Nervosität beim geplanten Börsengang Googles nimmt zu

Silicon Valley Prominenz, allen voran Amazon-Chef Jeff Bezos, stützt aus guten Gründen den vermutlich größten IPO des Jahres

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Jeffrey P. Bezos, 40, der laut Forbes-Liste (2003) mit 5,1 Milliarden US-Dollar zu den 400 reichsten Amerikanern zählt (US-Präsident Bush und die Reichen) und Chef von Amazon ist, dem wahrscheinlich größten Web-Warenhaus der Welt, hat bekanntlich schon so manche Investition vorgenommen. Gerade wurden dem Dach von Amazon fünf neuen Verkaufs-Shops eröffnet, darunter ein Bildershop zusammen mit der Fotoagentur Getty Images. Die weiteren Shops ("Beauty", "Gourmet Food", "Health and Personal Care" und "Sport and Outdoor") werden, wie schon bei anderen Warengruppen, zusammen mit Firmen betrieben, die entweder starke Marken innehaben, wie zum Beispiel Avon, Crabtree & Evelyn und Lush, oder über ein großes Händlernetz verfügen, wie beispielsweise Omaha Steaks.

Nun unterstützt Bezos öffentlich, als sogenannter "initial investor", den Börsengang der Suchmaschinenfirma Google. Neben Jeff Bezos gehören auch Andy Bechtolsheim, Mitbegründer von Sun Mircosystems und Wilson Sonsini, der eine der bekanntesten Rechtsanwaltskanzleien in Silicon Valley betreibt, zu den "initial investors".

Bezos hatte als Start-Up-Unterstützer bereits im Jahr 1998 ca. 100.000 US-Dollar in Google investiert und dafür ca. 3 Millionen Aktien/Anteile an Google erhalten. 2,7 Milliarden Aktien will Google, keiner weiß genau wann, an die Börse bringen. Zu einem Emissionspreis von irgendetwas zwischen 5 - 20 US-Dollar. So werden aus 3 Millionen Aktien für 100.000 US-Dollar 3 Millionen Aktien mit einem Gesamtwert von irgendetwas zwischen 15 - 60 Millionen US-Dollar. Oder anders gesagt: Der Amazon-Chef vergoldet sich gerade seine Investition und hat jeden Grund, öffentlich gutes Wetter für Googles Börsengang zu machen. Letztes Jahr hat der Amazon-Gründer auch 1,5 Milliarden US-Dollar seines Privatvermögens in die Firma Blue Origin gesteckt, die eine Weltraumfähre für private Flüge ins All entwickelt. Unter anderem hat er dafür den Kultautor Neal Stephenson angeheuert (Bezos, der Gründer von Amazon, hat große Pläne).

Die Investition in Google war und ist ein kluger Schachzug von Bezos: Sollte sich die von Amazon selbst entwickelte Suchmaschine A9.com nicht durchsetzen (Amazon mit eigener Suchmaschine), wird die Zusammenarbeit mit Google sicherlich reanimiert werden. Beim Web-Such- und Statistik-Dienst Alexa arbeitet man bereits eng zusammen. Bezos kann also nur gewinnen - entweder direkt fürs eigene Portemonnaie und/oder für die weitere Entwicklung von Amazon.

Nach wie vor hält Google sich übrigens den Termin für den wohl größten IPO des Jahres in Amerika offen. Ende Mai hat Google der amerikanischen Börsenaufsicht SEC einen geänderten Antrag auf Zulassung vorgelegt. Darin sind, zusätzlich zu den beiden bereits bekannten Konsortialführern, der Credit Suisse und Morgan Stanley, 29 weitere Banken verzeichnet, bei denen Interessenten Google-Aktien zeichnen können. Darunter ist auch die Deutsche Bank und die Citibank. Vor kurzem wurde nun bekannt, dass Google den Antrag auf Börsenzulassung erneut geändert hat.

Die Broker-Abteilung von Merill Lynch, die erst im Mai zusätzlich als Bank in den Antrag aufgenommen wurden, hat sich bereits wieder verabschiedet. Außerdem hat Google wohl Abstriche an dem vielzitierten angeblichen "Holländischen Bieterverfahren" vorgenommen. Hier sollte es besonders für Kleinanleger möglich sein, nach vorheriger Anmeldung (und Konto- bzw. Depoteröffnung) bei einer der Emissionsbanken, Google-Aktien via einer Web-Auktion zu zeichnen bzw. zu kaufen (2,7 Milliarden Aktien zu je einem Cent). Nun ist es wohl so, dass nur ein Teil der Emissions-Aktien auf diesem Weg offeriert werden soll und ein Käufer ein Mindestgebot von 5 Aktien abgeben muss. Im Vergleich zu anderen Emissionen eine immer noch lächerlich geringe Anzahl. Doch die Nervosität bei Google, den Banken und der SEC nimmt spürbar zu. Ausdrücklich wird nun auch auf die Gefahr hingewiesen, die für Bieter besteht, die zu niedrig einsteigen und deshalb am Ende leer ausgehen könnten.

Doch damit noch nicht genug geklimpert: Mitte Juni beteiligte sich Google, damit wir auch die "Vision" vor Augen haben, an der chinesischen Suchmaschine Baidu, die nach eigenen Angaben in China einen Marktanteil von 50% hat. Sollte der Emissionspreis für eine Google-Aktie wirklich 20 US-Dollar betragen, wäre die Firma schlagartig 54 Milliarden US-Dollar wert - mehr als zum Beispiel Daimler Chrysler. Irgendwie kommt uns das alles ziemlich bekannt vor - aber dieses Jahrtausend soll ja viel besser werden...

Wer sich auf dem Laufenden halten möchte, dem sei die inoffizielle Website zum Google IPO empfohlen.