nichtlinearen Charakters des Klimasystems eigentlich auch keine Überraschung ist. Nichtlineare Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Falle einer äußeren Störung – bei der Erde ist es die Veränderung des Strahlungshaushaltes durch den Eintrag von Treibhausgasen in die Atmosphäre – sich schnell verändern und einem neuen Gleichgewichtszustand zustreben.

Wie dem auch sei: 2006 hat, wie schon die Vorjahre, viele regionale Rekorde gebrochen. Der Jahresanfang war in Nordamerika ungewöhnlich milde, während Russland und Nordchina unter einem sehr harten Winter zu leiden hatten. In Kanada verzeichnet man hingegen den wärmsten Winter seit Beginn der systematischen Wetterbeobachtungen. Auf der Südhalbkugel stöhnten zur gleichen Zeit in Australien und Brasilien die Menschen unter Hitzewellen. In Sydney kletterte das Thermometer am 1. Januar auf 44.2 Grad Celsius, was der zweitheißeste dort je gemessene Tag war. Vier Wochen später, am 31. Januar zeigte im südbrasilianischen Bom Jesus das Thermometer 44,6 Grad Celsius an. Das war nach Angaben der WMO eine der heißesten je gemessenen Temperaturen in ganz Brasilien.

In Europa war der Juli mit 2,7 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel der wärmste je gemessene. In Deutschland fiel er sogar noch extremer aus: Hier lag der Juli 5,2 Grad über dem Soll. Am 19. und 20. Juli kletterten die Thermometer an einigen Orten zwischen Alpen und Ostsee auf 39 Grad. Passend dazu waren Juni und Juli in Deutschland sehr trocken. Gebietsweise fiel nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in beiden Monaten zusammen nicht einmal ein Viertel der üblichen Niederschlagsmenge. Dafür gab es im ungewöhnlich kühlen August verheerende Regenfälle. An vielen Wetterstationen des DWD wurden mehr als 300 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge registriert, was oft neue örtliche Rekorde darstellte.

In den USA war 2006 nach Angaben der US-Behörde für Ozean und Atmosphäre (NOAA) das wärmste je gemessene Jahr. Während der Süden und der südliche Teil des Mittleren Westen unter einer schweren Dürre litten, gab es im Nordosten des Landes den feuchtesten Sommer seit Menschen Gedenken. Andere Teile des Landes wurden hingegen von Hitzewellen und rekordverdächtige Wald- und Buschbränden heimgesucht. Die Hurrikansaison fiel hingegen ganz im Gegensatz zum Vorjahr durchschnittlich aus.

Schwere Dürren wurden auch aus dem Süden Brasiliens, aus Nordostchina und aus Südostaustralien gemeldet. Dort gilt die Dürre vielerorts als die schlimmste je beobachtete. Laut WMO hat sich die Region noch nicht von den Dürren der Jahre 2002/2003 und 1997/98 erholt gehabt. Mancherorts gibt es bereits erhebliche Probleme für die Landwirtschaft. Doch Australien ist ein reiches Land, das mit derlei Krisen fertig werden kann. Schlimmer traf es da Ostafrika. Das vom Bürgerkrieg und einem neuerlichen Krieg mit Äthiopien zerrissene Somalia wurde 2006 von der schlimmsten Trockenheit seit zehn Jahren gebeutelt. Betroffen waren auch Teile von Burundi, Djibouti, Eritrea, Äthiopien, Kenya und Tansania. Mindestens elf Millionen Menschen mussten aufgrund der Dürre hungern.

Gegen Ende des Jahres wurde die gleiche Region von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Die ausgetrocknete und verhärtete Erde war vielerorts nicht in der Lage im ausreichenden Ausmaß den Niederschlag aufzunehmen. In Äthiopien starben 600 Menschen in den Fluten. In Somalia handelt es sich um die schlimmsten Überschwemmungen der jüngeren Geschichte.

Schlimme Verwüstungen hat auch die diesjährige Taifun-Saison in Ostasien angerichtet, die laut WMO die schlimmste seit zehn Jahren war. 14 Taifune haben dort vor allen in China und auf den Philippinen Zerstörungen angerichtet. In der Volksrepublik starben 1000 Menschen. Der ökonomische Schaden betrug zehn Milliarden US-Dollar. Auf den Philippinen starben mindestens 500 Menschen und mehrere hundert wurden Mitte Dezember noch vermisst.

