Mobile Frühlingsgefühle per Handy?

Pherotöne statt Pheromone: Von der olfaktorischen zur akustischen Belästigung

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Wollen Sie neue Leute handgreifl…intim kennenlernen? Dann reicht es nach neuesten forschen Forschungsergebnissen, seiner Umwelt die Paarungsbereitschaft mit geeigneten akustischen Signalen mitzuteilen.

Einstmals war es noch sehr peinlich, wenn ein falsch gestimmtes Mobiltelefon ungeplant in ein Konzert für vier Geiger, einen Cellisten und ein Piano platzte und dabei weder Takt hielt noch überhaupt das richtige Stück zu bieten hatte. Heute dagegen sind stöhnende, furzende, oder unmögliche Kükengesänge von sich gebende Handys längst gesellschaftsfähig. In Amerika, dem Land der begrenzten Unmöglichkeiten, wurde dieser Tage sogar eine Australierin verhaftet, weil sie in ihrem Urlaub in Texas den Film „Brokeback Mountain“ sehen wollte und einer anderen Kinogängerin, die plötzlich mitten im Film einen Telefonanruf erhielt und laut drauflos schwätzte, entnervt auf die Schulter tippte. Die Amerikanerin fühlte sich offensichtlich sexuell und auch anderweitig belästigt und die Australierin landete nicht nur im Gefängnis, sondern wurde auch noch zu 176 US-Dollar Strafe verurteilt: In Amerika ist nun einmal alles erlaubt, solange es sich nicht gerade um Sex handelt, also auch im Kino zu telefonieren.

Dr. Myra Vanderhood doziert über das erotische Geheimnis der Klingeltöne (Bild: Pherotones.com)

So manch anderer hätte es aber eigentlich nur zu gerne, endlich einmal sexuell belästigt zu werden. Dafür gibt es so genannte Pheromon-Sprays, die Sexualhormone enthalten sollen, die – nur logisch, schließlich sollen ja auch schweinische Dinge geschehen – aus Schweinedrüsen gewonnen werden. Die Damen sollen sich dem so besprühten Mann an den Hals und auch noch andere Körperteile werfen, die anderen Herren sollen dagegen von dem schweinischen Stinker Abstand nehmen und ausgesprochen aggressiv werden, was allerdings vielleicht auch nur an den merkwürdig süßlichen Duft der einschlägigen Sprays ("P6", auch im Design angelehnt an die Münchner Diskothek "P1") liegen könnte.

Das Schweineduftspray hat jedoch auch noch einen anderen taktischen Nachteil: Es lässt sich nicht einfach abstreifen, wenn Tante Frieda zu Besuch kommt oder die nervige Buchhalterin vor der Kaffeemaschine steht. Ebenso wenig lässt es sich mal eben verstärken, wenn der glücklose Sachbearbeiter nach täglich 50 Aufzugfahrten endlich einmal gemeinsam mit der Blondine aus der Personalabteilung in der Kabine gelandet ist. Hat moderne Technik denn da wirklich nichts Besseres zu bieten?

“Wer von Ihnen besitzt ein Handy?“ (Bild: Pherotones.com)

Doch unermüdliche Forschung bietet nun die ultimative Lösung, sofern man bereit ist, den sächsischen Orgasmus, das lila Nilpferd, das süße Küken und den nervigen Frosch endlich in Rente zu schicken: Neuartige Klingeltöne mit erotischer Nebenwirkung, sogenannte Pherotones, sind die Lösung. Sie wurden merkwürdigerwiese nicht im Nokialand Finnland, sondern in Dänemark entdeckt, es gibt sie getrennt für Männer und Frauen, und sie sind in der Testphase noch kostenlos.

Die Erfinderin ght mit der Zeit und führt sogar ein eigenes Blog über die Fortschritte ihrer Entwicklung. Zur Auswahl stehen beispielsweise "A Good Strong Man", "El Cuddlero", "Testosteroni" oder "The Double Header", der dem auf Effektivität und Abwechslung bedachten modernen Mann gleich Gespielinnen im Doppelpack verspricht.

Am besten gefiel uns "My Lil Pony", dessen Ritt Damen sich wieder jung fühlen lässt und der sich akustisch angenehmerweise kaum von der bisher von einem Kollegen verwendeten und somit gewohnten "Wilhelm Tell Ouvertüre" unterschied.

Zeigt Bein: Dr. Myra Vanderhood (Bild: Pherotones.com)

Allerdings ist dieser Klingelton nur für Damenhandys bestimmt und bei einem praktischen Test der Erfinder bei einer Hochzeit stellte sich bereits heraus, dass es unangenehme Folgen haben kann, wenn man die falsche Sorte Klingelton auf sein Handy geladen hat – oder mit dem des Partners unterwegs ist.

Und es verbleibt natürlich noch das andere Problem: Wie schafft man es nur, dass das Handy im richtigen Moment allein im Aufzug mit der Blondine klingelt? Zumal, wo doch in metallischen Aufzugkabinen gar kein Empfang möglich ist? Aber auch dafür wird die Wissenschaft sicherlich eine Lösung finden.

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