"Moderne Atomkraftwerke"

Seite 2: Gegen Ölsuche

In Argentinien war für den gestrigen Dienstag in der Küsten- und beliebten Touristenstadt Mar del Plata eine Demonstration gegen die Ölförderung vor der Küste geplant. Die Regierung plant Lizenzen für die Erkundung der Lagerstätten zu vergeben.

Dazu werden gewöhnlich seismische Untersuchungen angestellt, bei denen im Wasser starke Schallwellen erzeugt und deren Fortsetzung im Meeresuntergrund sowie dortige Reflektion an diversen Schichten aufgezeichnet werden.

Anhand dieser Daten können Geophysiker allerlei Erkenntnisse über die im Laufe der Millionen Jahre abgelagerten Sedimente und unter anderem auch über etwaige Öl- und Gaslagerstätten gewinnen. Probebohrungen bringen später schließlich Gewissheit.

Die argentinischen Gegner der Ölgewinnung in den Küstengewässern haben nicht nur Bedenken wegen möglicher Wasserverschmutzungen vor den beliebten und viel besuchten Badestränden. Sie weisen auch darauf hin, dass bei den seismischen Untersuchungen enorme Unterwasser-Lautstärken erzeugt werden, die die in der Region beheimateten und durchziehenden Wale und Delfine schädigen könnten.

Auf der anderen Seite des Atlantiks hatten in Südafrika erst Ende Dezember lokale Umweltschützer in einer ähnlichen Auseinandersetzung Erfolg. Wie die britische Zeitung Guardian berichtet, stoppte ein Gericht nach Protesten Shells seismische Erkundungen vor der Wild Coast am Indischen Ozean.

Ebenfalls dieser Tage wurde in Südafrika der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unter großer internationaler Teilnahme zu Grabe getragen. Tut war nicht nur ein kompromissloser Streiter gegen Unterdrückung in seiner Heimat und weltweit, sondern auch ein Streiter für Klimaschutz, wohlwissend, dass unter der Klimakrise immer zuerst die Armen und Schwachen zu leiden haben.

2014 hatte er anlässlich eines UN-Klimagipfels in einem Meinungsbeitrag in der britischen Zeitung Guardian Konzerne und Regierungen angegriffen, die "kurzfristige wirtschaftliche und politische Ziele über unser langfristiges gemeinsames Überleben stellen".

Unter anderem forderte er kulturelle und sportliche Ereignisse zu boykottieren, die durch die fossile Energiewirtschaft gesponsort wird. Die Werbung dieser Unternehmen müsse verpflichtend einen Warnhinweis bekommen, der auf die Gefahren für die Gesundheit aufmerksam mache.

Beschleunigung nötig

Und zu guter Letzt, die gute Nachricht der Woche: Mit den erneuerbaren Energieträgern geht es voran. Nicht so sehr hierzulande, wie berichtet, aber im internationalen Maßstab.

Ein neuer Bericht der Internationalen Energie Agentur (IEA) in Paris zeigt, dass 2021 ein neuer Ausbaurekord erreicht wurde und dass sich weltweit der jährlich Zubau von Windkraft-, Biomasse- und Solaranlagen seit 2009 in etwa alle fünf Jahre verdoppelt. Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden fünf Jahren noch weiter beschleunigen.

Drastisch reduzierte Anlagenpreise haben dazu ebenso beigetragen, wie politische Förderung in rund 130 Ländern sowie auch die Verteuerung der konventionellen Konkurrenz.

Optimistisch stimmt die Energie-Ökonomen nicht zuletzt, dass China im vergangenen Jahr seine Ziele noch einmal heraufgesetzt hat. Über 40 Prozent aller neuen Kapazitäten für Ökostrom wurden 2021 in der Volksrepublik ans Netz gebracht.

Aber: Auch die projizierte Beschleunigung ist noch nicht ausreichend, um das in den UN-Klimaverhandlungen vereinbarte Ziel zu erreichen. Im Jahre 2050 soll die Welt ganz ohne weitere Treibhausgas-Emissionen auskommen, die nicht kompensiert werden können. Dazu müsste der Ausbau so sehr beschleunigt werden, dass sich die Kapazitäten in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.

Die IEA wurde auf Initiative der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) gegründet, in der sich die westlichen Industriestaaten schon zu Zeiten des Kalten Krieges zusammengeschlossen hatten und der zwischenzeitlich auch einige mit ihnen verbündete Schwellenländer beigetreten sind.