Normalität und Law and Order in der Praxis

Seite 3: Reaktionen und Aussichten

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Die Studentenorganisation DAP-NDFK von Voridis Partei, der Nea Dimokratia, jubelte angesichts der Aktionen der Polizei über ein "Ende der Ungesetzlichkeit". Damit meinte die DAP-NDFK offensichtlich nicht ihre eigenen Taten. Denn, die DAP-NDFK ist bekannt dafür, dass sie ihren Mitgliedern gern vor der Prüfung die Themen des jeweiligen Professors samt Musterlösung übermittelt.

Die Parteien im und außerhalb des Parlaments sind in ein rechtes und ein linkes Lager gespalten. Anders als das ASOE-Rektorat betonen die Kollegen des Rektorats der Aristoteles Universität von Thessaloniki, dass die Uni für die Gedenkfeiern des 17. Novembers auf jeden Fall offen bleibt.

Wie alle Jahre wieder beginnen auch nun erneut die Diskussionen über die Bedeutung des damaligen Studentenaufstands. Bislang gab es diesbezüglich regelmäßige Versuche von extrem Rechten, die damaligen Ereignisse geschichtsrevisionistisch aufzuarbeiten. Nun steht die konservative, nach eigenen Angaben bürgerliche Partei Nea Dimokratia an der Spitze der Relativierer.

Fakt ist, nach der blutigen Niederschlagung wurde der damalige Diktator Giorgos Papadopoulos durch den noch brutaleren Diktator Dimitrios Ioannidis gestürzt. Ioannidis ließ später, im Glauben auf eine Unterstützung durch die USA im Sommer 1974, auch auf Zypern gegen den dortigen Staatspräsidenten Erzbischof Makarios putschen und löste damit den Krieg aus, der zur bis heute bestehenden Teilung der Insel führte.

Für den Abgeordneten der Nea Dimokratia, Constantinos Bogdanos, haben die Studenten damit die Teilung der Insel verursacht. Für den Publizisten Apostolos Doxiadis ist der Studentenaufstand Auslöser des Putsches von Ioannidis.

So gesehen erscheint es seitens der Regierung als konsequent, dass aus dem Geschichtsunterricht des Gymnasiums das komplette 20. Jahrhundert als Lehrstoff gestrichen wird. Schließlich gab es für die Griechen außer der Militärdiktatur von 1967-74, einen an den zweiten Weltkrieg anschließenden Bürgerkrieg, sowie in der Vorkriegszeit die faschistische Diktatur von Ioannis Metaxas.

Darüber hinaus gewann die Vorgängerpartei der Nea Dimokratia bis in die Sechziger Wahlen nur mit massiver Wahlfälschung und dem Einsatz von Schlägertrupps. Oppositionelle wurden in Straflager auf Inseln verbannt. Alles Themen, die für rechte Politiker recht unangenehme Fragen aufwerfen. Bereits im Wahlkampf hatte der jetzige Premier Kyriakos Mitsotakis erklärt, dass es für einen Siebzehnjährigen belanglos sei, was 1967 geschehen sei und was zum Putsch der Obristen geführt hätte.

Mitten in diesem Klima der Polarisierung steht außer dem Gedenktag für den Studentenaufstand auch noch am 6. Dezember das Gedenken für den von einem Polizisten am 6. Dezember 2008 erschossenen sechzehnjährigen Schüler Alexis Grigoropoulos an. Darüber hinaus haben Autonome und Helfer, die durch Räumung von Hausbesetzungen obdachlos gewordenen Asylbewerber ins Gelände der Technischen Hochschule von Athen gebracht. Diese wurden nach der Räumung von den Polizisten schlicht außerhalb Athens auf die Straße gesetzt.

Dies alles lässt für die nächsten Wochen zahlreiche Ausschreitungen, Demonstrationen und Gewalttaten in Griechenland vermuten. Die Regierung zeigt dabei keinerlei Anzeichen der Deeskalation.

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