Mexiko: Geraubtes Kobalt-60 gefunden

Die Polizei glaubt, dass alle Räuber, die mit dem Material in Berührung kamen, sterben werden

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Im Film-Noir-Klassiker City of Fear von 1958 flieht ein Mörder aus dem kalifornischen Gefängnis San Quentin und nimmt dabei einen schwer zu knackenden Behälter aus der Krankenstation mit, von dem er glaubt, dass er Heroin enthält. Tatsächlich befindet sich in dem Gefäß aber das radioaktive Isotop Kobalt-60 - und zwar so viel davon, dass die Behörden befürchten, Los Angeles evakuieren zu müssen. Weil jedoch alle Personen, die mit dem entflohenen Sträfling in Berührung kommen, schwer erkranken, und weil sie Geigerzähler einsetzt, kommt die Polizei dem Verbrecher auf die Spur und kann eine Katastrophe verhindern.

55 Jahre später hat sich ein ähnlicher Plot etwas weiter südlich in der Realität abgespielt: In Mexiko raubten Unbekannte am Dienstag einen Lastwagen, der alte medizinische Gerätschaften aus einem Krankenhaus in Tijuana zu einem auf radioaktives Material spezialisierten Abfallentsorger in Tepojaco transportieren sollte. Als der Fahrer des Lastwagens auf dem Weg dahin an einer Tankstelle im Bundesstaat Hidalgo stoppte, wurde er nach eigenen Angaben von zwei Räubern mit Schusswaffen bedroht, geschlagen, und zur Herausgabe seines Fahrzeugs mitsamt der Ladung gezwungen.

In dieser Ladung befand sich unter anderem eine Anlage zu Strahlenbehandlung von Krebserkrankungen, die eine größere Menge Kobalt-60 enthält. Nachdem die mexikanischen Behörden von diesem brisanten Inhalt erfuhren, leiteten sie eine Großfahndung ein und riefen die Bevölkerung in sechs Bundesstaaten dazu auf, sofort eine Notrufnummer zu wählen, wenn sie den LKW irgendwo sehen.

Kobalt-60-Behälter von Spectrum Techniques LLC. Foto: DMKTirpitz. Lizenz: CC BY 3.0.

Zwei Tage später fand die Polizei das Fahrzeug in der Nähe der Ortschaft Hueypoxtla nördlich von Mexiko City. Zwei Kilometer davon entfernt lag das dem Schutzbehälter entnommene Kobalt 60 auf einem Feld, das sofort vom Militär gesperrt wurde.

Wer die Täter waren, ist bislang unbekannt. Neben gewöhnlichen Räubern sind auch Terroristen denkbar, die das Kobalt-60 zum Bau einer "schmutzigen Bombe" benutzen wollen, die die Umgebung einer mit konventionellem Sprengstoff herbeigeführten Explosion radioaktiv verseuchen und Panik verbreiten könnte.

Mardonio Jimenez von der mexikanischen Strahlenschutzbehörde Comisión Nacional de Seguridad Nuclear y Salvaguardias (CNSNS) äußerte in Medien die Überzeugung, dass es sich bei den Dieben um gewöhnliche Kriminelle handelt, die nicht wussten, was sie stahlen und die den Schutzbehälter aus Neugier öffneten. Deshalb würden sie wahrscheinlich sterben, wenn sie nicht bereits tot sind. Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien verlautbarte am Mittwoch, ein Kontakt mit Kobalt-60-Geräten, deren Sicherheitsummantelung beschädigt oder entfernt wird, sei "extrem gefährlich".

Mexiko ist nicht das einzige Land, in dem Geräte mit radioaktivem Material relativ schlecht geschützt in Krankenhäusern, Universitäten und anderen Einrichtungen lagern: Alleine im Jahr 2012 wurden der IAEA zufolge 41 Vorfälle bekannt, bei denen solche Substanzen verschwanden oder nachweislich in die Hände von Kriminellen gelangten.

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