Nordirak: Was bedeutet das Referendum für wen?

Seite 3: Haltung der Kurden in der Diaspora

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Wie ist die Haltung in der Diaspora wie bspw. in Deutschland, wohin sich seit den 1970er Jahren viele türkische Kurden gerettet hatten vor den Pogromen der türkischen Regierung in den 1970er, 1980er, 1990er und 2000er Jahren?

In Europa wurden sie nicht als Kurden wahrgenommen, sondern als Türken, weil sie nur über ihre Staatsangehörigkeit erfasst wurden, nicht über ihre ethnische Zugehörigkeit. Mittlerweile ändert sich die Wahrnehmung, was nicht zuletzt auch der türkischen Oppositionspartei HDP zu verdanken ist, die die Kurden in ihren Reihen auch als solche benannte und präsentierte. Aber in Europa herrscht immer noch das Bild der Kurden als potentielle Terroristen vor.

Nach jahrzehntelangen gehirnwäschegleichen Wahrnehmungsvorgaben vor allem der deutschen Regierungen und der Leitmedien kann sich die Position, wonach die kurdische Arbeiterpartei PKK in der Türkei einen Befreiungskampf um die Anerkennung des kurdischen Volkes als eigene Volksgruppe mit eigener Sprache und Kultur und Autonomie führt, nicht durchsetzen.

Dagegen wurden den irakischen "Barzani-Kurden" in Deutschland oder denjenigen, die das "System Barzani" unterstützten, Türen geöffnet. Die "kurdische Gemeinde in Deutschland" zum Beispiel, mit ihrem Vorsitzenden Ali Ertan Toprak, der CDU-Mitglied ist, wird auch hier und da mal zu Gesprächen geladen.

Die eher konservative kurdische Gemeinde unterstützt die Idee eines kurdischen Nationalstaates, während der eher linke Dachverband NavDem ("Demokratisches Kurdisches Gesellschaftszentrum Deutschland“) die Idee des demokratischen Konföderalismus verfolgt. Womit er prompt auf der Liste des Verfassungsschutzes landet, weil diese Idee von Abdullah Öcalan entwickelt wurde - aus der Erkenntnis heraus, dass im Nahen Osten neue Nationalstaaten wahrscheinlich nur neue Despoten hervorbringen.

Die multiethnische Bevölkerung in Nordsyrien, die diesen Ansatz erfolgreich seit Jahren umsetzt, - so erfolgreich, dass die USA deren militärische Einheiten als einzige relevante Kraft im Kampf gegen den IS anerkennt und unterstützt, wird hierzulande ebenfalls kriminalisiert und in die Ecke der PKK gestellt.

Jüngstes Beispiel ist die Ausweitung der Symbolverbote auf die Fahnen der nordsyrischen Partei PYD und den kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG/YPJ im Verbund der SDF (Syrian Democratic Forces), die mit US-Unterstützung dabei sind, Rakka vom IS zu befreien. Nun ist es völlig legitim und auch wünschenswert, dass sich auch hierzulande die kurdischen Organisationen politisch miteinander auseinandersetzen.

Aber noch gibt es Vorbehalte und Berührungsängste. Das könnte sich schnell ändern, denn die Merkel-Regierung "überdenkt" im Moment den weiteren Einsatz der Bundeswehrsoldaten zur Ausbildung der Peschmerga im Irak - und knickt ein weiteres Mal vor Erdogan ein, der nun seinem ehemaligen Freund Barzani den Krieg angesagt hat. Die Botschaft an die gesamte kurdische Bevölkerung ist wieder einmal: "Wenn Ihr euer eigenes Süppchen kocht, spucken wir Euch heftig in die Suppe."