Moskau will auch eine Koalition gegen den Islamischen Staat
Moskau will Bodentruppen in Syrien und im Irak koordinieren und dabei das Assad-Regime ins Spiel bringen
Zunehmend sehen die Russen nach einer Umfrage von FOM eine Bedrohung durch den Islamischen Staat. Jetzt betrachten 41 Prozent den IS als Bedrohung Russlands, vor einem Jahr waren es erst 22 Prozent. Mehr als 2000 Tschetschenen sind in den Irak oder nach Syrien gegangen, um sich dem IS anzuschließen.
Es wächst die Angst vor fanatisierten Rückkehrern (Tschetschenen kämpfen allerdings auch auf der Seite der Separatisten und der ukrainischen Milizen). Tschetschenien bleibt ein Unsicherheitsfaktor, zumal das Regime von Kadyrow neuen Widerstand erzeugt. Die von tschetschenischen Islamisten ausgegangene Terrorwelle mit Massengeiselnahmen ist unvergessen.
Die größte Gefahr seitens des Islamischen Staats geht für 16 Prozent der Befragten für die ganze Welt bzw. für viele Länder aus, auf dem zweiten Platz kommt aber schon Russland mit 11 Prozent. Für die EU, die USA oder gar für Syrien sehen nur wenige Russen im IS die größte Gefahr. Die Bereitschaft gegen den IS zu kämpfen, wächst an. Bei denjenigen, die im IS eine Bedrohung sehen, sind mittlerweile sogar 28 Prozent dafür, gemeinsam mit dem Westen zu kämpfen, vor einem Jahr sagten dies erst 10 Prozent. 8 Prozent sind dafür, dass Russland dies alleine machen sollte. Nach wie vor besteht also die Möglichkeit, das der Westen und Russland sich einander politisch wieder durch den gemeinsamen Feind des islamistischen Terroris wieder nähern könnten, wie dies auch zunächst nach 9/11 der Fall war, bis Ex-Präsident Bush unbedingt die Raketenabwehr an die Grenze Russlands stationieren wollte.
Die Frage hat einen Hintergrund. Möglicherweise aufgrund des Eingreifens der Türkei scheint nun auch Russland zu erwägen, in den Krieg gegen den IS einzusteigen. Außenminister Lawrow soll den Vorschlag bei seinem Treffen mit US-Außenminister Kerry am Montag in Doha vorgebracht haben. Russland erwägt demnach die Bildung einer weiteren, wohl durch Russland geführten Koalition. Luftangriffe, wie sie die von den USA geführte Koalition führt, würden nicht reichen, so Lawrow, man brauche auch Bodentruppen, weswegen man eine Koalition von Staaten bilden wolle, die bereit sind, Bodentruppen einzusetzen.
Lawrow nannte die Kurden, die irakische und die syrische Armee, was bedeutet, dass Moskau weiter einen Weg sucht, das Assad-Regime wieder ins Spiel zu bringen. Dazu passt, dass nach russischen Medienberichten gerade eine Delegation von syrischen Militärs in Moskau sein soll, um "konkrete Formen der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terrors" zu besprechen. Das würde dann auch den Terror der syrischen Streitkräfte gegen die Zivilbevölkerung einschließen. Davon dürfte allerdings bei diesen geostrategischen Spielen nicht gesprochen werden.
Die neue Koalition soll auf der Grundlage des internationalen Rechts gebildet werden. Dabei denkt Moskau offenbar an eine UN-Sicherheitsresolution. Der zuvor müsste allerdings eine Einigung mit den USA, Großbritannien und Frankreich, den ständigen Mitgliedern. Gut möglich, dass nach dem Abkommen mit dem Iran nun die Türen dafür ein wenig offener stehen.