Nichts Gutes im Sinn mit einem gewissen Atomsprengkopf
James Bond 007 - Nr. 19: "Die Welt ist nicht genug"
Alle zwei Jahre wieder erobert 007 unsere Leinwände. Pünktlich zum "Millenium" ist es jetzt soweit - James Bond Nr. 19 beglückt uns zur Vorweihnachtszeit.
In gewohnter Manier wird auch in dieser Ausgabe nichts dem Zufall überlassen. Der Film ist mit altbewährten Zutaten gewürzt. Da sind zunächst die Action-Szenen: zum Teil bekannt und doch immer wieder gerne gesehen. Einer der Höhepunkte ist die Jagd auf einem scharfen Nuklearsprengkopf durch eine leere Öl-Pipeline. Begleitet wird 007 dabei von einer Atomphysikerin, ihres Zeichens "Bond-Girl", der zweiten Zutat für einen gelungenen Film. Ganz im Gegensatz zum gängigen Bild des Wissenschaftlers trägt diese Dame mit Vorliebe enge T-Shirts, die förmlich darauf warten, durchnässt zu werden.
Über diesen schlagenden Argumenten darf der Part des Bösewichts nicht vergessen werden. Schon im Sommer wurde ein Name in den deutschen Medien hochgehandelt: Claude-Oliver Rudolph als Colonel Akakievich. Die Euphorie über den neuen deutschen Weltstar war wohl etwas verfrüht - die Rolle von Rudolph ist beendet, bevor er seine Bösartigkeit unter Beweis stellen kann. Als positiver Nebeneffekt erhält damit der wahre Konterpart von 007, Robert Carlyle als Terrorist Renard, den ihm gebührenden Raum. Der Stripper aus "Ganz oder gar nicht", brilliert in seiner Rolle als schmerzunempfindlicher Schurke, in dessen Kopf eine Gewehrkugel steckt, die ihn langsam tötet. Er hat nichts Gutes im Sinn mit einem gewissen Atomsprengkopf.
Des Weiteren ist selbstverständlich auch Desmond Llewelyn als "Q" wieder mit von der Partie. Nachdem er schon seit 1963 im Dienst ist, darf er mit nun 85 Jahren vermutlich in den verdienten Ruhestand treten und führt mit "R" (John Cleese) seinen Nachfolger ein. Und nicht zuletzt trägt auch Bond (Pierce Brosnan) selbst seinen Part bei. Mit seinem nunmehr dritten Auftritt als 007 wächst Brosnan immer mehr in die Rolle hinein und kann sich beim gewohnten "Mein Name ist Bond, James Bond" des Jubels seiner Anhänger sicher sein.
Die unterstützende Marketingmaschinerie läuft schon seit Wochen, wenn nicht Monaten auf Hochtouren. Der Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät wirbt nicht mehr nur für Artikel, er selbst ist zum universell einsetzbaren Markenartikel geworden. So erfährt jeder, der es wissen will, und auch der Rest der relevanten Zielgruppen, dass Bond bevorzugt Brioni Anzüge trägt (Kanzler Schröder lässt grüßen), Omega Uhren für seine Pünktlichkeit nutzt oder seine Agentenutensilien in Samsonite Koffern befördert. Noch vor dem offiziellen Start ist der Film damit in allen Medien präsent und wird von geschickt gestreuten "Gerüchten" unterstützt. Pierce Brosnan beispielsweise lässt verkünden, dieser Bond sei sein endgültig letzter gewesen. Die Spekulationen um einen eventuellen Nachfolger dürfen beginnen und am Ende kann Herr Brosnan dann doch widerrufen
Doch bevor es soweit ist, startet nun am 09.12.1999 Die Welt ist nicht genug: Unter dem Kaspischen Meer werden große Mengen an Öl entdeckt. Der Bau von Pipelines sichert den Firmen hohe Gewinnspannen, was das Vorhaben zu einem "Melting Pot" der entsprechenden Klientel werden lässt. Eine solche Konstellation schreit förmlich nach einem Eingriff des Superagenten 007.
Ganz im Zeichen des Millenniums endet die erste spektakuläre Verfolgungssequenz auf dem Dach des "Millennium Dome" in London. Zu diesem Zeitpunkt hat der Film schon seine ersten Opfer gefordert. Zum einen ist da Sir Robert King, der mit seiner Firma "King Enterprises" den Bau einer Pipeline realisiert. Die Fertigstellung seines Projektes erlebt der ergraute Herr nicht mehr, da er mittels einer Fernzündung ins Jenseits befördert wird - und das ausgerechnet in den Räumen des MI6. In der anschließenden Verfolgungsjagd über die Themse wird 007 von einer geheimnisvollen - und selbstverständlich wunderschönen - Unbekannten (Maria Grazia Cucinotta) unter Beschuss genommen. Die Jagd und das Leben der Unbekannten enden auf dem Millennium Dome. Dank moderner Technik kann die Frau als Lieutenant des gefährlichen Terroristen Renard (Robert Carlyle) identifiziert werden.
Der Bau der Pipeline obliegt nun der Tochter von Sir Robert, Elektra (Sophie Marceau), die einige Jahre zuvor von eben jenem Renard entführt worden war. Durch die Weigerung ihres Vaters, das geforderte Lösegeld zu zahlen, musste sie sich damals selbst befreien, nicht ohne zwei Gehilfen von Renard zur Strecke zu bringen. "M" (Judy Dench) stellt James Bond zum Schutz von Elektra ab. Ausgestattet mit einem Arsenal aus dem Labor von "Q" überleben die beiden sowohl einen Überraschungsangriff als auch eine Lawine in den kasachischen Bergen. Nach soviel Action ist es nun Zeit für Entspannung, die Bond in gewohnter Manier als Gentleman genießt. Wenig später steht er Renard zum ersten Mal gegenüber und lernt nebenbei Dr. Christmas Jones (Denise Richards), eine Nuklearwaffen-Expertin, kennen. Der Terrorist kann mit einer Atombombe entkommen und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Am Ende ist es Bond ein weiteres Mal in letzter Sekunde gelungen, das Schlimmste zu verhindern und er kann sich wieder den angenehmen Seiten des Lebens, in diesem Fall Dr. Jones, widmen.
Bis zur nächsten Ausgabe in zwei Jahren scheinen nun alle Rätsel und Aufgaben gelöst. Und doch bleibt eine Frage offen: Wer ist für die Titel zuständig? Nach "Der Morgen der nie stirbt" ist nun "Die Welt nicht genug". Wir sind auf Folge Nr. 20 gespannt.
James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug (The world is not enough)
Regie: Michael Apted
Länge: 125 min.