Much ado about Kepler-452b
Seite 2: Keine voreiligen Schlüsse
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Sensationsmeldungen wie diese mögen zwar der Auflage einer Zeitung oder der Quote eines Senders zugutekommen - aber sie korrespondieren nur selten mit der Wahrheit - auch im Fall von Kepler-452b nicht. Fakt ist, dass diese Welt weder eine zweite Erde noch ein irdischer Zwilling ist. Im Durchmesser 60 Prozent größer als unser Planet, erweist sich Kepler-452b vielmehr als klassische Supererde, worunter Astronomen gemeinhin Exoplaneten verstehen, die die eineinhalb- bis 14-fache Erdmasse aufweisen.
Wenn Jon Jenskins der New York Times in einer E-Mail verdeutlicht, dass Kepler-452b theoretisch auch ein kleiner Gasplanet sein könnte, aber nur mit 50- bis 62-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Felsenplanet, wird das ganze Dilemma evident: Die Datenbasis ist einfach zu dünn, um sich in bioastronomische Spekulationen zu verlieren. Jede Mutmaßung geht mit dem Risiko einher, den Leser mit Desinformationen in die Irre zu führen.
Dies gilt im Besonderen für die zuvor aufgeführten unzutreffenden Behauptungen diverser Medien, Kepler-452b sei eine wasserreiche Welt mit biologischer Aktivität. Ob diese jemals in den Annalen der Bioastronomie als Hort außerirdischen Lebens aufgeführt wird, vermag zum jetzigen Zeitpunkt kein Gelehrter vorherzusehen. Schließlich kennt keiner die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre. Bei alledem ist noch nicht einmal sicher, ob Kepler-452b überhaupt eine solche besitzt. Das NASA-Weltraumteleskop Kepler mag noch vor dem Hubble- und Spitzer-Fernrohr sowie dem ESA-Observatorium CoRot der bis heute effektivste Planetenjäger im All sein. Was jedoch die Bestimmung dieser Parameter angeht, stößt auch das Kepler-Fernrohr wie alle bodengebundenen und orbitalen Teleskope an seine Grenzen. Dass die Forscher derweil keine Kenntnisse von der Dichte und genauen Masse des neuen extrasolaren Planeten haben, ist größtenteils der noch unzureichenden Sensibilität der Instrumente geschuldet. Während die Suchstrategien, Methoden und Techniken immer ausgefeilter werden, haben die aktiven Weltraumteleskope ihr Limit erreicht. Mehr geht nicht zurzeit. Und dies gilt insbesondere für den Nachweis eines echten erdähnlichen Planeten, der Leben hervorgebracht hat.
Langer Weg bis zum Ritterschlag
Oft wird vergessen, dass Astronomen diese Objekte nur unter größtem Aufwand detektieren können. Um einen Himmelskörper mit dem exoplanetaren Ritterschlag adeln zu können, braucht es Zeit und Geduld. Lokalisiert das Weltraumteleskop Kepler etwa einen unbekannten Himmelskörper, der gerade vor seinem Heimatstern vorbei zieht und dabei dessen Licht geringfügig abschwächt, reicht ein einmaliger Transit bei weitem nicht aus, um teure Folgebeobachtungen zu rechtfertigen. Vielmehr muss Kepler bei einem Planetenkandidaten zunächst drei Transits aufzeichnen. Je nach Entfernung des Planeten zu seinem Gestirn und der sich daraus ergebenden Umlaufzeit kann dies viele Jahre in Anspruch nehmen.
Doch selbst wenn die erste große Hürde genommen ist und die obligaten drei Transits aufgezeichnet sind, muss eine zweite Quelle, besser gesagt ein auf dem Prinzip der Radialgeschwindigkeitsmethode arbeitendes Teleskop, den Status des vermeintlichen Exoplaneten bestätigen. Abhängig von der Größe, Masse und Distanz des observierten Objekts zur Erde können die Forscher hierbei weitere wichtige Daten gewinnen.
Kepler, der von 2009 bis 2013 sage und schreibe 160000 Sterne in den in den Konstellationen Cygnus (Schwan) und Lyra (Leier) unter die Lupe nahm und dabei insgesamt 4696 Planetenanwärter sammelte, erhob bisher 1033 Kandidaten in den planetaren Olymp. Doch selbst dem besten Planetenjäger war es nicht vergönnt, eine entlegene Welt aufzuspüren, auf der es nachweislich flüssiges Wasser oder sogar Indizien für Leben gibt. Nein, was alles an verheißungsvollen Versprechungen à la Erde 2.0 bislang im irdischen Blätterwald so rauschte - gegenwärtig gibt es noch keinen Weg, auf fernen Planeten Wasser und Leben direkt nachzuweisen, noch nicht einmal indirekt. Kein Indiz liegt hierfür vor, weder ein Schwarz-Weiß-Foto eines erdgroßen Exoplaneten noch ein farbiges Bild einer größeren Supererde, geschweige denn spektrografische Daten.
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