NRW nach der Wahl: Chance für einen schnelleren Kohleausstieg?

Seite 2: Deutsche Bank finanziert weiter Kohleprojekte

Selbst wenn es gelingen sollte, den Kohleausstieg im Rheinischen Revier erheblich vorzuziehen, gibt es immer noch Kohleprojekte im Ausland, in die auch Kapital aus Deutschland fließt. So reklamiert die australische Organisation Market Forces das Engagement der Deutschen Bank bei neuen Kohleprojekten in Australien.

Die Deutsche Bank, die sich zum Pariser Klimaabkommen und Klimaneutralität bis 2050 (also fünf Jahre später als im Klimaschutzgesetz verankert) bekennt, hätte sich 2020 verpflichtet, keine neuen Kohleminen und keine kohlebezogene Infrastruktur zu finanzieren, egal ob für ein neues oder bereits bestehendes Projekt.

Mit einer Refinanzierung des australischen Kohleunternehmens Whitehaven im Februar 2020 sowie Vermittlungsleistungen für weitere Finanzierungen im Jahr 2021 verstößt die Deutsche Bank gegen ihre eigenen Vorgaben. Gerade durch die neu eingeworbenen Gelder könne Whitehaven bis 2030 seine Kohleproduktion verdoppeln.

Außerdem finanziert die Deutsche Bank weiterhin indirekt die Carmichael-Kohlemine in Australien über andere Finanzierungen für deren Eigentümerin, die Adani Enterprises. Adani hätte die umstrittene Carmichael-Mine und die Bahnlinie dorthin nur über interne Umverteilung von Geldern realisieren können. Jede Finanzierung anderer Adani-Projekte hätte damit zur Carmichael-Mine beigetragen, so die Argumentation von Market Forces.

Die Deutsche Bank hat sich noch 2021 an einem Überbrückungskredit in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar für Adani Enterprises beteiligt. Die Carmicheal-Kohlemine steht wegen der auf 60 Jahre angelegten Förderung fossiler Energie in der Kritik, aber auch weil den indigenen Wangan und Jagalingou für den Bau der Kohlemine von der australischen Regierung Landtitel entzogen wurden.

Die Wangan und Jagalingou werden außerdem mit den Umweltauswirkungen des Tagebaus leben müssen, etwa der Bedrohung ihrer Wasserquellen. Das Beispiel der Carmichael-Mine zeigt einmal mehr, dass der Kohletagebau immer massive Umweltfolgen und soziale Folgen mit sich bringt, unabhängig davon, in welchem Land der Erde er stattfindet.

An dieser Stelle hatten wir über die Überschwemmungskatastrophe in Südafrika mit über 400 Todesopfern im April berichtet.

Mittlerweile haben sich Wissenschaftler:innen mit der Frage beschäftigt, ob der Starkregen, der zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt hatte, eine Folge des menschengemachten Klimawandels ist. Ein internationales Team von Wissenschaftler:innen kommt nun zu dem Schluss, dass ein solches Ereignis in einer 1,2 Grad kühleren Welt – also vor der Klimwaerwärmung – im Schnitt alle 40 Jahre auftreten würde, unter den jetzigen Bedingungen aber alle 20 Jahre.

An einzelnen Messstationen innerhalb des Überflutungsgebiets wäre ein solcher Starkregen in der vorindustriellen Welt noch seltener gewesen, zum Beispiel alle 200 Jahre am Mount Edgecombe. Zur hohen Zahl von Opfern könnte beigetragen haben, dass Unwetterwarnungen nicht alle Menschen erreichten, bzw. die Menschen nicht gewusst hätten, was bei Warnungen zu tun sei.

Erste Analysen hätten außerdem gezeigt, dass vornehmlich marginalisierte Bevölkerungsteile betroffen waren, besonders informelle Siedlungen waren zerstört worden.