Neues Klonverfahren bei Affen
Auf dem Weg zur Herstellung von geklonten menschlichen Embryos als Ersatzteillager?
Wissenschaftler des Oregon Regional Primate Research Center haben in einem Artikel in Science und in einer Mitteilung berichtet, dass sie einen Affen auf neue Weise geklont haben. Durch Zerteilung der Zellen eines Schimpansenembryos könne man bis zu vier genetisch identische Affen produzieren. Das Splitten von Embryos wird zwar bei anderen Tieren schon eingesetzt, aber ist jetzt erstmals bei Affen gelungen.
Die Wissenschaftler der Forschungsinstitution, an dem erstmals auch transgene Affen hergestellt wurden, hatten für ihr Experiment aus acht Zellen bestehende Embryos von Rhesusaffen verwendet und sie in "Subembryos" in der Größe von zwei, drei oder vier Zellen geteilt. 13 dieser Teilembryos wurden in Affenweibchen eingepflanzt. Vier Weibchen wurden schwanger, aber nur einer Föten mit dem Namen Tetra überlebte und kam im September zur Welt. Weitere vier auf diese Weise geklonte Affen erwartet man im Forschungszentrum für den Mai dieses Jahres.
Auch wenn sich mit dieser Technik im Unterschied zu der komplizierteren Methode der Einführung eines Zellkerns in eine Eizelle, die beim Klonschaf Dolly verwendet wurde und im Prinzip zur Herstellung von ganzen Herden genetisch identischer Tiere führen könnte, nur bis zu vier Klons erzeugen kann, sei auch eine solch kleine Zahl von Klons für die medizinische Forschung wichtig, um neue Therapien an Primaten zu testen. So wären genetisch identische Affen, bei denen die sonst übliche genetische Variabilität nicht vorhanden ist, wichtig für die AIDS-Forschung, da man mit ihnen beispielsweise das Experiment ausführen könne, Immunzellen des einen Affen, den man gegen AIDS geimpft habe, in einen anderen Affen einzuführen, um zu überprüfen, ob diese Zellen vor der Krankheit wirklich schützen können. So könne man letztlich herausfinden, welche Zellen des Immunsystems gegen AIDS schützen und Impfungen entwickeln, die gezielt diese Zellen stimulieren.
"Um Entdeckungen aus dem Labor zum Krankenbett eines Patienten zu bringen, brauchen wir genetisch identische Tiere, um die Informationen zu erhalten, die notwendig sind, bevor man neue Therapien an Menschen testet", sagt Gerald Schatten, der Leiter der Forschungsabteilung. "Unser Beitrag ist, dabei zu helfen, die genetisch identischen Modelle bereitzustellen, an denen lebensrettende Behandlungen vernbessert werden können." Ob Experimente an derart geklonte Affen aber weniger moralisch bedenklich sind als an natürlich erzeugten, beantwortet Schatten nicht, aber man hat den Eindruck, dass solcherart künstlich erzeugter Tiere eher als "Modelle" eingesetzt werden können. Besonders im Hinblick auf das Human Genome Project seien solche geklonten Modelle von Affen interessant, da man erwarten könne, dass sich aus der Erfassung des menschlichen Genoms eine Vielzahl von Gen- und Zelltherapien oder Behandlungen durch Stammzellen ergeben werden.
Schatten sieht auch die Möglichkeit, mit der von ihm und Anthony Chan entwickelten Methode "Subembryos" einzufrieren, aus ihnen Stammzellen zu gewinnen, um beliebige Körperzellen zu erzeugen, oder sie nach und nach bei Bedarf in die Gebärmutter desselben Affenweibchens einzupflanzen. So könne man etwa die Auswirkungen unterschiedlicher Umwelteinflüsse auf die heranwachsenden Affen untersuchen: "Man könnte den einen Mozart hören lassen, einen anderen Hard Rock aussetzen und dann nach Unterschieden suchen."
Wenn diese Methode bei Affen perfektioniert werden könnte, ließe sie sich natürlich auch auf Menschen anwenden. Man könnte menschliche Embryos aufteilen und genetisch identische Zwillinge, Drillinge oder Vierlinge erzeugen. Das wäre eine Klonproduktion, die in den USA nicht verboten ist. Zumindest sei dieses Verfahren weniger moralisch bedenklich, wie die Klon-Methode, die vom Roslin-Institute entwickelt worden ist: "Das Aufteilen von Embryos würde nur einen Embryo vervielfältigen, der ganz normal von zwei Elternteilen gezeugt wurde, so dass der natürliche Prozess nachgeahmt wird, bei dem identische Zwillinge entstehen, während das Dolly-Verfahren Duplikate eines erwachsenen Lebewesens erzeugt."
Das klingt doch sehr nach einer fadenscheinigen Unterscheidung, die zu überdecken sucht, dass man sich möglicherweise doch schon auf den Weg begeben hat, letztlich menschliche Embryos zu klonen, wobei der eine als Ersatzteillager des anderen oder auch als Ersatz dienen könnte, falls der Erstgeborene stirbt und die Eltern eine Wiederholung haben wollen.