Mindestens 14 Tote bei al-Schabab-Anschlag in Nairobi

Die kenianische Hauptstadt Nairobi. Foto: Africanmodern. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Hotelkomplex befand sich über Nacht teilweise in der Hand der Terroristen

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Einer Stellungnahme des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta zufolge ist es den kenianischen Sicherheitskräften heute Vormittag gelungen, den Hotelkomplex DusitD2 in Nairobi vollständig von Terroristen zu säubern. Innenminister Fred Matiang'i hatte bereits gestern Abend ein erfolgreiches Ende der Operation verkündet, was sich jedoch als verfrüht herausstellte.

Dem aktuellen Stand nach starben bei dem Anschlag auf den Hotelkomplex außer den Angreifern mindestens 14 Menschen, darunter ein Amerikaner, ein Brite und mindestens elf Kenianer.

700 Gäste und Arbeitskräfte evakuiert

Mawira Mungania, ein Sprecher der Antiterroreinheit der kenianischen Polizei, geht davon aus, dass die Terroristen eine US-amerikanische Konferenz stürmen wollte, die sich kurz vorher für einen anderen Tagungsort entschieden hatte. Ihr Anschlag begann gestern Nachmittag mit mehreren Autoexplosionen und einer menschlichen Bombe, danach folgten lange Feuergefechte mit Sicherheitskräften. Diese evakuierten nach und nach 700 Gäste und Arbeitskräfte, die sich teilweise versteckt oder eingesperrt hatten, aus dem Komplex, in dem auch international tätige Unternehmen wie Dow Chemical, Pernod Ricard und SAP Niederlassungen unterhalten.

Urheber des Anschlags ist ihren eigenen Angaben nach die somalische Terrororganisation al-Schabab, die seit 2012 zum Terrornetzwerk al-Qaida gehört. Sie verübt in Kenia immer wieder Anschläge, die sie außer mit ihrer religiösen Ideologie auch mit der Beteiligung kenianischer Soldaten an einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union in Somalia rechtfertigt.

2013 starben bei so einem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum, das in der Nähe des DusitD2 liegt, 61 Zivilisten und sechs Sicherheitskräfte (vgl. "Wir bekämpfen hier den globalen Terrorismus"). Kenianische Soldaten berichteten später von verstümmelten Leichen, denen Augen, Ohren, Nasen, Hände und Geschlechtsteile fehlten.

Immer wieder al-Schabab-Massaker in Kenia

Im Dezember 2013 bewarfen al-Schabab-Terroristen einen kenianischen Bus mit Granaten, wobei vier Fahrgäste zerrissen wurden. Im Mai 2014 sprengten die somalischen Salafisten einen Marktplatz in Nairobi in die Luft und warfen Handgranaten auf die Flüchtenden, wobei sie mindestens vier Menschen töteten. Im März 2014 brachten sie bei Anschlägen im Eastleigh-Viertel in Nairobi und auf eine katholische Kirche acht Menschen um.

Im Juli 2014 überfiel ein Schabab-Kommando ein Polizeirevier im County Tana River und tötete dabei neun Menschen. Im Monat davor verübte al-Schabab einem Anschlag auf die in der Nähe der Ferieninsel Lamu gelegenen Stadt Mpeketoni, bei dem 48 Personen ums Leben kamen. Dazu stürmten die Dschihadisten unter anderem eine Videohalle, in der ein gerade ein Fußballweltmeisterschaftsspiel ausgestrahlt wurde, und zwei Hotels. Dabei erschossen sie gezielt Männer, während deren Frauen zusehen mussten.

Bei einem Überfall auf einen Bus im Bezirk Mandera ermordeten sie am 22. November 2014 28 Menschen. Hier ließen die Terroristen die an ihrer Physiognomie als Somalis erkennbaren Fahrgäste in Ruhe und forderten die anderen auf, die Schahada zu rezitieren. Wer das nicht konnte, wurde erschossen.

Am 1. Dezember 2014 warfen al-Schabab-Terroristen Handgranaten in eine Bar im südlich von Mandera gelegenen Wajir und schossen auf die Gäste, wobei einer ums Leben kam und 12 weitere verletzt wurden. Am Tag danach erschossen und enthaupteten die Dschihadisten dann in einem Steinbruch in der Nähe von Mandera 36 Arbeiter, die sie vorher als "Ungläubige" ausgemacht hatten.

Im April 2015 stürmten Schabab-Dschihadisten die Universität der ostkenianischen Stadt Garissa und töteten während eines mehrstündigen Massakers 142 Studenten und sechs Wachleute. Vorher forderten sie ihre Opfer dazu auf, aus dem Koran zu rezitieren: Wer das konnte, galt als Moslem und wurde laufen gelassen. Wer nicht, wurde grausam getötet und beim Sterben verhöhnt (vgl. Reaktion auf Terroranschlag).

Im Monat darauf töteten sie etwa 70 Kilometer nördlich davon mindestens 20 Polizisten. Die ersten davon kamen ums Leben, als ihr Fahrzeug in der Ortschaft Yumbis auf eine Landmine fuhr - zahlreiche weitere folgten ihnen in den Tod, als sie ihren Kameraden zu Hilfe eilten und dabei in einen Hinterhalt gerieten, bei dem vier Fahrzeuge ausbrannten. Außerdem besetzten sie zweitweise Yumbis und zwei andere Ortschaften im somalisch besiedelten Ostkenia und hissten auf Häusern und Moscheen ihre schwarze Flagge (vgl. Schwarze Flagge weht in Kenia). 2016 stürmten sie dann das Boshari Hotel in Mandera, wobei mindestens 12 ausländische Touristen starben.

In Somalia selbst produzierte die Miliz noch deutlich mehr Tote. Hier konzentrieren sich ihre Anschläge vor allem auf die Hauptstadt Mogadischu, die von zwei größeren von der Miliz kontrollierten gebieten fast umschlossen wird.

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