Mit Jesus in der Badewanne

Pünktlich zum Fest der Liebe ist der deutschsprachige Raum mit drei Jesus-Domains im Netz präsent

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Mehr als zweitausend Jahre hat es gedauert, bis Jesus Christus den virtuellen deutschsprachigen Raum erobern konnte. Nach jesus.de und jesus.at hat zu Weihnachten hin auch das Portal jesus.ch seine Pforten geöffnet. Wer nur Besinnliches erwartet, wird enttäuscht: Weltlich und profan geht es auf den evangelischen Seiten zu und her. Gar als Blasphemie würden wahre Christen wohl die Machenschaften des dot.com-Jesus bezeichnen.

Grafik Michael Schuberthan, Telepolis

Von Besinnlichkeit keine Spur. Auf jesus.ch geht es gleich direkt zur Sache. In der Rubrik "Mehr Spass am Sex - nicht nur an Weihnachten!!" empfiehlt uns ein freischaffender Pfarrer, Gott beim Geschlechtsakt nicht draußen vor der Tür zu lassen; unverblümt wird ein flotter Dreier gepredigt, immerhin in einer dem Medium angemessenen Form, denn der Dritte im Bunde ist schließlich nur virtuell anwesend.

Wer an Weihnachten noch anderes als Kopulieren im Sinn hat, wird mit heißen Parties und wilden Feten hinter dem Christbaum hervorgelockt. "Auf zur ‚Army-Party'!" so eines der Angebote. Nicht etwa dem Feldzug des Westens gegen Afghanistan soll gehuldigt werden; nein, die Heilsarmee lädt zur Feier. Für die Jüngeren unter den Christen gehts an Weihnachten fetzig zu und her: Zu "Life Band/Life DJ/Life Predigt/Life Geburtstagstorte" wird abgerockt. Die Rechtschreibung muss offenbar dem krampfhaften Bemühen der Jesus-Freaks weichen, den Begriff "Leben" wo immer nur möglich ins Zentrum zu rücken. Selbst eine einfache Sahnetorte wird zur Life Torte.

Dreispaltig und Dreifaltig

Während zahlreiche kommerzielle Portale mangels wirtschaftlichen Erfolgs heruntergefahren werden, setzen die christlich inspirierten Internauten weiterhin auf diese ambitiöse Form der Repräsentation im Internet. Mit ein Grund für dieses antizyklische Verhalten mag die Inspiration von oben sein. Zumindest beim Layout: eine Spalte für den Vater, eine für den Sohn und eine für den Heiligen Geist - dreispaltig und dreifaltig.

Für das nötige Kleingeld ist damit aber noch nicht gesorgt. Knallhart werden Provisionen von Telekoms kassiert und Bannerwerbung blinkt allüberall, so auf jesus.de.

Bescheidener sind die Österreicher. Jesus.at ist das Projekt eines Einzelkämpfers. Entgegen der protzigen Aufdringlichkeit des deutschen und schweizerischen Netz-Zuhauses von Jesus, bietet einem Georg Bittmann - nach eigenen Angaben Arzt, Liedermacher, Maler und Haus-Webmaster dieser Homepage - mittels Exit-Button den frühzeitigen Ausstieg an. Als Missionar würde Bittmann so eine schlechte Figur machen. Wagt man sich aber trotzdem rein, präsentiert einem der liedermachende Haus-Webmaster sein ganzes zeichnerisches Können. Bei "Alk-Probems" (Originalschreibweise) - in Fest- und Frustzeiten ein nicht seltenes Phänomen - kann einem der Arzt nicht weiterhelfen, man verweist uns ans Blaue Kreuz.

Take a bath with Jesus

Der halbwegs seriöse und durchaus ernst gemeinte Kram, den man im deutschsprachigen Raum unter den jesus-Domanis aufgetischt erhält, verblasst schlagartig vor dem einzigen und wahren dot.com-Jesus. Der anonyme 27 jährige Betreiber der Website jesus.com aus dem US-Bundesstaat North Virginia will nämlich nur eins: Mit Frauen in die Badewanne. Und als Werbemittel benutzt er die Domain mit dem attraktiven Namen.

"Young women interested in bathing with Jesus can now have their dream come true. Not only will you make a new friend, but you will be supporting good hygiene and benefiting the environment by conserving water."

Die Badesessions werden fotografisch fein säuberlich dokumentiert. Äußerlich mag der Badewannen-Jesus gut mit der gängigen Vorstellung von Gottes Sohn mithalten. Hager, bärtig, weißgewandet und mit mildem und gesenktem Blick begegnet er uns. Neben seinem, wie er behauptet ökologisch inspirierten Werben um Badewannengespielinnen, empfiehlt uns Jesus gesunde Fruchtsäfte, beglückt uns mit Aphorismen und bleibt in den FAQ erfrischend eindeutig-zweideutig.