Veränderungen in den Meeren

Unterdessen beginnt der Klimawandel auch seine Spuren in der Natur zu hinterlassen. Aus Westeuropa gibt es verschiedene Berichte über Zugvögel, die in diesem Jahr im Lande geblieben sind, und – für den Durchschnittsbürger sicherlich weniger offensichtlich – auch in den Meeren zeigt die Erwärmung Auswirkungen auf die Fauna: Eine Untersuchung an 57 marinen Arten in den britischen Gewässern zeigt, wie sich vor allem entlang der schottischen Küste wärmeliebende Arten nord- und ostwärts in bisher kältere Gewässer ausbreiten und sich andere Arten, die es lieber kalt mögen, zurückziehen. Um rund 85 Kilometer sind die maritimen Klimazonen an den nordwestschottischen Küsten in den letzten 15 Jahren gewandert. Bisher sind die Veränderungen graduell verlaufen, das heißt, ohne größere Umbrüche in den Ökosystemen. Dass das allerdings auch in Zukunft so bleibt, ist alles andere als gewiss. „Die Veränderungen sind recht subtil, aber irgendwann werden wir schließlich große Veränderungen und auch eine Zunahme invasiver Arten sehen“, zitiert die britische Zeitung „The Scotsman“ die Leiterin des Forschungsprojektes, Nova Mieszkowska.

Die genannten invasiven Arten, das heißt Schnecken, Muscheln, Quallen, seltener auch Fische aus fremden Meeren, treten in den letzten Jahrzehnten gehäuft in vielen Küstengewässern rund um den Globus auf. Das ist allerdings eher eine Folge des rasch zunehmenden Schiffsverkehrs als klimatischer Veränderungen. Meeresbewohner entwickeln sich in den Ballasttanks der Ozeanriesen zu Ferntouristen. Problematisch wird es, wenn die Ökosysteme, auf die die Einwanderer treffen, durch Überfischung, lokale Verschmutzungen oder eben klimatische Veränderungen, wie sie für die nächsten Jahrzehnte vermehrt erwartet werden, geschwächt sind. Dann kann es schon mal zur Verdrängung und zu massiver Ausbreitung der Neulinge kommen.

Die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi in der Kieler Förde. Foto: J. Javidpour, IFM-Geomar

Entsprechend hatten Kieler Meeresforscher vom IFM-Geomar ungute Vorahnungen, als sie im Wasser der Kieler Förde auf einen neuen Eindringling stießen. Jamileh Javidpour, iranische Gastwissenschaftlerin in Kiel, entdeckte Mitte Oktober bei einer routinemäßigen Probenentnahme die dort bisher unbekannte Rippenqualle Mnemiopsis leidyi. In den Wochen darauf nahm in weiteren Proben die Dichte der Eindringlinge rasch zu. Das Problem: Die neue Qualle ist nicht nur Nahrungsmittelkonkurrent vieler Nutzfische, sondern zugleich auch Fressfeind ihres Nachwuchses, so der Kieler Meeresbiologe Ulrich Sommer gegenüber „Telepolis“. Da die ursprünglich an der US-Atlantikküste beheimatete Art in der Ostsee bisher keine Feinde habe, könne sie sich im nächsten Jahr zu einer erheblichen Bedrohung der Fischbestände entwickeln.

Ähnliche Erfahrungen hatte man mit Mnemiopsis leidyi vor etwa 20 Jahren im Schwarzen Meer gemacht, wo die Fischschwärme nach der Einschleppung der Rippenqualle dramatisch dezimiert wurden. Ende November hatte man im Wasser der Kieler Förde bereits ein Drittel der seinerzeit 1989 im Schwarzmeer gemessenen maximalen Dichte dieser aggressiven Quallenart registriert. Kurz- und mittelfristig könnten für die Fischerei erhebliche Schäden entstehen, langfristig macht Sommer sich allerdings wenig Sorgen: „Für gewöhnlich treten in solchen Fällen irgendwann Fressfeinde auf, mit denen man zunächst nicht gerechnet hatte. Im Laufe der Zeit werden diese Arten dann normaler Bestandteil des Ökosystems. Meistens sind größere Schäden nur ein Übergangsproblem.“ Etwas anders stellt sich das naturgemäß für die betroffenen Fischereibetriebe dar, denen ein zeitweiliger Einkommensausfall schnell die Luft abdrücken kann.

Arktisches Eis schwindet

Kein Übergangsproblem dürfte sein, was sich im hohen Norden anbahnt. Dort, in der Arktis, wird bereits seit einigen Jahrzehnten der Rückgang verschiedener Parameter des Meereises registriert. Die Dicke des mehrjährigen Packeises nimmt ab und auch die Eisbedeckung geht zurück, besonders im Sommer. Am niedrigsten ist sie gewöhnlich Ende September, wenn es kühler wird und die Bildung von Neueis das Auftauen zu überwiegen beginnt.

