Nato-Innovationsfonds finanziert Kampfroboter: Millionen für Start-ups in Europa
Nato investiert in Start-ups für Dual-Use-Technologien. Ziel: Zugang zu strategischen Innovationen für Streitkräfte des Bündnisses. Auch Kampfroboter werden gefördert.
Der mit mehr als einer Milliarde Euro ausgestattete NATO-Innovationsfonds (NIF) hat die ersten Unternehmen bekannt gegeben, die im Rahmen des Förderprogramms unterstützt werden. Laut NIF sollen die Investitionen dazu beitragen, strategische Technologien zu sichern und die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses zu stärken.
Der Fonds wird von 24 der 32 NATO-Mitgliedsstaaten finanziert, darunter auch die neuen Mitglieder Finnland und Schweden.
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Am Dienstag bestätigte der NIF Direktinvestitionen in vier europäische Technologie-Start-ups. Dazu gehören der Londoner Chipentwickler Fractile AI, der an der Beschleunigung großer Sprachmodelle wie ChatGPT arbeitet, und das walisische Raumfahrtunternehmen Space Forge, das Halbleiter unter Weltraumbedingungen herstellen will.
Militärroboter aus Deutschland
Besondere mediale Aufmerksamkeit erregten zuletzt die Investitionen in das Münchner Start-up ARX Robotics und das britische Unternehmen iComat. ARX Robotics erhielt in einer Finanzierungsrunde 9 Millionen Euro, wovon mehr als die Hälfte aus dem NIF stammt. Das Start-up-Unternehmen, das 2022 von drei deutschen Militärveteranen gegründet wurde, entwickelt selbstfahrende Bodenroboter für den militärischen Einsatz.
Die modularen und kostengünstigen Roboter können mit Radar, Minendetektoren oder Krankentragen ausgestattet werden. ARX hat nach eigenen Angaben bisher zwölf Roboter gebaut, die in Deutschland und der Ukraine getestet werden. Das Unternehmen hat im Jahr 2023 Aufträge im Wert von 308.000 Euro und im ersten Quartal 2024 einen Umsatz von 1 Million Euro erzielt.
ARX bietet derzeit drei Robotermodelle zu Preisen zwischen 30.000 und 150.000 Euro an. Das größte Modell soll eine Nutzlast von bis zu 450 Kilogramm tragen und mit einer Batterieladung rund 40 Kilometer zurücklegen können, heißt es bei Reuters.
Von offensiven Anwendungen seiner Roboter hat sich ARX bislang ferngehalten. "Wir hatten noch nie eine Waffe dabei", sagte Geschäftsführer Marc Wietfeld laut Bloomberg. "Aber theoretisch wäre das natürlich möglich."
Leichte Verbundwerkstoffe aus Großbritannien
iComat schloss eine Serie-A-Finanzierungsrunde über 22,5 Mio. US-Dollar ab, die von 8VC und dem NIF angeführt wurde. Das 2019 gegründete britische Start-up entwickelt Leichtbaumaterialien für die Luft- und Raumfahrt, die Automobil- und Verteidigungsindustrie auf Basis von Kohlefaserverbundwerkstoffen.
Diese sollen bis zu 65 Prozent leichter sein als herkömmliche Lösungen – und dadurch auch einen Beitrag zum Klimaschutz etwa beim Militär leisten. Nach Angaben des Unternehmens sind die Materialien in allen Bereichen von Kampfflugzeugen bis zur Formel-1 einsetzbar. Sie sind außerdem bei Raketenstarts gefragt.
Schnellerer Zugang der Nato zu Dual-Use-Technologien
NIF-Partner Chris O'Connor sagte kürzlich laut Bloomberg, man werde gezielt Start-ups fördern, die das Potenzial hätten, in vielen Nato-Staaten Kunden zu finden. Ziel sei es, den Streitkräften des Bündnisses einen schnelleren Zugang zu den neuesten Technologien zu ermöglichen.
Bevorzugt werden laut NIF Unternehmen mit "Dual Use"-Technologien, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden können. So plant ARX Robotics, seine Roboter auch für nichtmilitärische Anwendungen einzusetzen, etwa zur Abschreckung von Piraten durch simulierten Waffenbeschuss.
Andrea Traversone, geschäftsführender Gesellschafter des NIF, erklärte demnach: "Den Zugang zu strategischen Technologien zu ermöglichen, ist der Schlüssel zu einer sicheren und wohlhabenden Zukunft für die eine Milliarde Bürger des Bündnisses".
Der NIF ist auch Partnerschaften mit den Risikokapitalgesellschaften Alpine Space Ventures, OTB Ventures, Join Capital und Vsquared Ventures eingegangen, um weitere Investitionen in europäische Deep-Tech-Start-ups zu unterstützen.