Nach Attentat: Ausnahmezustand in Tunesien
Präsident Essebsi reagiert auf einen Anschlag mitten in Tunis, bei dem 12 Polizisten ums Leben kamen
Der tunesische Präsident Béji Caïd Essebsi hat nach einem Anschlag in der Hauptstadt Tunis den Ausnahmezustand für die Dauer von 30 Tagen verhängt. Im Großraum Tunis gilt bis morgen Früh 5 Uhr eine Ausgangsperre.
Der Anschlag, der laut bisherigem Informationsstand 12 Polizisten der sogenannten Präsidentengarde getötet und weitere 20 Personen verletzt hat, ereignete sich im Zentrum der Stadt, in einer Seitenstraße der Avenue Mohamed V, in einem Bus. In der Nähe befindet sich das Innenministerium und das Ministerium für Tourismus.
Berichtet wird von einem Sprengsatz, der in einem Bus hochging, der am Hauptquartier der ehemaligen Regierungspartei unter Zinedine Ben Ali, RCD, stationiert ist. Ob er auf den Bus geworfen wurde, dort installiert war, oder von einem Selbstmordattentäter im Bus zur Explosion gebracht wurde, wie es in manchen Berichten heißt, die sich auf die Umgebung des Präsidenten berufen oder auf Sicherheitskreise, ist noch nicht geklärt. Es gibt noch keine Hinweise auf die Täter.
Der französische Staatspräsident Hollande erklärte in einer ersten Reaktion, dass man in Tunis wie in Paris denselben Kampf für die Demokratie und gegen den "Obskurantismus" führe.
Tunesien war in der Zeit seit der Absetzung des Autokraten Ben Ali mit politisch ausgerichteten Terroranschlägen konfrontiert, bei denen die bekannten Oppositionspolitiker Chokri Belaïd und Mohamed Brahmi getötet wurden, was die politische Situation im Land beide Male in die Kippe brachte (vgl. "Das ist doch ein modernes und intellektuelles Land" und Tunesien: Die gleichen Mörder?).
Das Reiseland war auch Ziel von Terroranschlägen, die sich Touristenorte aussuchten: am 18. März dieses Jahres im Museum Bardo in der Haupstadt Tunis, zu dem sich gleich mehrere Dschihadistengruppen, darunter auch IS-Milizen, bekannten (Tunesien: "Nur zwei Kalaschnikows, 4 Handgranaten und einige Kugeln nötig"). Und am 26. Juni, als ein Angreifer in eine Hotelanlage in Sousse eindrang und um sich schoss ( 37 Tote bei Anschlag auf Hotels).
Die Touristen verließen in der Folge zu Tausenden das Land. Die Regierung erklärte dem Terror den Krieg: Nach dem Attentat: Tunesiens Krieg gegen den Terrorismus. Unter anderem mit der Verhängung des Ausnahmezustands, der bis Anfang Oktober dauerte.