Im Sommer 2005 hatte es nach Angaben der NASA nur noch eine Ausdehnung von 5,32 Millionen Quadratkilometer. Das US-amerikanische National Snow and Ice Data Center schlug seinerzeit Alarm. So weit war das Meereis nie zuvor zurückgegangen, seit man es mit Satelliten beobachten kann. Die Daten würden sich nahtlos in einen negativen Trend einfügen, der die Arktis bereits in wenigen Jahrzehnten im Sommer zu einem offenen Ozean ohne Meereis machen könne, meinten die Wissenschaftler. Nach Aussagen des diesjährigen WMO-Jahresrückblicks zieht sich das sommerliche Meereis inzwischen mit einer Rate von 8,59 Prozent pro Dekade zurück.

Minimum der Ausdehnung des Meereises 2005 und 2006. Auch in diesem Jahr zog sich das Meereis deutlich weiter als im langjährigen Mittel zurück.

In diesem Jahr war das Septemberminimum der Ausdehnung zwar nicht ganz so ausgeprägt wie im Vorjahr, aber dafür war die Ausdehnung in der ersten Jahreshälfte sogar noch niedriger als im Rekordjahr, wie man obiger Grafik entnehmen kann. Außerdem könnte die Eisdecke eventuell noch deutlich kleiner als im Vorjahres Sommer gewesen sein. Der vom Satelliten gemessene Wert der Ausdehnung umfasst nämlich alle Meeresregionen, in denen das Wasser mit mindestens 15 Prozent Eis bedeckt ist. Das heißt die Satellitendaten geben keine Auskunft darüber, wie hoch innerhalb der Eisgrenze der Bedeckungsgrad des Meeres mit Eis ist.

In diesem Sommer taten sich im arktischen Eis ungewöhnliche Löcher auf. Nördlich von Spitzbergen riss Ende August das Eis auf einer Fläche größer als die britischen Inseln auf. Derlei hatte man bis dahin noch nie beobachtet. Normalerweise sind diese Gewässer auch im Sommer vom Packeis blockiert. Nun war das Eis bis zum Nordpol fragmentiert, wie Satellitenaufnahmen der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zeigten, und vermutlich hätten Schiffe problemlos bis 90 Grad Nord vordringen können.

Auch auf der anderen Seite des arktischen Ozeans tat sich Ungewöhnliches. In der Beaufort-See nördlich von Alaska zeigten Satellitenaufnahmen im August und September eine Polynya nie gesehener Größe. Mit dem russischen Begriff bezeichnet man Flächen offenen Wassers in einer ansonsten geschlossenen Eisdecke. Die Polynya hatte sich ab Mitte August geöffnet und wuchs bis auf eine Größe von knapp 100.000 Quadratkilometern an. Das arktische Eis hatte also für mehrere Wochen ein Loch von fast der Größe Ostdeutschlands. Ähnliches war zuvor erst ein einziges Mal beobachtet worden, und zwar im Jahre 2000, allerdings in einer deutlich kleineren Form.

Auf Spitzbergen, Norwegens Außenposten in der Arktis, der sogar über eine kleine Universität verfügt, wird man sich wahrscheinlich über diesen Sommer gar nicht mehr besonders gewundert haben. Das Jahr hatte nämlich schon mit Rekordwetter begonnen. Der Januar 2006 war auf Spitzbergen nicht nur der wärmste seit 1911 gemessene, sondern auch wärmer als jeder bisher gemessene April (mit Ausnahme 2006). Der ganze Winter war auf Spitzbergen für dortige Verhältnisse extrem warm. Der Dezember lag mit 9,6 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Der Januar um 12,6, der Februar um 6,5, der März um 2,7 und der April um 12,4 Grad. Die Abweichungen vom Mittelwert liegen weit über den Standartabweichungen, das heißt dieser warme Winter auf Spitzbergen war viel zu unwahrscheinlich, als dass er als Ergebnis einer natürlichen Schwankung interpretiert werden könnte. Wesentlich näher liegt aus statistischer Sicht die Annahme, dass er Ausdruck eines positiven Trends war.

