Mücken als Impf-Helfer gegen Malaria

eine Nade zeigt unter dem Mikroskop auf einen Malariaerreger zwischen roten Blutkörperchen

Malariaerreger im Blutabstrich. Foto: Ccurve, shutterstock

Ein neuer, vielversprechender Malaria-Impfstoff wird in Versuchen durch Mückenstiche verabreicht. Wäre das in der Praxis auch großflächig nutzbar?

Normalerweise bringen wir Mücken mit der Verbreitung von Juckreiz und Tropenkrankheiten in Verbindung, aber nicht mit einer Impfung gegen Malaria. Doch in einer neuen Studie haben Wissenschaftler ausgerechnet Moskitos genutzt, um einen vielversprechenden neuen Impfstoff zu verabreichen.

Wie Science Alert meldet, sind die Verbesserungen beachtlich, die in dieser Studie gezeigt wurden: Acht von neun jungen Erwachsenen, die den neuen Impfstoff erhielten, waren gegen Malaria geschützt, verglichen mit einem von acht, die ein Vorläufer-Präparat erhielten.

Der neue Impfstoff wurde von Forschern der Universitäten Leiden und Radboud in den Niederlanden entwickelt. Er verwendet eine genetisch abgeschwächte Version des Plasmodium falciparum-Parasiten, ist also ein Lebendimpfstoff.

Die von den Forschern GA2 getaufte Variante löst allerdings keine Malaria aus, sondern bereitet den Körper darauf vor, sich gegen eine echte Infektion zu schützen.

Lebendimpfstoff

Bei den Tests werden die geschwächten Parasiten ganz wie in der Natur durch einen Mückenstich verabreicht. Danach wandern sie – wie immer – in die menschliche Leber.

Dank eines ausgeschalteten Gens kann dieser Parasit seine Entwicklung in der Leber jedoch nicht abschließen, nicht in den Blutkreislauf gelangen und somit keine Krankheitssymptome verursachen.

Dennoch erzeugen die gentechnisch veränderten Plasmodien eine starke Immunantwort in der Leber, die die Person in Zukunft vor einer echten Malaria-Infektion schützen kann.

Dabei scheint es zu helfen, dass der Parasit ziemlich lange braucht, um sich im Körper zu entwickeln: Bei GA2 dauert es fast eine Woche, bis das Plasmodium in der Leber herangereift ist. Bei der Vorläuferversion, GA1, war dies schon nach 24 Stunden geschehen. Die Verzögerung gibt dem Immunsystem mehr Zeit, den Angreifer besser zu erkennen und die Abwehr umfassender aufzubauen.

Das Immunsystem hat eine Woche Zeit

Die deutlich verbesserte Wirksamkeit des GA2-Impfstoffes könnte dadurch zu erklären sein, dass er die Bildung einer größeren und vielfältigeren Menge an Immunzellen auslöst. Darauf weisen die Forscher in ihrer Studie hin. Diese Erkenntnis liefert zudem auch Ansätze, um den Impfstoff weiter zu optimieren.

Die beobachteten Nebenwirkungen waren relativ gering, berichten die niederländischen Forscher. Sie beschränkten sich meist auf Rötungen und Juckreiz rund um die Mückenstiche. Selbstverständlich erhielten alle Teilnehmer nach Versuchsende eine Malariamedikation. Jetzt planen die Wissenschaftler Feldversuche mit weiterentwickelten GA2-Parasiten.

Weltweit werden derzeit Fortschritte bei der Bekämpfung von Malaria gemacht, wobei Moskitonetze gegen die nachtaktiven Anopheles-Mücken derzeit allerdings immer noch das wichtigste Mittel sind.

Bisher kein sicherer Schutz

Denn die bis dato entwickelten Malaria-Impfstoffe haben bisher keine ausreichende Wirksamkeit erreicht. Sie bieten nur etwa 50- bis 77-prozentigen Schutz und das oft nicht einmal für ein Jahr.

Die Verabreichung des Impfstoffs durch Mückenstiche ist bei Forschungen dieser Art übrigens üblich. Das Verfahren ist nützlich, da der modifizierte Parasit auf dieselbe Weise verabreicht und ausgerichtet wird wie die natürliche, gefährliche Version.

Um einen Impfstoff in der Öffentlichkeit auszurollen, wie es in der Fachsprache heißt, ist dieser Ansatz jedoch nicht geeignet.

2023 fast 600.000 Todesfälle

Malaria bleibt eine gefürchtete Krankheit der Tropen und Subtropen, die 2023 in 83 Ländern 263 Millionen Erkrankungen auslöste und fast 600.000 Mal tödlich verlief. Über drei Viertel aller Todesopfer (also etwa 450.000) waren Kinder unter fünf Jahren. 94 Prozent der Erkrankungen entfallen auf Afrika, wie auch 95 Prozent der Todesfälle.

Malaria-Impfstoffe werden bereits in 17 Ländern angewendet. Sollte sich der neue niederländische Wirkstoff als unbedenklich und hochwirksam erweisen, könnten Malaria-Impfungen künftig deutlich effizienter werden.