Neues vom Weltraum
Ein künstlicher Mond und ein neuer Antrieb
Die Länder im Norden haben es im Winter schwer. Ständig ist es dunkel. Also könnte man doch einen künstlichen Mond schaffen, der ein wenig Sonnenlicht auf die Erde lenkt.
Schon vor fünf Jahren haben die Russen im Rahmen des Znamya-Projekts einen Spiegel am Himmel angebracht. Sein Licht konnte man auf der Erde allerdings kaum sehen. Weil das Geld fehlte, mußte ein weiteres Experiment, das zu Beginn dieses Jahres geplant war, abgesagt werden. Am Sonntag startet jetzt aber eine Progress-Rakete, um die MIR zu versorgen, und sie wird einen Raumspiegel mitnehmen, der immerhin einen Durchmesser von 30 Metern besitzt. Wenn die Rakete im Februar wieder ablegt, soll sie von den Astronauten auf der MIR eine Zeitlang manuell gesteuert werden, um den dann aufgeklappten, 4 Kilogramm schweren Spiegel in die richtige Position zu bringen. Zumindest für eine gewisse Zeit will man so den Spiegel beobachten, der auch als Modell für ein "Sonnensegel" dient. Damit könnten eventuell künftige Raumschiffe mit Sonnenenergie durch den Weltraum navigieren.
Die russische Weltraumbehörde würde gerne auch größere Spiegel mit einem Durchmesser von mehreren Hundert Metern im Weltraum anbringen. Den im Februar in Stellung gebrachten Spiegel wird man nämlich nur bei gutem Wetter und als kleinen Lichtpunkt sehen, wenn man weiß, wo er sich befindet. Erhellen läßt sich damit nichts auf Erden. Weil jedoch die Russen unter extremen Geldschwierigkeiten leiden, wird es wohl keine weiteren Experimente mehr geben, sofern nicht Sponsoren gefunden werden. Doch wer könnte schon an künstlichen Monden interessiert sein? Vielleicht wäre das anders, wenn die Lichtquellen als Plattformen für Werbung dienen könnten?
Mit einem neuartigen, nicht nur durch Sonnenenergie gespeisten Antrieb hat die NASA Deep Space One am Samstag gestartet. Von einer Delta-Rakete mit herkömmlichen Antrieb in den Weltraum getragen, wird die Sonde im Vakuum von einem Ionenantrieb vorangetrieben. Dabei wird das Gas Xenon mit Elektronen beschossen, so daß seine Atome elektrisch geladen werden. Durch Hochspannungsgitter werden die Ione schließlich beschleunigt und treten als Ionenstrahl aus, der die Sonde zunächst langsam, dann aber immer schneller antreibt. Strom wird dabei aus Sonnenenergie gewonnen. Der schwache Antrieb beschleunigt die Sonde jeden Tag um bis zu 30 Stundenkilometer und könnte in 300 Tagen Deep Space One mit 100000 Stundenkilomtern durch den Raum befördern. Marc Rayman, der leitende Ingenieur der Mission, nennt dies eine "Beschleunigung mit Geduld", die aber die Raumfahrt revolutionieren könnte, weil der Ionenantrieb billiger, leichter und schneller als herkömmliche Antriebe ist.
Das erste Ziel von Deep Space One wird ein Asteroid sein, um erstmals aus der Entfernung von wenigen Kilometern Bilder von einem derartigen Weltraumkörper zu machen.