Satellitenbilder der NASA zeigen die Ausdehnung des Meereises: September 1979
Meereis September 2005

Passend zu all diesen negativen Meldungen aus dem hohen Norden sind Ergebnisse, die Marika Holland vom US National Center for Atmospheric Research (NCAR) auf der Herbsttagung der American Geophysical Union vorstellte. Nach ihren Berechnungen könnte die Arktis schon ab 2040 im Sommer im wesentlichen eisfrei sein. Voraussetzung: Die atmosphärische Konzentration der Treibhausgase steigt wie bisher weiter an. Irgendwann in naher Zukunft – vielleicht 2015, vielleicht 2024 oder etwas später – wird sich der sommerliche Eisrückgang dramatisch beschleunigen. Innerhalb von nur einem Jahrzehnt wird dann das sommerliche Minimum der Eis-Ausdehnung von den derzeitigen etwa sechs Millionen Quadratkilometern auf zwei Millionen zurückgehen. Lediglich nördlich von Grönland und der kanadischen Inselwelt würde dann im Juli und September noch Eis auf dem Meer zu finden sein.

Das Bemerkenswerte an Hollands Ergebnissen ist nicht nur der frühe Rückgang des Eises – die meisten Wissenschaftler hatten bisher erst für Ende des Jahrhunderts mit einem sommerlich eisfreien Polarmeer gerechnet –, sondern auch die sprunghafte Entwicklung. Offensichtlich ist damit zurechnen, dass sich der Eis-Schwund nicht graduell vollzieht, sondern vielmehr eine Sache von wenigen Jahren sein wird, wenn erst einmal ein bestimmter Schwellenwert überschritten ist. Die Arbeit der US-amerikanischen Wissenschaftlerin ist also ein neuer Hinweis darauf, dass sich das Klimasystem nichtlinear verhält, was uns in den kommenden Jahrzehnten noch manche böse Überraschung bescheren dürfte.

Außergewöhnlicher Herbst

Nun könnte man leicht auf den Gedanken kommen, der gerade zu Ende gehende, ganz außerordentliche Herbst war auf den Rückgang des Eises im hohen Norden zurückzuführen. Doch der Schluss wäre etwas gewagt. Beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach wollte man sich auf derlei Spekulationen nicht recht einlassen. Die milde Witterung sei eine Folge ungewöhnlich häufiger Südwestlagen, die warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa führen, meint DWD-Meteorologe Gerhard Lux gegenüber Telepolis. In den letzten Monaten seien Tiefdruckgebiete in rascher Folge über den Norden Europas hinweggezogen, deren Warmfronten uns das jahreszeitlich viel zu warme Wetter bescherten.

Diese atmosphärischen Wirbel bilden sich über dem Nordatlantik und ziehen entlang der Polarfront, die die kalten arktischen Luftmassen von den deutlich wärmeren der gemäßigten Breiten trennt. In diesem Herbst verlief diese Grenze meist ungewöhnlich weit nördlich. Ob das aber mit dem Grad der Eisbedeckung oder der Lage der Eisgrenze im Zusammenhang steht, ist unklar, so Lux. Die Wechselwirkungen zwischen den Zyklonen, wie die Meteorologen die Tiefdruckgebiete nennen, und der Polarfront sei komplex und die Lage der Front sehr variabel. Lux verwies darauf, dass sich das Wetter chaotisch verhalte. Eine kleine Änderung der Anfangsbedingungen könne schon zu erheblich unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Fest steht jedenfalls, dass die Monate September bis Oktober für große Teile Europas ganz außerordentlich waren. Von nördlich der Alpen bis nach Südnorwegen war es im Mittel um drei Grad Celsius zu warm, gemessen am Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000, heißt es bei der Weltmeteorologieorganisation (WMO) in Genf. In Großbritannien, Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und der Schweiz sowie in Südschweden, Südnorwegen, großen Teilen Österreichs sowie in Teilen Irlands war es der wärmste je gemessene Herbst. Und das will etwas heißen, denn in Zentralengland reichen die Aufzeichnungen ins Jahr 1659 zurück, in den Niederlanden bis 1706 und in Dänemark bis 1768. Normalerweise variiert die mittlere Herbsttemperatur in diesen Regionen Europas von Jahr zu Jahr um maximal zwei Grad Celsius, womit der diesjährige Herbst zu einem ganz ungewöhnlichen Ereignis wird.

“Würde man annehmen”, heißt es in einer WMO-Mitteilung vom 11. Dezember, “dass es keinen Klimawandel gibt, dann könnte ein derartig warmer Herbst noch etwas seltener als einmal als in 10.000 Jahren auftreten.” Oder mit anderen Worten: Die derzeitigen Temperaturen sind ein weiteres starkes Indiz dafür, dass wir uns bereits mitten im Klimawandel befinden.