Mogelpackung Elektromobilität
Seite 2: Der kapitalistische Wahnsinn hinter dem Greenwashing
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Fazit: E-Autos sind erst nach vielen Fahrtkilometern und Nutzungsjahren weniger klimaschädlich als Fahrzeuge mit fossilem Verbrennungsmotor. Zudem ist die zentrale, besonders umweltschädliche Komponente, die Batterie, einem raschen Verschleiß ausgeliefert, der die langfristigen Vorteile des elektrisch betriebenen Autos teilweise revidiert.
Für die Industrie mag das von Vorteil sein, da dies eine permanente Nachfrage nach einer Komponente mit besonders hoher "Wertschöpfung" erzeugt, doch für das Klima - wie die davon abhängige Menschheit - sind dies keine guten Nachrichten.
Eine massive Reduzierung der CO2-Emissionen ist aber nicht in vielen Jahren, sondern möglichst rasch notwendig. Angesichts der manifesten Klimakrise, die bereits in eine irreversible Klimakatastrophe umzuschlagen droht, scheint diese Verkehrspolitik, die der Autoindustrie faktisch durch Subventionen einen neuen Antrieb verschaffen will, um ansonsten alles beim Alten zu belassen, schlicht irrational.
Die Klimakrise als ein objektiv ablaufender Prozess lässt sich - im Gegensatz zur Öffentlichkeit - vom Greenwashing der Autobranche und Politik nicht blenden. Der Deutsche Wetterdienst warnt bereits davor, dass selbst das minimale Zwei-Grad-Ziel der Klimapolitik kaum noch einzuhalten sei, es droht schlicht die Klimakatastrophe.
Ein umfassender Ausbau des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs, konsequente Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, wie etwa eine rasche Reduzierung des Pendlerunwesens oder eine lokale und regionale Produktion wie Distribution jenseits des Profitprinzips, wären eher in der Lage, zu einer Reduzierung der Emissionen im Verkehrssektor beizutragen als Staatssubventionen für eine innovationsfaule Autoindustrie, die jahrzehntelang von der Bundesregierung bei der Torpedierung konsequenter Klimapolitik unterstützt wurde - und die vor allem beim Abgasbetrug eine beeindruckende Innovationskraft entfaltet.
Dieser klimapolitische Irrsinn hat indes Methode. Die Autoindustrie bildet einen zentralen Pfeiler des exportfixierten deutschen Wirtschaftsmodells, an dem nicht nur die Profite einiger Milliardäre, sondern auch Millionen von Existenzen hängen. Lohnabhängige überleben unterm Kapital nur, wenn sie Lohn verdienen - und Lohnarbeit bildet nun mal die Substanz der Verwertungsbewegung des Kapitals, bei der mittels Warenproduktion aus Geld mehr Geld gemacht werden muss.
Die gesamte kapitalistische Gesellschaft hängt in Gestalt von Löhnen und Steuern am Tropf des kapitalistischen Akkumulationsprozesses - der zugleich maßgeblich die Klimakrise anheizt. Ein nachhaltiger Umwelt- und Klimaschutz wäre somit nur bei Überwindung dieses Wachstumszwangs möglich.
Dies bedeutet aber auch, dass Millionen von Menschen, deren soziale Existenz an der Autoindustrie abhängt, letztendlich nur um den Preis der kommenden Klimakatastrophe in der Gegenwart ein Auskommen finden. Und es ist dieser monströse Widerspruch, der auch viele Lohnabhängige dazu verleitet, der Mär vom klimafreundlichen E-Auto Glauben zu schenken. Die Illusion eines grünen Kapitalismus ist für viele Menschen leichter zu ertragen als die Einsicht in dessen überlebensnotwendige Überwindung.
Von Tomasz Konicz erschien zu diesem Thema das Buch: Klimakiller Kapital. Wie ein Wirtschaftssystem unsere Lebensgrundlagen zerstört.