Neuer CO2-Rekord

Seite 3: Folgen der Ozeanversauerung

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Etwa ein Drittel des von Menschen seit Beginn der Industrialisierung emittierten Kohlendioxids findet sich gar nicht in der Atmosphäre wieder, sondern wurde von den Ozeanen aufgenommen. Dies hat zu einer allmählichen Versauerung der Meere geführt, die zusammen mit den wärmeren Wassertemperaturen Stress für viele Meereslebewesen bedeutet.

Im Verbundprojekt BIOACID haben 20 deutsche Forschungsinstitute zu den Folgen der Ozeanversauerung gearbeitet. Die wichtigsten Ergebnisse haben sie nun in einer Broschüre veröffentlicht. Deutlich wird darin, dass Veränderungen bei den kleinsten Lebewesen Einfluss auf die gesamten Nahrungsketten hat und nicht nur die Meeresökosysteme, sondern auch die Ernährungsgrundlagen von Menschen betrifft. Viele Meeresorganismen bis hin zu Mikroalgen bilden Schalen oder Skelette aus Kalk. In einem saureren Milieu ist dies aber nicht mehr so gut möglich. Kalkbildende Arten wie Korallen oder die einzellige Alge Emiliania Huxleyi sind in ihrer Entwicklung behindert. Emiliania huxleyi etwa bildet einen Großteil der Biomasse der Ozeane, Korallen wiederum sind Lebensraum zahlreicher Fischarten und tragen zum Küstenschutz bei.

Wie schlimm es um die Zukunft der Korallenriffe steht, macht folgender Satz deutlich: "Etwa die Hälfte der tropischen Korallenriffe kann erhalten werden, wenn Kohlendioxidemissionen so begrenzt werden, dass die globalen Temperaturen um nicht mehr als 1,2 Grad Celsius ansteigen. Hierbei sind aber zusätzliche Risiken etwa durch Ozeanversauerung noch nicht einbezogen." Auch aus der Perspektive des Meeresschutzes besteht also dringender Handlungsbedarf bei der bevorstehenden Klimakonferenz.

Eine wichtige Gruppe von Emittenten, die bislang überhaupt nicht ins Pariser Abkommen einbezogen wurde, bewegt sich selbst auf den Meeren. Der globale Schiffsverkehr trägt derzeit mit etwa drei Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Der Anteil könnte laut einem Bericht des europäischen Parlaments von 2015 auf 17 Prozent bis 2050 anwachsen, wenn eine Regulierung ausbleibt.

Regeln für die internationale Schifffahrt muss die UN-Meeresorganisation IMO beschließen. Die IMO hatte zum Pariser Klimagipfel keine Reduktionsverpflichtung eingereicht. Eine Strategie soll erst bis 2018 entwickelt werden, umgesetzt würde sie dann ab 2023. InfluenceMap, ein soziales Unternehmen, das Daten zum Einfluss von Unternehmen auf die Klimapolitik sammelt, beklagt, dass die Lobby der Schifffahrtsindustrie einen sehr großen Einfluss auf die Entscheidungen der IMO hätte.

Vertreter der Reedereien hätten sowohl über die großen Berufsverbände als auch über die Delegationen der einzelnen in der IMO vertretenen Staaten großen Einfluss auf die Gespräche der UN-Organisation. Nur einige wenige Reedereien sprechen sich bislang für eine ambitioniertere Klimapolitik aus. Der Generalsekretär der IMO hat den Vorwurf des Lobbyeinflusses unterdessen zurückgewiesen. Die IMO würde von NGOs mit verschiedensten Interessen beraten, darunter Umweltorganisationen, Seeleuten, Schiffsbauern und Reedern.