Neuer Report des Club of Rome: Die Menschheit kann sich noch retten

Gibt es eine lebenswerte Zukunft ohne Armut, Ungleichheit, Klimawandel? Ja, sagt der Club of Rome. Doch mit dem vorgeschlagenen Weg bleibt das Ziel nur eine Utopie. Ein Kommentar.

Der "Club of Rome" warnt seit 50 Jahren, dass aus unsere Wirtschaftsweise katastrophale Folgen für die Menschheit und den Planeten erwachsen könnten. Damals prognostizierten die Forscher, dass in 100 Jahren die absoluten Wachstumsgrenzen erreicht sein könnten.

Danach könnte es rasch bergab gehen. Wenn die Umwelt irreparabel zerstört sei oder die Rohstoffe verbraucht seien, dann sei auch das Absinken der Bevölkerungszahl nicht mehr aufzuhalten und das Absinken der industriellen Kapazität auch nicht.

Der erste Warnruf ist nun 50 Jahre her – und weitgehend vergessen. Der jüngeren Generation dürfte der Bericht "Die Grenzen des Wachstums" kaum bekannt sein. Von vielen wurde der Bericht wahrscheinlich auch als Panikmache abgetan – doch Klimawandel, Artenschwund und Versauerung der Meere sind nicht mehr zu leugnen. Die planetaren Grenzen sind in manchen Bereichen fast erreicht.

Können wir uns diese Wirtschaftsweise, können wir uns das Streben nach grenzenlosem Wachstum noch länger leisten? Kann die Menschheit den Kapitalismus noch länger erdulden, ohne Gefahr zu laufen, von ihm in den Abgrund gezogen zu werden? Diese Fragen sind immer noch aktuell – und es ist noch nicht zu spät, vermittelt der aktuelle Bericht des Clubs: "Earth for All".

Werde der aktuelle politische und ökonomische Kurs beibehalten, dann steuere die Menschheit auf eine weiter wachsende Ungleichheit zu. Soziale Spannungen seien die Folge und dadurch falle es demokratischen Gesellschaften schwerer, langfristig kollektive Entscheidungen zu treffen, die allen zugutekämen und von allen akzeptiert würden. Die globale Durchschnittstemperatur werde in diesem Fall um weit über zwei Grad steigen, klimatische und ökologische Kipppunkte würden überschritten.

Fünf Kehrtwenden und eine Utopie

Die Forscher schlagen fünf Punkte vor, die umgesetzt werden müssten; "fünf Kehrtwenden", wie sie es nennen: Besiegen der Armut, Abbau der Ungleichheit, gleiche Chancen für Frauen, eine Ernährung im Einklang mit Gesellschaft und Natur und die "Elektrifizierung von (fast) allem".

Was sich liest wie ein Auszug aus dem Programm der Kommunistischen Internationalen, ist lediglich Ausdruck einer großen Utopie: Wer hat, soll geben – ohne dass an der Grundstruktur der herrschenden Wirtschaftsordnung auch nur ernsthaft gerüttelt wird.

Es wird lediglich festgestellt, dass "die wirtschaftliche Macht vom alten, dominanten Westen auf das Gros der Weltbevölkerung" verlagert werden sollte. Und damit dies gelingen kann, rufen die Forscher zur größten Querfront-Bewegung auf, die die Welt je gesehen hat.

Dazu brauchen wir in allen Regionen engagierte Mehrheiten: die politische Linke ebenso wie die konservative Rechte, die politische Mitte ebenso wie die Grünen, die Nationalisten ebenso wie die Globalisten, die Manager*innen ebenso wie die Arbeiter*innen, die Unternehmen ebenso wie die Gesellschaft, die Wähler*innen ebenso wie die Politiker*innen, die Lehrer*innen ebenso wie die Schüler*innen, die Rebellen ebenso wie die Traditionalisten, die Großeltern ebenso wie die Teenager.

aus: "Earth for All"

Die Autoren des Berichts wollen Lösungen, die "von allen akzeptiert werden können". Doch Konflikte sind in diesem Wirtschaftssystem vorprogrammiert. Das Streben nach Profit kollidiert zwangsläufig mit dem Streben nach hohen Löhnen und dem Streben nach scharfen Regeln im Umweltschutz.

Ein Wirtschaftssystem, das auf dem "Sondereigentum an Produktionsmitteln" (Ludwig von Mises) beruht, kann keine grundsätzlichen Ausnahmen dulden, ohne sich selbst infrage zustellen. Die Ungleichheit zwischen den Nationen wird nicht beseitigt, ohne die neokolonialen Wirtschafts- und Eigentumsstrukturen aufzubrechen. Und die Ungleichheit in einer Gesellschaft wird nicht beseitigt, ohne das Erbrecht anzufassen. Doch das kollidiert mit den Eigentumsrechten, auf denen der Kapitalismus ruht.

Kein G-7-Staat hält Pariser Abkommen ein

Dennoch: Die Zeit drängt, und entschlossenes Agieren wird immer dringlicher, wie eine aktuelle Untersuchung der Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) mit Sitz in London zeigt.

In keinem einzigen der reichen G-7-Staaten tut die Wirtschaft bislang genug, um das Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Mit dem, was bisher getan und angestrebt wird, wird sich die globale Temperatur in der Atmosphäre um rund 2,7 Grad erwärmen. Teile der Erde würden dann unbewohnbar werden.

Deutschland, Italien und die Niederlande gehören zu den Ländern, die am besten abschneiden. Mit ihnen würde sich die Atmosphäre "nur" um 2,2 Grad erwärmen. Am schlechtesten schneidet Kanada ab: Würde man dessen Weg folgen, dann wäre mit einer Erderwärmung von 3,1 Grad zu rechnen.

Den Weg zum Erfolg sehen die CDP-Forscher darin, dass wissenschaftlich basierte Unternehmensziele angestrebt werden. In Kanada und den USA wäre dieser Ansatz noch nicht weit verbreitet, im Gegensatz zu Europa.

"Es ist für kein Land – erst recht nicht für die hoch entwickelten Industrienationen – akzeptabel, dass die Wirtschaft so wenig Ambitionen zeigt", erklärte laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) Laurent Babikian, der beim Carbon Disclosure Project für die Kapitalmärkte zuständig ist. Mit Blick auf die bevorstehende Weltklimakonferenz im November forderte Babikian, dass Regierungen, Investoren und die Öffentlichkeit verlangen, dass Unternehmen sich entsprechende Ziele setzen.

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