Moderna präsentiert haltbareres Corona-Serum
Der Impfstoff soll - anders als der von Pfizer und Biontech - in herkömmlichen Kühlschränken nicht nur fünf, sondern 30 Tage lang verwendbar bleiben
Gestern verkündete das US-amerikanische Pharmaunternehmen Moderna, dass der von ihm entwickelte Coronavirus-Impfstoff mRNA-1273 in einer Phase-Drei-Studie mit etwa 30.000 Testpersonen eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent gezeigt habe - ein Wert, der dem amerikanischen Regierungsimmunologen Anthony Fauci nach wahrscheinlich nicht mehr von einem anderen Serum übertroffen wird. Die Wirksamkeit 94,5 Prozent errechnete Moderna aus 95 Testteilnehmern, die während des Testzeitraums an Covid-19 erkrankten. Von ihnen stammen 90 aus der 15.000-köpfigen ungeimpften Kontrollgruppe, aber nur fünf aus der ebenso großen geimpften.
Wirksamer als BNT162b2
Nun wird das Unternehmen Moderna bei der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) eine Notfallzulassung für mRNA-1273 beantragen. Gibt die FDA dem Antrag statt, könnten Moderna zufolge bis zum Jahresende etwa zehn Millionen Amerikaner aus systemrelevanten Berufen oder Hochrisikogruppen geschützt werden. Bis der Impfstoff allen Amerikanern zur Verfügung steht könnte es Faucis Einschätzung nach Sommer werden. In Europa hat der CHMP-Ausschuss der Arzneimittelbehörde EMA ein Rolling-Review-Schnellzulassungsverfahren für mRNA-1273 erlaubt.
Der RNA-Impfstoff von Moderna soll in herkömmlichen Kühlschränken bei einer Temperatur von zwei bis sieben Grad Celsius 30 Tage lang wirksam bleiben. Wird er länger aufbewahrt, muss er auf minus 20 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Dann hält er den Firmenangaben nach ein halbes Jahr. Damit ist er deutlich haltbarer als der letzte Woche vorgestellte BNT162b2-Impfstoff von Biontech und Pfizer, der in Kühlschränken nur fünf Tage lang einsatzfähig bleibt und bei einer längeren Aufbewahrung auf minus 70 Grad Celsius heruntergekühlt werden muss. Zudem ist BNT162b2 dem Biontech-CEO Uğur Şahin zufolge mit etwa 90 Prozent nicht ganz so wirksam wie mRNA-1273.
EU-Kommission setzt auf "breit aufgestelltes Impfstoffportfolio"
Diese Unterschiede führten heute nicht nur zu spöttischen Memes in Sozialen Medien, sondern warfen auch die Frage auf, ob die EU-Kommission nicht voreilig handelte, als sie am 11. November mit Biontech und Pfizer einen Vertrag über 300 Millionen Impfstoffdosen schloss (vgl. Pfizer/Biontech: Impfung bietet 90prozentigen Schutz).
Aus Brüssel hieß es dazu, man wolle mit einem "breit aufgestellten Impfstoffportfolio […] sicherstellen, dass Europa gut darauf vorbereitet ist, die Impfungen durchzuführen, sobald sich die Impfstoffe als sicher und wirksam erwiesen haben". Deshalb habe man auch mit AstraZeneca, Sanofi-GSK und Janssen Pharmaceutica NV Verträge geschlossen. Von Moderna wolle man nach "erfolgreich abgeschlossenen Vorgesprächen" bis zu 160 Millionen Dosen kaufen.
Nebenwirkungen
Damit das Serum dieser Firma seinen Schutz entfaltet, sind zwei Impfungen nötig. Nach der zweiten klagte ein Teil der Probanden über starke Schmerzen. Ob die Nebenwirkungen des Moderna-Produkts damit stärker sind als die meist als "Katergefühle" beschriebenen nach der Impfung mit BNT162b2, ist bislang unklar.
Der russische Impfstoff Sputnik V hat den Angaben des Herstellers nach keine "schweren" Nebenwirkungen (vgl. Sputnik-Shots, Wahlvorwürfe und Schadensersatzübernahmen). Man kann allerdings - wie beispielsweise eine Tochter des dortigen Staatspräsidenten Wladimir Putin - kurzzeitig 38 Grad Fieber davon bekommen. An Sputnik V und am zweiten russischen Impfstoff EliVakCorona hat die EU bislang ähnlich wenig Interesse wie an den chinesischen Notfallzulassungen, was mit Zweifeln an der Erprobung und der Sicherheit begründet wird. Etwa 20 andere Länder - darunter auch Israel - zeigen sich hier offener.
Den Zahlen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore nach sind weltweit inzwischen etwa 1,3 Millionen Menschen an Covid-19 verstorbenen. Positiv auf das Sars-CoV-2-Virus getestet wurden fast 55 Millionen. Über 11,2 Millionen davon kommen aus den USA. Danach folgen Indien mit knapp 8,9 Millionen und Brasilien mit ungefähr 5,9 Millionen. In Italien, wo die Seuche im Frühjahr mit am stärksten grassierte, wurden gut 1,2 Millionen Menschen positiv getestet. In den damals besonders betroffenen Ortschaften Bergamo und Lodi verläuft die zweite Ansteckungswelle nun so auffällig viel langsamer, dass manche Mediziner über den Ansatz einer Herdenimmunität spekulieren, die ähnlich schützen könnte wie ein Impfstoff.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.