Mosul: Der IS wird nie wieder eine Stadt im Irak erobern

Seite 2: Die Zeit danach hat begonnen

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Deutlich wird, dass die "Zeit nach dem IS" begonnen hat. Jetzt soll erstmal der Sieg gefeiert werden, dominieren sollen die Jubelbilder aus dem ganzen Land, etwa aus der früheren IS-Hochburg Fallduscha. Die Verdienste der irakischen Elitetruppen sollen gewürdigt werden. Das ist wichtig für das Selbstverständnis des Landes, das Zerreißproben ausgesetzt ist.

Die Probleme, die beim Neustart auf Mosul zukommen, sollen mit dem Rückenwind des Sieges angegangen werden. Eins davon hängt mit der Frage zusammen, wie es um die Zeichen einer anfänglichen Bereitschaft in Teilen der Bevölkerung stand, den IS als Befreier zu begrüßen (vgl. Mosul: Ende des "Fake-IS-Kalifats" erklärt). Das andere Problem, Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten, scheint ebenfalls in dem Streit über die richtigen Gewichte der Berichterstattung deutlich durch.

"IS zu einer Guerilla-Truppe heruntergestuft"

Dass dem IS in Mosul nach einer Offensive, die 263 Tage dauerte, tatsächlich eine historische Niederlage beigebracht wurde, ist offensichtlich. Der IS kann nicht mehr von einem Kalifat sprechen. Die Organisation ist auf eine "Guerilla-Truppe heruntergestuft".

Die al-Qaida-Splitter-Organisation mag "nicht vollkommen im Irak eliminiert sein", wie der Kriegsberichterstatter Magnier anmerkt, aber sie werde niemals mehr eine Stadt im Irak besetzen. Dagegen sprächen die Erfahrungen, die die Zivilbevölkerung mit dem IS gemacht habe und die Schlagkraft, welche die irakischen Streitkräfte bewiesen haben. In den Social-Media-Accounts des IS herrsche Stille. Über Mosul werde nichts gesagt.

Laut Informationen des US-Bloggers Juan Cole ("Informed comment") soll es aber ein IS-Kommuniqué geben, wonach man die Niederlage in Mosul akzeptiere und nun in Tal Afar (auch: Tall Afar) ein Hauptquartier aufschlage. Ähnliches wird auch von Iraqi News berichtet, gestützt auf eine anonyme Quelle. Geprüft und verlässlich ist das nicht.

Nur Ausschnitte aus der Realität

Wie wenig die Öffentlichkeit von der Wirklichkeit der Offensive auf Mosul mitbekommt, zeigte sich gestern anhand zweiter Ausschnitte. So berichtete Le Monde von 600 Angriffen der französischen Luftwaffe im Kampf zur Rückeroberung Mosuls. Der französische Armeesprecher Patrik Steiger fügte dem noch 1.200 Artilleriebeschüsse hinzu, was verstehen lässt, dass auch hier französische Kämpfer involviert waren.

Dieser nicht unerhebliche Einsatz der französischen Armee war bis dato aber nur sehr selten, wenn überhaupt, Thema von Nachrichten in den großen Medien über die Kämpfe um Mosul. Auch die Briten geben nach dem Erfolg in Mosul Zahlen bekannt. Laut Verteidigungsminister Fallon haben britische Streitkräfte 750 Ziele im Zusammenhang mit der Rückeroberung Mosuls angegriffen.