"Nicht genug Soldaten da? Na und – wo ist der Photoshop?"

George W. Bush spricht in Wahlkampfspot vor Klonen

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Je mehr Zuhörer sich zu einer Wahlkampf-Rede um den jetzigen US-Präsidenten drängeln, desto beeindruckender. Manchmal scheint der Andrang aber gar nicht so beeindruckend zu sein, wie es dem PR-Team von Bush genehm ist. Nun hat die demokratische Partei ihren Gegner beim Mogeln ertappt.

In einem 60 Sekunden langen Fernseh-Wahlkampfspot für George W. Bush ist in der 45. Sekunde vier Sekunden lang ein Bild von ihm zu sehen, bei dem in einer Versammlung mit Soldaten spricht. Bei genauerem Betrachten des Schnappschusses zeigte sich jedoch, dass mehrere der Soldaten identische Gesichter haben. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Ergebnis des neuesten Experiments der US-Armee, nämlich um das erfolgreiche Klonen von Soldaten, sondern um eine plumpe Bildfälschung: Es liegt nahe, dass das Foto manipuliert wurde, um eine größere Menschenmenge zu simulieren.

"Irgendwie schauen sie alle gleich aus…"

Das Wahlkampfteam des demokratischen Kandidaten John Kerry ist empört und forderte daraufhin am Donnerstag, Bushs Kampagne müsse "die falsche Werbung unverzüglich zurückziehen". "Wenn sie in einer Werbung nicht die Wahrheit sagen, werden sie auch sonst nie die Wahrheit sagen", sagte Kerrys Kampagnenleiter Joe Lockhart. Der manipulierte Wahlkampfspot sei "zutiefst unehrlich und beleidigt die Intelligenz des amerikanischen Volkes". Dass der manipulierte Wahlspot "Whatever it takes" ("Was auch immer getan werden muss") heißt, ist für die Demokraten pure Ironie, wenn bereits offensichtlich solche Tricks notwendig seien, um die Wahl zu gewinnen.

Bushs Kampagnenleiter Ken Mehlman sprach auf CNN dagegen von einem "Bearbeitungsfehler in der linken unteren Ecke des Fotos". Der Fehler liegt dabei offensichtlich darin, dass der Schwindel aufgeflogen ist. Mehlmanns Begründung: Das Foto sei bearbeitet worden, weil das Rednerpult des Präsidenten und der Präsident selbst mehrere Leute verdeckt habe. Man hat also eigentlich George W. Bush aus dem Bild herausoperiert und an seiner Stelle einige Soldaten in das Bild eingefügt. Oder genauer gesagt, dieselben "Mustersoldaten" gleich mehrere Male.

Künftig solle die unbearbeitete Version des Fotos in dem Spot "Whatever It Takes" gezeigt werden, kündigte Mehlman an. Oder aber eine besser gefälschte. Entdeckt hatte die wundersame Soldatenvermehrung das linke Weblog Daily Kos