Neue Kindersicherung fürs Netz

Die Filtertechnik von KinderCampus basiert auf einer Positivliste und soll eine Alternative zur Internet Content Rating Association bieten

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Die Berliner Firma KinderCampus AG glaubt mit Safe-T eine Lösung fürs kindergerechte Surfen gefunden zu haben, die netzkompatibler ist als die von der Medien- und Netzindustrie gepushte Filterinitiative ICRA. Der Webseitenblocker des Startups arbeitet mit einer redaktionell betreuten Positivfilterliste zusammen, die den Zugang auf momentan rund 2 Millionen Angebote erlaubt.

Das Internet ist nicht an jeder virtuellen Ecke ein geeigneter Spielplatz für Kids. Wie in der realen Welt finden sich auch im Netz Angebote, die nicht unbedingt jugendfrei sind. Dazu gehören beispielsweise Sex- oder Hassseiten. "Ein guter Pappi setzt sich daher neben sein Kind beim Surfen", sagt Andreas Korn von der Kindernachrichtensendung Logo, die das ZDF produziert. So sei am besten zu verhindern, dass unerwünschte Inhalte auf dem Bildschirm auftauchen. Doch die meisten Eltern haben nicht immer die Möglichkeit, ihren Sprösslingen beim Fortbewegen im Web direkt über die Schulter zu schauen. Daher zerbricht sich die Branche seit Jahren den Kopf über Techniken für den Kinder- und Jugendschutz im Netzzeitalter.

Die Ergebnisse der Industriebemühungen sind bisher eher ernüchternd. Nicht funktioniert habe der Kinderschutz etwa bei AOL in Deutschland, kritisiert Dirk Höschen, Referatsleiter Medien vom Deutschen Kinderhilfswerk. Zumindest bis zur Version 5 der Zugangssoftware des Onlinedienstes habe AOL hier zu Lande auf die Filtersoftware der US-Firma NetNanny zurückgegriffen. Da diese allein auf den amerikanischen Markt zugeschnitten sei, seien viele deutsche Sites, die für Kinder ausdrücklich freigegeben wurden, trotzdem gesperrt worden.

Auch von dem Bestreben der Medien- und Providerwirtschaft, mit der Internet Content Rating Association (ICRA eine auf freiwilligen Selbstbewertungen der Anbieter basierendes Filtersystem aufzubauen, hält Höscher nichts. Er glaubt, dass es gerade unter den Porno-Anbietern zahlreiche schwarze Schafe gibt, die kein Interesse daran haben, Kids mit ehrlichen Etikettierungen der eigenen Inhalte von ihren Seiten fernzuhalten. Schon heute besetzen die Sexverkäufer so genannte Tippfehlerdomains rund um kinderfreundliche Figuren. Wer sich beispielsweise auf die Suche nach der Springmaus Diddl im Netz mache, lande bei einer falschen Adresseingabe wie "Diddel" in den Browser auf einer Hardcore-Site.

Die Berliner KinderCampus AG, die im Netz seit einem knappen Jahr auch ein Portal für heranwachsende Surfer betreibt, geht daher mit Safe-T einen anderen Weg. Die auf der Internetworld vorgestellte Lösung beruht auf einer Blockadesoftware, die direkt auf dem PC des Nutzers installiert wird, sowie einer Positivliste mit momentan rund 2 Millionen freigegebenen Seiten.

Die Liste, die von einem kleinen Redaktionsteam ständig erweitert und aktualisiert wird, liegt auf dem KinderCampus-Server. Beim Einloggen ins Internet nimmt die Filtersoftware mit dem Server Kontakt auf, sodass Kinder nur auf die in der Liste aufgeführten Webangebote zugreifen können. Die Selektionskriterien für die Surfkontrolle hat das Startup zusammen mit einem Team von Pädagogen und Medienwissenschaftlern erarbeitet.

Eltern können mit Safe-T jedem Kind einen eigenen Zugang mit eigenem Passwort einrichten und ihm bestimmte Surfzeiten zuweisen. Auch nach der Installation können die Erzieher der Positivliste eigene Adressen hinzufügen, damit der Nachwuchs wenigstens auch auf die Seite mit dem virtuellen Fotoalbum zurückgreifen kann, die Papa gebastelt hat. Für die Eltern selbst gibt es einen passwortgeschützten Bereich, der ihnen keinerlei Surfbeschränkungen auferlegt.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Aufpasser nicht den Namen des Hundes als Passwort wählen oder anderweitig die Kreativität ihrer Sprösslinge unterschätzen. Umsonst ist der digitale Kindersitter übrigens nicht, da ein Startup ja schließlich auch Geld verdienen muss und sich das Kinder-Portal bisher nicht als große Refinanzierungsquelle erwiesen hat. Die CD-Rom mit der Software, die im Juni auf den Markt kommen soll, kostet 69 Mark.