"Nieder mit dem Volksverräter - Er hat das M-Wort gesagt!"

Seite 3: Die Legende von Alexander dem Großen als Slawen

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Auf der anderen Seite der Grenze herrschte jahrelang eine nationalkonservativ eingestellte Regierung. In den Jahren, in denen sich die griechischen Politiker auf ihrem "Erfolg" der Benennung FYROM ausruhten und bis auf wenige verbale Zwischentöne still blieben, schaffte die Regierung in Skopje Fakten. Flughafen und Autobahn wurden nach Alexander dem Großen benannt. Überall im Land wurden Figuren des antiken Königs aufgestellt und verehrt. Den Einwohnern wurde eine direkte Erbfolge zum hellenistischen Welteroberer vorgebetet.

Die Jahrzehnte der Indoktrination blieben bei den Bürgern nicht ohne Folgen. Zudem konnte das Land von Griechenlands Misere profitieren. Zahlreiche Manufakturen und Industriebetriebe flohen wegen der besseren steuerlichen und wirtschaftlichen Situation von Griechenland nach "Skopje", wie die Griechen das Land nach der Hauptstadt nennen.

Kasinos an der Grenze locken griechische Kunden an. Sie werden sogar wie bei Kaffeefahrten von Athen aus per Bus zum Glücksspiel ins 550 Kilometer entfernte Gevgelija transportiert. Die größten Glücksspielhäuser sind zudem in türkischem Besitz. Den ihr Geld "beim Feind" lassenden Griechen wird der Aufenthalt durch hellenische Popstarts versüßt. Diese trällern in den Kasinos für Gagen, die sie sich in der Heimat kaum erträumen können.

Viele Griechen gehen in "Skopje" zum Zahnarzt. Nahezu die gesamte griechische Grenzregion fährt über die Grenze zum Einkaufen, was bei 24 Prozent Mehrwertsteuer in Hellas durchaus nachvollziehbar ist. Weniger verständlich ist, dass die Ausfuhr griechischer Produkte ins Nachbarland sogar staatlich gefördert wurde, weil sie zur Verbesserung der Exportbilanz beitragen soll. Dass die im Nachbarland den dortigen Händlern preiswerter angebotenen griechischen Milchprodukte dann über die eigenen Bürger zum Nachteil der griechischen Einzelhändler wieder importiert werden, hat wohl kaum ein Politiker bedacht.

Nach Gevgelija fahren die griechischen Makedonen zum Tanken und profitieren von knapp vierzig Eurocent pro Liter preiswerteren Kraftstoffen. In der Heimat schließen dafür immer mehr Tankstellen. Im Sommer wurde der Autor dieses Artikels Zeuge, wie griechische Grenzbeamte einen PKW älteren Baujahrs durchsuchten. Das Kraftfahrzeug hatte griechische Nummernschilder und Aufkleber "Mazedonien ist griechisch" und unübersehbare griechische Flaggen. Die Insassen, ein Mann mittleren Alters und zwei ältere Damen schauten sehr bedrückt den Beamten zu. Diese beförderten eine dreistellige Anzahl von Zigarettenstangen aus sämtlichen Verstecken des Fahrzeugs. Der Patriotismus der Schmuggler hörte offenbar beim eigenen Portmonee auf.